• Online: 4.071

Erster Männerparkplatz löst Kopfschütteln aus - Triberg liebt's niveaulos

verfasst am

UPDATE: Ist das Kunst oder Sexismus? Das Dorf Triberg möchte Touristen anlocken, mit anrüchigen Mitteln. Nach herber Kritik wurde das Gemälde mittlerweile übertüncht.

Der Männerparkplatz in Triburg soll Aufmerksamkeit erregen - das gefällt nicht allen Der Männerparkplatz in Triburg soll Aufmerksamkeit erregen - das gefällt nicht allen Quelle: dpa/Picture Alliance

Triberg - Wer parkt besser ein? Männer oder Frauen? Diese Frage lässt sich nicht stellen, ohne eine hitzige und leider oft sexistische Debatte auszulösen. Ein 5.000-Seelen-Ort im Schwarzwald toppt diese Frage mit einem geschmacklosen Bild, um Aufmerksamkeit zu erregen.

Jugendfrei ist das Bild nicht zu beschreiben, das die Wand vor zwei ausgewiesenen "Männerparkplätzen" im Schwarzwald-Städtchen Triberg ziert: Eine Frau räkelt sich mit leicht gespreizten Beinen, streckt ihre Brüste in die Luft, das lange Haar fällt nach unten. Ein Schild mit der Aufschrift "1. Männer-Parkplatz" verdeckt die Rundungen etwas. Über der Frauensilhouette steht der Schriftzug "Steile Berge, feuchte Täler".

"Ein Beitrag zum Humor der Gesellschaft"

Provoziert: Die Silhouette hinter dem Männer-Parkplatz Provoziert: Die Silhouette hinter dem Männer-Parkplatz Quelle: dpa/Picture Alliance "Geschmacklos" nennt es eine Frau, die kopfschüttelnd vorbeigeht. Einem Passanten gefällt es gut, er sagt: "Das ist ein klarer Werbegag." Und genau das war das Ziel. Tribergs Bürgermeister nennt es am Freitag im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur einen "Beitrag zum Humor in der Gesellschaft". Noch viel wichtiger ist für Gallus Strobel (CDU): "Diese Aufmerksamkeit ist gut für Triberg." Denn um Touristen in das Städtchen zu locken, reichen Wasserfälle alleine offenbar nicht mehr aus.

Aufmerksamkeit um jeden Preis? Für Tribergs Image könnte das nach hinten losgehen. "#Triberg liebt's niveaulos", kommentierte am Freitag eine Twitter-Nutzerin. Ein anderer Kommentar in dem Kurznachrichtendienst lautete: "Ist das ekelhaft!" Und die "Emma"-Redaktion um Frauenrechtlerin Alice Schwarzer twitterte etwas ungläubig: "Kannste dir nicht ausdenken."

Vor drei Jahren wies Bürgermeister Strobel "Deutschlands erste Männerparkplätze" in dem Parkhaus aus mit der Begründung, sie seien schwer zu befahren. Nun prangt hier das frivole Bild der Frau.

Das ist "frauen- und menschenverachtend"

Ein Parkplatz nur für Männer - ein Werbegag, der nach hinten losgehen könnte Ein Parkplatz nur für Männer - ein Werbegag, der nach hinten losgehen könnte Quelle: dpa/Picture Alliance Den Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten in Baden-Württemberg stößt es sauer auf. "Diese Art der sexistischen Werbung, die den nackten Körper einer Frau als Blickfang nutzt und die sexuelle Verfügbarkeit von Frauen allgemein suggeriert, ist frauen- und menschenverachtend", teilten sie mit. Aber Strobel will das Bild auf keinen Fall entfernen: "Es geht um die Freiheit der Kunst, die provozieren darf und soll."

Vielen Passanten gefällt's - sagt zumindest Künstler Werner Oppelt, der mehrere Tage lang im Parkhaus am umstrittenen Bild gearbeitet hat. "Es sind immer wieder Leute vorbeigekommen - auch Holländer, Italiener und Spanier - da hat sich niemand negativ geäußert", sagt er. Manch eine Frau habe auch ein männliches Pendant über einem Frauenparkplatz gefordert. Damit will Oppelt dann aber nichts mehr zu tun haben. "Ich habe das von Anfang an mit etwas Widerwillen gemacht, das ist einfach nicht so mein Stil", räumt der Rentner ein. Für den Hobby-Künstler ist das eine Auftragsarbeit gewesen - mehr nicht.

Ein ähnliche Anzeige musste zurückgezogen werden

Auch Designerin Selina Haas will kein Pendant für einen Frauenparkplatz kreieren. Sie hat im vergangenen Jahr mit einem ähnlichen Spruch und Frauensilhouette die Anzeige des Tourismusvereins Ferienland Schwarzwald im Bordmagazin einer Fluggesellschaft entworfen - und viel Aufsehen erregt. "Große Berge, feuchte Täler & jede Menge Wald" war da unter einem Frauenumriss zu lesen. Nach Kritik wurde die Anzeige zurückgezogen.

Haas ärgert es, dass nun "der Konkurrent" mit der Idee Werbung mache, denn Triberg sei aus dem Tourismusverein Ferienland Schwarzwald ausgetreten - noch bevor die Kampagne mit ihrer Anzeige herausgekommen sei. Ihr Entwurf sei deutlich gemäßigter gewesen, das Triberger Parkplatzbild dagegen "sexistisch", sagt sie. "Vor allem mit dem Kontext Männerparkplatz rückt das Bild in eine erotische Ecke, das ist zu provokant", sagt die Designerin.

Die neue Variante der Werbeanzeige Die neue Variante der Werbeanzeige Quelle: picture alliance / dpa Sie bezeichnet sich selbst als offen, die Idee hatte sie damals zusammen mit ihrem Verlobten: "Wir haben überlegt, was den Schwarzwald ausmacht. Da sind wir auf große Berge, feuchte Täler und jede Menge Wald gekommen", sagt Haas. Sie habe sofort an eine Frau denken müssen.

Beschwerde beim Werberat

Immer wieder gibt es Diskussionen, wenn Werbung unter Sexismus-Verdacht gerät. Werden Frauen zu Objekten degradiert? Ist zu viel nackte Haut zu sehen? Auch Haas' Entwurf rief vor einem Jahr den Deutschen Werberat auf den Plan. Dort haben sich nun zwei Privatpersonen über das Triberger Wandbild beschwert, es sei frauenfeindlich und sexistisch. Werberat-Geschäftsführerin Julia Busse sagt: "Dieses Mal können wir nichts tun, wir sind nur für Wirtschaftswerbung zuständig."

UPDATE: Bild wurde entschärft

Nach zahlreichen Protesten und harter Kritik vom Triberger Gemeinderat hat der Künstler Werner Oppelt sein eigenes Kunstwerk "entschärft". Statt einer nackten Frau zeigt das Bild nun tatsächlich Berge und Täler, einen See und einen Wasserfall.

"Zufrieden sind wir sicherlich nicht. Wenn der Bürgermeister diese unsägliche Aktion vorher mit dem Gemeinderat besprochen hätte, wäre das Bild nie dort an die Wand gekommen", sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende, Klaus Wangler.

"Jetzt kann man das Bild nicht mehr als wirklich sexistisch bezeichnen, aber jeder, der die Version vorher kannte, weiß noch, wo die Frau im Bild zu sehen ist", sagte die Sprecherin der kommunalen

Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten in Baden-Württemberg, Anette Klaas. Auch der Spruch "Steile Berge, feuchte Täler" sei nach wie vor unpassend.

Für Bürgermeister Strobel hat sich die Aktion "gelohnt", wie er sagt. Viele Besucher seien zum Parkhaus gekommen und hätten das Bild fotografieren wollen - "und mussten seit Montag enttäuscht wieder gehen".

Avatar von dpanews
209
Hat Dir der Artikel gefallen? 14 von 17 fanden den Artikel lesenswert.
Diesen Artikel teilen:
209 Kommentare: