Fri Jul 05 08:44:00 CEST 2024
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JUESER
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Wie alles begann Nach einer Stunde hatte ich keinen Bock auf spazieren, weil das Regenwetter nicht so meins ist. Komme in die Filiale zurück, weil es dort wenigstens trocken ist. Nach einer Weile Sitzen, fing ich im Laden rum um zu tigern, bis mir 15 Minuten später einfiel- “Mensch Junge! du jammerst schon seit Monaten über die Scheibenwischer, kaufe dir doch gleich welche hier!”. Aber welche genau? Den Amateur am Tresen gefragt, der mir gern geholfen hat und die passenden ausgesucht hat. Sogleich ist er zur Kasse damit und abkassieren wollen. Moment, sage ich, ich habe das Fahrzeug gerade bei ihnen zur Achsvermessung und Ölwechsel. Können wir das nicht gleich zusammen abrechnen? Endlich gerade Beine Ahhh.... leeeeeck mich doch einer am Stirn! Meine Laune sprang vor Freude jetzt schon durch den Laden. Fahrzeug bekommen, ab Nachhause. Frau unterwegs angerufen, dass Sie umkehren kann. So geht Service ihr... ATU Auf die Plätze fertig los.. in den Urlaub nach Italien In der Zwischenzeit waren bereits 3 Wochen verstrichen. Ich freute mich über alles, was ich meinem 5er gegönnt habe, die Laune war auch von den Wolken zurück, flog aber noch recht hoch über mir und meinem Tiger rum. Also habe ich die Kinder, die Frau, Koffer und die eigene Laune in der Schönheit verstaut und auf der Autobahn, von Berlin, richtung Süden gestartet. “Hier mal eine Zwischenfrage an die Nürnberger: nervt euch das langsam nicht, eine Dauerbaustelle um sich zu haben? Oder mögt ihr das so? “ ADAC die gelben Engel Die Woche der Verzweiflung Als ich dran war, verlangte ich den Filialleiter, so wie es auf der Rechnung stand. Die nette Mitarbeiterin wollte aber vorher wissen, worum es geht und ob sie eventuell selbst helfen könnte. Also holte ich tief Luft und sagte etwas lauter “Ich habe bei Ihnen Ölwechsel gemacht und jetzt hat mein Wagen Motorschaden”. Ich wollte noch den Hergang beschreiben, doch wurde von der Mitarbeiterin sofort unterbrochen, ich solle warten, sie würde den Filialleiter holen und verschwand in der Werkstatt. Im Nachgang wurmte mich die Aussage mit der Rezession. So nach dem Motto: "Was bist du für ein Meme? Solche Sachen regelt man persönlich und nicht hinter einem PC versteckt.” klang das für mich. Doch dann wurde mir klar, ich hätte hier schlagfertiger sein sollen und Ihn zur Rede stellen, warum er mich nicht gleich kontaktiert habe, wenn er doch wusste, wer ich bin und was für ein Problem ich hatte? Warum hat er sich nicht sofort und proaktiv um eine Lösung bemüht? Natürlich hätte ich auch dort anrufen können, um mein Problem zu schildern, anstatt eine Rezession zu schreiben. Aber ist doch jedem klar, solche Geschichten sind keine tote Maus in der Garage, sondern eine extreme psychische Belastung. Und auf einen Anruf war ich einfach nicht vorbereitet. Ich bin ein Mensch und habe spontan einen Kanal gefunden, um meinen Ärger loszuwerden. Den ganzen Samstag zu Hause versuchte ich, aus der Situation irgendwie “wasserdichte” Geschichte zu machen. Mir war klar, noch so kleine Formfehler in der Abwicklung können dazu führen, dass ich auf dem Schaden sitzen bleibe, auch wenn es völlig klar ist, was hier passiert ist. Kurz gesagt, am Ende entschloss ich mich, bei der Geschichte, die ich aufgetischt habe, zu bleiben und nichts zu unternehmen, bevor ich mit einem Anwalt gesprochen habe, was ich am Montag dann auch tat. Laut Anwalt musste ich das Fahrzeug nicht aushändigen. Er schlug vor der ATU vorzuschlagen das Fahrzeug bei BMW zu besichtigen, andernfalls müsste man ein Schadenssicherungsverfahren beantragen wodurch die ganze Geschichte in die Hände von dem Anwalt wandern muss. Also verfasste ich eine Email an ATU, in der ich genau das vorgeschlagen habe, zusammen mit dem Bericht zu dem Schadenshergang, dem ADAC Bericht und dem Foto von der Autobahn. Tag später rief mich der FL auch an und sagte, es würde jemand kommen um sich vor Ort ein Bild zu machen. Damit war die erste Hürde genommen, ich musste mein Auto nicht 20km durch das Land juckeln, um eine lose Schraube zu zeigen. Ein Riesenberg fiel mir von den Schultern. Doch es standen noch einige offene Fragen im Raum. Was passiert, wenn der Wagen nicht wert einer Reparatur ist? Was ist mit der Rechnung für Ölwechsel, jetzt wo das ganze Öl irgendwo bei Nürnberg auf der Autobahn verteilt ist? Ich sitze seit nun mehr als 6 Tagen ohne Fahrzeug, was ist mit der Ausfallentschädigung? Ich fing zuhause an, Fahrzeuge zu vergleichen und hin und her zu rechnen. Motor tauschen lassen, verkaufen, fiktiv abrechnen und günstig reparieren lassen dann verkaufen? Doch wie ich es auch drehte, waren die Zahlen, die ich hatte, nur eine Vermutung. Eine mit der sich nichts konkret ausrechnen ließ. Ich brauchte den Kostenvoranschlag, vorher ging nichts auf. Es war Freitag und mit dem Voranschlag war bis Montag nicht zu rechnen. Qualvolles Wochenende stand bevor, denn die Gedanken in dem Kopf ließen einem keine Ruhe. Fazit dieser Woche: Es ging alles in eine positive Richtung mit nur einer Mail. Mache ich mich da selbst verrückt? Gut möglich, doch ohne Kommunikation mit dem Anwalt, Recherchen im Internet und der Organisation bei BMW hätte alles anders laufen können. Das müsst Ihr selbst beurteilen. Im E-Mail-Postfach entdeckte ich den, mit Hochspannung erwarteten, Kostenvoranschlag von BMW. Der war bereits am Freitag schon da, ich habe einfach nie nachgeschaut gehabt. Nun, ich erwartete schon hier eine hohe Summe, doch der Betrag überstieg meine Erwartung um einiges. Ich leitete die Email sogleich an den FL von ATU und widmete mich wieder meinem Job. Am Nachmittag rief mich der FL an und gab mir bekannt, alle Unterlagen für die Regulierung zu haben, ich würde sehr viel Geld von ATU bekommen, denn das Fahrzeug sei weniger wert als die Reparatur. Wie viel genau sei jedoch noch unklar, man werde sich diesbezüglich in ein paar Tagen bei mir melden. Gut, regen wir uns ab und warten “ein paar Tage” ab, dachte ich mir. Ich bin schon gespannt, was “sehr viel Geld” auf dem Papier für ATU bedeutet. Klar war, für das “sehr viel Geld” das bereits in dem Kostenvoranschlag stand, konnte man nichts Vergleichbares bei BMW-Händlern in Deutschland finden. Dieses “sehr viel Geld” das ATU nun ausrechnen wird, wird auf gar keinen Fall mehr sein. Somit ist die Aussicht auf null zu null Abrechnung gleich null, geschweige denn ein zusätzlicher Ausgleich für meine Nerven, die langsam sehr dünn wurden. Mittwochabend, nachdem keine neuen Informationen von ATU zu erwarten waren, fasste ich alles noch mal kurz zusammen und verschickte alles an meinen Anwalt per Mail. Ich hatte mir überlegt, dieses “sehr viel Geld” muss einer sich anschauen und dabei ist es egal, was ATU mir schickt. Also bat ich den Anwalt, sich der Sache anzunehmen, um es zu beschleunigen, aber auch alles einfordern, was in solchem Fall fällig wird. “Sehr viel Geld” mehr wird der Anwalt mir, dank RV, nicht kosten. Die Berechnung der ATU kann ich selbst kaum anzweifeln oder gar korrigieren. Dass diese nur falsch sein können, war mir aber bereits klar. Denn ATU hatte keinen Gutachter vor Ort, der den Wert von meinem Fahrzeug feststellen würde. Ich hatte selbst keinen Gutachter beauftragt. Der Wert meines Fahrzeuges vor dem Ölwechsel und im jetzigen Zustand ist völlig unklar und wird von ATU sicher nicht zu meinen Gunsten ausfallen. Wenn ATU schon jetzt behauptet, der Wiederbeschaffungswert sei niedriger als die Reparatur, dann haben die nach irgendeiner Eierschale recherchiert, nicht nach dem Fahrzeug was ich “meins” nenne. Am Donnerstag verbrachte ich den ganzen Tag auf der Lauer vor meinem PC und dem Handy, aktualisierte im Zehn-Minutentakt meine E-Mails und blickte auf das Handy. Wer meldet sich als Erster, die ATU oder der Anwalt? Das war hier die Frage. SPANNUNG!!!! Ihr ahnt es schon, als erster meldete sich, ca. 18:30, telefonisch natürlich der Anwalt. Er meldet sich immer am späten Abend. Ich frage mich, ob er so viel zu tun hat oder grundsätzlich nur lange schläft, weil er so spät noch arbeitet, weil er zuvor so lange geschlafen hat, weil er am Vortag sehr spät gearbeitet hat. Ein Teufelskreis! OK, nicht so wichtig. Kommen wir nun zur Odyssee, dem Hoch und Ab, derjenige, die seitdem ich den Termin bei ATU bekommen habe, am meisten die Strecke gemacht hat. Richtig! Das, mittlerweile zu einer Hochsprung-Athletin entwickeltes Wesen, meiner Laune. Bildlich gesehen, saß sie nun ruhig auf der Wartebank in einem Olympiastadion der Gefühle, wo gerade eine Weltmeisterschaft ausgetragen wird und betrachtete die Wettkämpfe. Die Hoffnung holte wieder beim Langlauf auf, die Wut war immer noch weit vorn beim Speerwerfen. Alles in einem, es waren noch alle Sportler im Stadion. Leute aus dem Forum "motor-talk" sassen auf der Bühne und feuern mit den Kommentaren zu meinem Beitrag die Sportler an. Mal sei es die Hoffnung die man sterben lassen soll, mal ist es die Wut die man bei der ATU rauslassen soll, mal die Angst die verschwinden soll. Das Thema in dem Forum berührte jeden und jede, es gab sogar kleine Rangelei unter Zuschauer selbst. Meine Laune jedoch schien mir etwas Ruhe zu brauchen, also gönnte ich mir einen Besuch beim Frisör und damit eine Entspannungsmassage für die Hochleistungssportlerin. Freitag sollte mir der Anwalt per Mai die Unterlagen abfragen, die er noch brauchte. 15:00 Uhr gab es aber leider noch keine Mail von ihm. Obwohl sich nichts geändert hatte, war ich weiterhin entspannt. Es passierte erstmal einfach nichts. Doch kurz nach 17:00 Uhr kam die erwartete Email von dem Anwalt. “Dieser Mann ist eindeutig spät unterwegs", dachte ich mir, scannte alles ein, was er haben wollte und stellte mich jetzt darauf ein, definitiv in meiner Arbeitszeit nicht von diesem Mann gestört zu werden. Obwohl ich von keinem anderen lieber gestört werden wollte. Es bewegt sich was Zwei Tage später kam dann der Regulierungsvorschlag der ATU. Das Fahrzeug wurde auf 13.700€ im Wiederbeschaffungswert und mit 4.000€ mit Restwert beurteilt. Das ergab eine Zahlung von 9.700€. Ich darf das Fahrzeug selbst veräußern und kann evtl. besseren Preis erzielen. Ich leitete die Mail gleich an den Anwalt weiter, die Zahlen überraschten mich wenig und können jetzt nur noch besser werden. Das “sehr viel Geld” der ATU widerte mich an, aber jetzt konnte ich anfangen zu rechnen. Gut, für 9.700€ bekommt man meinen Schatz weder zum laufen noch ersetzt. Na nicht ganz! Vielleicht würde man für den Preis, irgendwo und irgendwas verpflanzen können. Das Risiko für einen erneuten Motorschaden würde aber dann bei mir liegen und ich müsste mich auch darum selbst kümmern. Das war keine Option für mich. Der Abschied Nun kam auch der Geier angeflogen, landete mit dem Lächeln neben meinem 5er und mit einem gierigen Blick umrundete mein Auto, fleißig auf der Suche nach Preisminderungs-Gründen. Im Anschluss lief das Gespräch zunächst wie der Erste ab. Irgendwann brach ich diesen mit der Frage “Nimmst du das Fahrzeug jetzt oder nicht?” ab, wobei “sag letzter Preis”-Gespräch entfacht ist. Ich ließ mich darauf nicht ein, streckte die Hand aus und verabschiedete mich. Doch dann krallte sich der Geier in meine Hand fest und ließ von dem Gespräch nicht ab. Es ging weitere 15 Minuten mit dem Betteln weiter. Ich wollte nur noch weg, den Zustand meines Schatzes anzusehen war sowieso schon schwer. Doch dann, als ich mich endlich losgerissen habe und endgültig gehen wollte, hörte ich “du bist sehr hart, schlag ein”. Das Fahrzeug war nun verkauft. Wir wickelten den Papierkram ab, ich bekam das Geld und ohne noch einmal zu meinem Baby zu schauen, fuhr ich los. “Das war’s” dachte ich mir auf dem Heimweg, “wir werden uns nie wieder sehen, jetzt gehörst du einem Anderen” seufzte ich vor sich hin und war doch irgendwie erleichtert. “Du wirst eine Jüngere finden", beruhigte ich mich. Abends kam noch der Schrauber-Nachbar mit seiner Frau rum und wir spülten die Trennung mit einer Flasche Limoncello aus Italien herunter. Ein neues Kapitel Da ich die letzten Wochen ja nicht ruhig sitzen konnte, hunderte von Autohäuser und Portale im Internet durchforstet habe, die Wägen alt und neue gegeneinander verglichen habe, Privatverkäufer gegen Autohändler und umgekehrt analysiert habe, wusste ich nicht was ich besseres, an dem Tag nach unserer kleiner Trauerfeier, machen soll als eine der Jüngeren aus dem Internet zu besuchen. Also habe ich den Verkäufer kontaktiert und zusammen mit meiner Frau hingefahren. Es war nicht weit und meine Frau wollte noch zu H&M. Ich war völlig emotionslos, hier ging es nun wirklich um “viel Geld” auch für mich. Daher glaubte ich nicht an die Liebe auf den ersten Blick. Klar laut der Beschreibung war die Gastgeberin voll ausgestattet, wenig verbraucht und preislich von keinem Händler zu unterbieten, aber ich war sehr skeptisch. Auf dem Weg suchte ich verzweifelt den Grund dafür, dass das Fahrzeug noch nicht verkauft war, es war bereits zwei Wochen im Internet, im Verkaufsregal. Als der nette Verkäufer sein Schätzchen, frisch gewaschen aus der Waschanlage vorfuhr, war es um mich geschehen. Nein, ich verliebe mich normalerweise nicht so schnell. Hier stimmte aber die Philharmonie der Ausstattung, das Orchester an gepflegten dunklen Ledersitzen mit dem dunklem Dachhimmel, das Zusammenspiel der 19-Zoll Felgen mit dem kraftvollsten 265 PS-Motor den ich je gefahren bin. Es passte einfach hinten, vorn, oben, unten, links und rechts, sogar von innen und sonstigen Richtugen die es noch gibt. Es passte einfach, fertig! Wie es hier weiter ging, ist intim und wird nicht weiter preisgegeben! Nein, natürlich Quatsch. Aber es hat nichts mehr mit ATU zu tun und wir beide, meine Neue und ich, werden mit absoluter Sicherheit einen weiten Bogen um den Laden machen, so viel sei versprochen! Geduld ist eine Tugend Ich hatte also ein neues Auto und war rundum glücklich damit. Das einzige, was mich noch ab und zu beunruhigte, ich hatte ja das Geld für den neuen Wagen aus der Familienkasse verwendet und das wollte ausgeglichen werden. Ohne großen Stress wartete ich also auf die Auszahlung von ATU. Erfreulicherweise kam diese auch nur eben rund vier Monate später, aber jetzt mit so “viel Geld” wie das der Anwalt und nicht wie der Pups von ATU meinte. Fazit: |
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