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Mercedes-Benz 600 - Thronjubiläum: Der große Benz wird 50

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Eleganz, Komfort und ausgefeilte Technik machten den Mercedes Benz 600 zu einer Luxus-Limousine der Königsklasse. Der feinen Art des Reisens bedienten sich nicht nur Politiker, Popsternchen oder Päpste.

Exklusive Sonderausführung: Mercedes-Benz 600 Pullman-Limousine der Baureihe W 100 mit werksseitigem Sonderschutz und erhöhtem Dach Exklusive Sonderausführung: Mercedes-Benz 600 Pullman-Limousine der Baureihe W 100 mit werksseitigem Sonderschutz und erhöhtem Dach Quelle: Mercedes-Benz

Köln - Seine Fans nannten ihn schlicht „Großer Mercedes“. Für alle anderen war er der Gigant unter den Luxuslimousinen. Zu Recht, denn neben dem 6,24 Meter langen Mercedes 600 wirkte sogar ein Rolls-Royce Phantom bescheiden.

Der Mercedes 600 sollte ein Auto der Superlative werden und in die Fußstapfen des Adenauer-Mercedes 300 treten. Gegen ihn sollten alle Konkurrenten klein, betulich oder betagt wirken.

Seine repräsentative Aufgabe konnte die neue Staatskarosse allerdings erst mit Adenauers Nachfolger Ludwig Erhard antreten. Immerhin kommentierte der Kanzler Konrad Adenauer höchstpersönlich die spektakuläre Weltpremiere des neuen Statussymbols auf der Frankfurter IAA vor 50 Jahren.

Einen Pullmann oder 15 Käfer?

Studioaufnahme von 1963 vom Mercedes Benz 600 (W 100) Studioaufnahme von 1963 vom Mercedes Benz 600 (W 100) Quelle: Mercedes-Benz Der neue Mercedes war zu seiner Zeit unschlagbar. Keine Serienlimouinse war länger. Kein Auto war teurer, auch nicht die Konkurrenten aus der Liga von Bentley S3, Rolls-Royce Phantom V, Cadillac Fleetwood oder Lincoln Continental. Für 63.500 Mark gab es wahlweise einen 600 Pullman, vier Porsche 356 oder 15 VW Käfer.

Mit dem „Großen Mercedes“ wollten die Schwaben an die Tradition des Typs 770 von 1930 anknüpfen. Also kreierten die Konstrukteure ein Statussymbol und zugleich einen Technologieträger, der als erstes Modell den neuen 6,3-Liter-V8 mit Benzineinspritzung und 250 PS Leistung bekam.

Werte wie ein Muscle-Car

Abgesehen von einem Rennmotor aus den 1930er Jahren war die monumentale Maschine der erste Mercedes-V8 überhaupt und bildete die Basis für eine ganze Familie von Achtzylindern. Das maximale Drehmoment war mit 500 Nm doppelt so hoch wie beim Mercedes 300 SE und lag bereits bei 2.800 U/min an.

Luxuriöses Reisen 1963: eine Lufthansa Convair 340 und der Mercedes-Benz 600 (Baureihe W 100, gebaut von 1964 to 1981) Luxuriöses Reisen 1963: eine Lufthansa Convair 340 und der Mercedes-Benz 600 (Baureihe W 100, gebaut von 1964 to 1981) Quelle: Mercedes-Benz Solche Werte konnten sonst nur amerikanische Muscle Cars erreichen, denen der größte Mercedes übrigens auch bei den Verbrauchswerten Paroli bot. Laut zeitgenössischer Testberichte zog der Typ 600 zwischen 25 und 30 Liter pro 100 Kilometer aus seinem 115-Liter-Tank.

Neue Komforthydraulik

Der Mercedes 600 bot den damaligen Autopassagieren ein neues Fahrgefühl. Das lag zum einen an einer Höchstgeschwindigkeit jenseits der 200-km/h-Marke, zum anderen an der über eine Hochdruckpumpe betriebenen, sogenannten Komforthydraulik.

Was anfangs noch niemand ahnte: Die Komplexität der Komforthydraulik erforderte immensen Wartungsaufwand. Zuvor hatte bereits der Erfinder einer Zentralhydraulik, Lincoln, mit dem Modell Continental Mark I von 1939 negative Erfahrungen gesammelt.

Dennoch: Der Mercedes 600 setzte dem deutschen Wirtschaftswunder einen Stern auf, mit dem sich schnell der ganze Globus schmückte. Die politische Prominenz allerdings nur, soweit ein Fahrzeug aus den USA oder aus Großbritannien ideologisch inakzeptabel oder nicht groß genug schien.

Blick ins Cockpit des Wagens von Papst Paul VI. Blick ins Cockpit des Wagens von Papst Paul VI. Quelle: Mercedes-Benz

Das beste Auto der Welt

Die Verkaufserwartungen konnte das von der Presse als „bestes Auto der Welt“ bezeichnete Fahrzeug allerdings nicht erfüllen. Insgesamt entstanden in 17 Jahren nur 2.677 Mercedes 600, während es der Vorgänger vom Typ 300 noch auf 11.430 Einheiten brachte.

Entsprechend seiner numerischen Bezeichnung schwebte der Typ 600 optisch, technisch und kalkulatorisch so weit über dem gesellschaftlichen Alltag, dass er für fast alle westlichen Regierungen zu protzig und prunkvoll wirkte. Und auch nur wenige deutsche Privatkunden griffen zu.

Nicht einmal die deutsche Bundesregierung kaufte das Superauto, sondern beschied sich mit dem preiswerteren Baureihe W108. Nur für hohe Staatsbesuche mietete sie beim Hersteller 600 Pullman Limousinen und Landaulet.

Ein Auto der Köngisklasse

Das Exportgeschäft lief nur solange gut, bis Rolls-Royce einen neuen Silver Shadow einführte (1967/68) und verschärfte Abgasvorschriften in den USA (1972) sowie die erste Ölkrise (1973) die Verkaufszahlen schmelzen ließen. Doch der Prestige- und Imagegewinn für Mercedes war unbezahlbar. Der 600 strahlte so hell wie kein anderes Auto der Königsklasse und übertrug diesen Glanz auf die erschwinglicheren Baureihen.

 

 

Quelle: spx

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