Skoda Superb Sportline Limousine: Dauertest

Schneller Vertreter mit Endrohr-Attrappen

MOTOR-TALK

verfasst am Fri Aug 04 17:28:26 CEST 2017

Die meisten Superb-Kunden kaufen den Kombi, aber was kann die Limousine? Sechs Monate ist Skodas Flaggschiff im Dauertest bei Motor-Talk. Diesmal an Bord: Unser Autor Haiko Prengel.

Haiko Prengel war mit dem MOTOR-TALK-Dauertester unterwegs: Einem Skoda Superb 2,0 TDI mit 190 Ps
Quelle: MOTOR-TALK

Von Haiko Prengel

Berlin - Von wegen Limousinen sind out. Der Skoda Superb macht offenbar was her. „Boah, ist das ein geiles Auto“, sagt eine Bekannte und steigt zu mir in das viertürige Stufenheckmodell. Vor allem vom formschön gestalteten Cockpit zeigt sie sich begeistert, aber auch die Karosserie-Linien gefallen ihr. „Wie ein amerikanischer Straßenkreuzer!“

Dieser Vergleich erschließt sich mir auf Anhieb nicht ganz, dafür ist der Skoda einfach viel zu modern. Doch zumindest von der Größe her kann der Superb mit klassischen Limousinen mithalten. Denn das Raumgefühl in Skodas Flaggschiff ist einfach großartig – nicht nur für mich mit meinen 1,87 Metern Körpergröße auf dem Fahrersitz. Auch auf dem Beifahrersitz und im Fond können Insassen bequem die Beine ausstrecken, und sitzen in diesem Fall auf edlen Alcantara-Sitzen. „Selten so bequem gesessen“, befindet die Mitfahrerin und fläzt sich in die ergonomisch geformten Sitze.

Zwei Wochen im 2,0 TDI mit 190 PS

Seltenes Bild: Rund 90Prozent der Superb-Käufer entscheiden sich für die Kombi-Version des langen Skodas
Quelle: MOTOR-TALK
Zwei Wochen haben wir den Motor-Talk-Dauertester ausprobiert. Diese Zeit braucht man auch, um all die Funktionen zu testen, die das Spitzenmodell des tschechischen Herstellers bietet. Unser corrida-roter Probewagen ist ein 2.0 TDI SCR, mit dem stärksten Diesel (190 PS) unter der Haube. Dazu kommt ein Sportline-Paket, das Tieferlegung, schwarze Zierelemente, Heckspoiler und großspurige 235er-Walzen auf 19-Zoll-Leichtmetallfelgen beinhaltet. Ganz schöner Auftritt für eine Papa-Kutsche. Dabei wollen diese Limousine eigentlich nicht viele Kunden: 90 Prozent der Superb-Kunden entscheiden sich für den Kombi.

Dabei reichte das Platzangebot der Limousine für uns gut aus - obwohl wir ein Kind haben und die Familie samt Schwiegermutter gern über das Wochenende ins Grüne fährt. Wenn sich die elektrische Heckklappe elegant aufgeschwungen hat, öffnet sich ein gigantischer Kofferraum. In dem wir mühelos Kinderfahrrad, Reisetaschen und Getränkekisten unterbringen können - gleichzeitig. Wem das nicht reicht: Für den Kleinumzug oder den Großeinkauf klappt man einfach die Rücksitze um. Bei Kilometer 13.000 hatte der Dauertester zum ersten Mal in der Werkstatt gestanden. Die Klimaanlage wollte wegen eines Steinschlags im Kondensator nicht mehr kühlen. Bei unserer ersten Fahrt ist wieder alles im Lot - bis auf das Wetter. Dicke Regentropfen prasseln auf den Wagen herab. Aber die hervorragende Dämmung lässt kaum Geräusche ins Wageninnere.

Da hat sich jemand Gedanken gemacht

„Reisen mit Stil. Reisen mit Platz“ bewirbt Skoda sein Spitzenmodell, und das stimmt. Unser Eindruck: Gemessen an Verarbeitung und Ausstattung ist der Skoda Superb mehr Ober- als Mittelklasse. „Details in Perfektion“ meint Skoda, und das stimmt ebenfalls. Dieses Auto wirkt ausgereift. Vom Kühlfach unter der Armlehne über Regenschirme in den vorderen Türen bis zum smarten Brillenfach im Dachhimmel. Viele ausgeklügelte Features an Bord hinterlassen den Eindruck: Da hat sich jemand wirklich Gedanken gemacht.

Viel Platz, komfortable Sitze: Selbst nach mehrstündiger Fahrt auf Landstraße und Autobahn steigt man einigermaßen fit aus dem Auto
Quelle: MOTOR-TALK
Neben dem üppigen Platzangebot beeindruckt vor allem das feine Fahrgefühl. Selbst nach mehrstündiger Fahrt auf Landstraße und Autobahn steigt man nicht wie gerädert aus dem Auto. Das Fahrwerk schluckt jede Bodenwelle, sogar über Kopfsteinpflaster rollt der Anderthalbtonner, ohne dass man im Auto groß durchgeschüttelt wird.

Die Verbrauchswerte sind okay, aber bei weitem nicht so gut wie vom Hersteller angegeben. Der Durchschnittsverbrauch laut NEFZ liegt bei viereinhalb Liter Diesel, im Testbetrieb waren es laut Bordcomputer eher sechseinhalb. Die Kollegen in der Motor-Talk-Redaktion errechneten sogar einen Verbrauch von rund acht Litern. Als Vertreter-Wagen wird der Skoda Superb gern mit dem etwas genügsameren 150-PS-Diesel bestellt, dessen Fahrleistungen eigentlich völlig ausreichen. Mit dem 190-PS-TDI geht natürlich mehr. Glücklicherweise reagiert das Gaspedal nicht überempfindlich, so kann man mit dem seidenweich schaltenden Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe auch gemächlich durch Tempo-30-Zonen rollen.

Im Herzen ist er doch ein Vertreter-Wagen

Kein Entweder-Oder: Der Kofferraum des Skoda Superb schluckte Kinderfahrrad, Reisetaschen und Getränkekisten
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Wer dagegen das Pedal durchdrückt, wird vom Turbolader beinahe in die Sitze gedrückt. Auf der Autobahn ist der Superb im Nu auf Tempo 200. Die für ein Reise- und Familienfahrzeug beachtliche Beschleunigung (0-100 km/h 7,7 s) kann Spaß machen. Gepaart mit dem aufgemotzten Äußeren verleitet der Sportline-Superb aber auch schnell zu einem eher aggressiven Fahrstil. Jedenfalls mich, der ich sonst vergleichsweise lahm motorisiert unterwegs bin. Aber Sportline kommt ja auch von sportlich, und so versuche ich auf einer Brandenburger Landstraße, der tschechischen Mittelklasse-Limo ein wenig einzuheizen. Also Doppelkupplungsgetriebe von Automatik auf Handgerührt stellen und ab geht’s. Aus der Canton-Soundanlage schallt „Shut Em Down“ von Public Enemy – der örtliche Radiosender spielt gerade Hits aus den 90er Jahren.

So richtig ausgelassene Stimmung kommt nicht auf, da kann der Sportline-Superb mit seinem schwarzen Kühlergrill und den abgedunkelten Nebelleuchten noch so grimmig dreinblicken. Der Vierzylinder-Diesel mag keinen harten Rap, will eher früh geschaltet werden. Keine Frage, der Superb ist eine richtig schnelle Limousine, aber im Herzen eben doch ein Vertreter-Wagen. Und sorry: Die zwei glänzenden Endrohr-Attrappen sind eher peinlich. Beim Skoda Octavia RS Diesel kommen wenigstens aus einem von zwei Rohren echte Abgase. Hier werden die Abgase unter dem Fahrzeug abgeleitet.

Nervige Assistenten

Abgas-Show am Heck des Skoda Superb: Die silbernen Endrohre sind Attrappen, die Abgase werden unterhalb des Fahrzeugs ins Freie entlassen
Quelle: MOTOR-TALK
Dann lieber auf das Wesentliche konzentrieren: Nach zwei Wochen Testbetrieb beim Skoda Superb erinnern wir uns vor allem am die solide Verarbeitung und die umfassende Ausstattung. Regensensor, Zweizonen-Klimaanlage, elektrische Heckklappe, integriertes Navi oder Multifunktionsanlage: Hier wirkt alles stimmig und nichts überflüssig. Unser Testfahrzeug hat fast volle Hütte an Bord, das kann man bei einem Listenpreis von 50.000 Euro auch erwarten.

Nur wenige Extras wie elektrisches Panoramaschiebedach (1.090 Euro) oder Rückfahrkamera (350 Euro) fehlen, auch der aufpreisfpflichtige Heckscheiben-Wischer wäre angesichts der großen Scheibe hinten nützlich gewesen. Aber immerhin ist er erhältlich, für nur 90 Euro Aufpreis. Auch auf die Kamera können wir gut verzichten. Die Einparkhilfe via Sensoren und Warntönen reicht aus, um den Wagen zu rangieren, wenn es eng wird. Überhaupt piept der Superb ziemlich viel, was auch nerven kann. Ganz schlimm wird es auf dem Sandweg zu unserem Gartengrundstück, der von tiefen Schlaglöchern übersät ist. „Fahrweg kontrollieren, Fahrweg kontrollieren“!

Hier kommt der Superb aus dem Alarm-Modus nicht mehr heraus. Die Musik aus der schönen Soundanlage wird automatisch herunter geregelt, damit sich der Fahrer auch ja aufs Fahren konzentriert. Nicht jeder mag solche bevormundenden Übergriffe eines Computers. Aber es ist vielleicht eine Möglichkeit, sich schon mal daran zu gewöhnen. In einigen Jahren sollen uns ja autonom fahrende Roboter kutschieren. Es wird eine Zeit sein, in der Superb-Fahrer sich vermutlich wohl fühlen werden.

Die wichtigsten Daten zum Dauertester:

  • Modell: Skoda Superb 2.0 TDI DSG Sportline
  • Motor: 2.0 TDI mit SCR-Kat
  • Getriebe: Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe, Frontantrieb
  • Leistung: 190 PS (140 kW) bei 3.500–4.000 U/min
  • Drehmoment: 400 Nm bei 1.750–3.250 U/min
  • Höchstgeschwindigkeit: 235 km/h
  • Beschleunigung 0–100 km/h: 7,7 s
  • Verbrauch laut NEFZ: 4,5 l/100 km
  • Erstzulassung: Dezember 2016
  • Laufleistung bei Testbeginn: 2.304 km
  • Testwagenpreis (Liste): 48.948,98 Euro
Vorsicht vor Steinen! Wegen eines Steinschlags im Kondensator wollte die Klimaanlage nicht mehr kühlen. Nun funktioniert alles wieder bestens
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Abgas-Show am Heck des Skoda Superb: Die silbernen Endrohre sind Attrappen, die Abgase werden unterhalb des Fahrzeugs ins Freie entlassen
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Seltenes Bild: Rund 90Prozent der Superb-Käufer entscheiden sich für die Kombi-Version des langen Skodas
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Der Skoda Superb wird gerne mit dem 150 PS-Diesel bestellt. Mit der 190 PS Variante geht natürlich mehr
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Tiefer, größer, Breiter: Über das Sportline-Paket kommt ein tieferes Fahrwerk in den Skoda Superb. 235-Reifen auf 19-Zoll-Leichtmetallfelgen sind ebenfalls dabei
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Kein Entweder-Oder: Der Kofferraum des Skoda Superb schluckte Kinderfahrrad, Reisetaschen und Getränkekisten
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Das Sportline-Paket nimmt der "Papa-Kutsche" manches von ihrer Biederkeit: enthalten: Schwarze Zierelemente, Heckspoiler
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Viel Platz, komfortable Sitze: Selbst nach mehrstündiger Fahrt auf Landstraße und Autobahn steigt man einigermaßen fit aus dem Auto
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Die zweite Sitzreihe im Skoda Superb 2,0 TDI Dauertester
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Auch wenn er einen Laptimer hat: Ein richtiger Sportler ist der Skoda Superb nicht. Auch nicht in der 190 PS-TDI-Variante mit Sportline-Paket
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