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Sitzprobe: Mercedes C-Klasse - So schön sitzt man in der neuen C-Klasse

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Baby-Benz war vorgestern, hier kommt die Mini-S-Klasse. Feiner Innenraum, mehr Platz, mehr Sicherheit und weniger Gewicht. Probesitzen in der neuen Mercedes C-Klasse.

Die neue C-Klasse wird endgültig niemand mehr Baby-Benz nennen. Sie wird deutlich größer und breiter, und innen eine kleine S-Klasse Die neue C-Klasse wird endgültig niemand mehr Baby-Benz nennen. Sie wird deutlich größer und breiter, und innen eine kleine S-Klasse Quelle: Mercedes, Reichel Car Design

Sindelfingen – Ein schmaler Spalt im schwarzen Vorhang, davor sammelt eine höfliche, aber bestimmte Dame die Handys ein. Gleich dürfen wir von Nahem sehen, was im Netz und in schwäbischen Ortschaften schon mehrfach gesichtet wurde: Die neue Mercedes C-Klasse.

Wie sie exakt aussieht, was sie genau antreibt, wie breit sie ist – da hält sich Daimler noch bedeckt. Im Halbdunkel stehen getarnte Exemplare. Nun wissen wir aber, diese C-Klasse wird anders als alle vor ihr. Mit ihrem Urahn, dem guten, alten 190er, hat sie endgültig nichts mehr zu tun. Der Baby-Benz, die „kleine Klasse“, das sind in Zukunft der CLA und die A-Klasse. Die C-Klasse wird zur kleinen S-Klasse.

Zum Vergleich der Vorgänger: Kantige, scharfe Linien, viel mehr Knöpfe und ein Mäusekino Zum Vergleich der Vorgänger: Kantige, scharfe Linien, viel mehr Knöpfe und ein Mäusekino Quelle: Mercedes Das zeigt am deutlichsten das neue Cockpit. Im Innenraum der neuen C-Klasse verbinde sich die Sinnlichkeit des menschlichen Körpers mit der Klarheit der Bauhaus-Tradition, sagt Hartmut Sinkwitz, Leiter des Kompetenz-Centers für Innenraumdesign. Große Worte, vorgetragen im trocken-sachlichen Tonfall schwäbischen Ingenieurstums.

Schwung & Form

Zu große Worte? Mit der S-Klasse etablierte Mercedes völlig neue Formen im Innenraum. Schwungvoll und sanft gerundet, wo vorher klare Linien und schroffe Kanten vorherrschten. In der C-Klasse bricht Mercedes diese neue Linie auf die Mittelklasse herab.

Das Ergebnis ist, mindestens, eine Überraschung. Denn diese C-Klasse darf sich deutlich sportlicher geben, als eine S-Klasse das kann. Mit spektakulär geschwungener Mittelkonsole, breit und hoch wie in einem Sportcoupé. Auf ihr thronen zwei übersichtliche Knopfreihen, drei Lüftungsdüsen im bewährten Flugzeuglook und ein freistehendes Display (7 oder mit Command Online 8,4 Zoll).

Es ist mutig, wie konsequent Mercedes das gewohnte, kantige Biedermeier aufs Altenteil schickt. Das Cockpit wird in etlichen Dekors lieferbar sein: Echtholz, Laminat, Leder, Klavierlack, weiche Kunststoffe. Immer serienmäßig: Akzente in Chrom und gebürstetem Aluminium. Je nach Ausstattungslinie gibt es drei verschiedene Lenkräder mit jeweils drei Speichen und 12 Tasten.

Der große, freistehende Bildschirm gefällt nicht jedem. Mercedes glaubt aber: Die edle Optik überzeugt Der große, freistehende Bildschirm gefällt nicht jedem. Mercedes glaubt aber: Die edle Optik überzeugt Quelle: Mercedes Abzuwarten bleibt, ob der neue Look auch den Kunden gefällt. „Im Innenraum können Designer noch überraschen“, sagt Sinkwitz. Aber will das der zu bescheidenem Wohlstand gelangte Pensionär oder der besserverdienende Außendienstler?

Raum & Medien

So viel sich ändert bei der C-Klasse, eines bleibt, wie es ist: Einen Touchscreen gibt es nicht. Der Automatikhebel wandert dorthin, wo man ihn im Benz sucht: an die Lenksäule. Den freien Raum nutzt die neue C-Klasse für ein weiteres Design-Glanzlicht: Ein Touchpad, das sich bügelförmig um den weiterhin vorhandenen Controller legt. Es kann alles, was dieser auch kann und unterstützt zusätzlich noch die freie Handschrifteingabe per Finger.

Gegenüber dem Vorgänger W 204 wird die C-Klasse deutlich größer, etwa 9,5 Zentimeter mehr Länge lassen sie geschätzt auf 4,70 Meter wachsen. Das schafft, vor allem auf den Rücksitzen, deutlich mehr Raum. Auch vorn gibt es nun mehr Platz – dank der ausladenden Mittelkonsole fühlt sich die C-Klasse dort trotzdem mehr knackig als großzügig an. Im kurzen Heck verbirgt sich ein Kofferraum, der in dieser Klasse nicht zu den Größten zählen wird. Genaue Maße verrät Daimler Mitte Dezember.

Komfort & Durchblick

Das war überfällig: In der neuen C-Klasse kann sich der Fahrer endlich per Head-up-Display Informationen auf die Windschutzscheibe legen, zum Beispiel Geschwindigkeit, Tempolimits und Navigationsanweisungen. Per Lichtsensor passt sich die Projektion automatisch den Lichtverhältnissen an.

Beim Komfort will die C-Klasse neue Maßstäbe setzen. Deshalb bietet Mercedes erstmals in der Mittelklasse eine Luftfederung an Vorder- und Hinterachse an, inklusive Niveauregulierung und fünf verschiedenen Fahrmodi. Die Standardausführung ohne Luftfederung gibt es in drei verschiedenen Versionen, inklusive 1,5 Zentimeter tiefer gelegtem Sportfahrwerk.

Wer sanft abrollt, will auch sanft atmen: Die C-Klasse deaktiviert deshalb im Tunnel die Luftzufuhr von außen, damit Abgase fern bleiben. Wann sie im Tunnel ist, sagen ihr GPS-Signale. Zusätzlich können sich die Passagiere, analog zur S-Klasse, Raumduft-Parfüms um die Nase wehen lassen.

Sicherheit & Leichtigkeit

Dank Drucksensor im Beifahrersitz deaktiviert sich der Beifahrerairbag künftig automatisch, wenn ein Kindersitz befestigt wird Dank Drucksensor im Beifahrersitz deaktiviert sich der Beifahrerairbag künftig automatisch, wenn ein Kindersitz befestigt wird Quelle: Mercedes Sicherheit beginnt bei den kleinen Dingen, und vor allem bei den kleinen Passagieren. In der C-Klasse schaltet sich der Beifahrer-Airbag künftig automatisch ab, wenn dort ein Kindersitz befestigt wird. Ein Drucksensor im Sitz deaktiviert bei etwa 10-15 Kilogramm Gewicht den Luftsack. Nimmt ein größerer Mensch Platz, schaltet sich der Luftsack wieder ein.

Vorteile: Der Fahrer kann nicht vergessen, den Airbag ein- oder auszuschalten; jeder Kindersitz kann benutzt werden. Und: Der Gurt kann weicher und damit rippenschonender ausgelegt werden, denn er muss keinen deaktivierten Beifahrer-Airbag einkalkulieren.

Daneben, damit war zu rechnen, bietet die C-Klasse künftig alle Assistenten, die auch in E- und S-Klasse lieferbar sind. Sie fährt also teilautonom, bremst im Notfall allein, kann fast selbständig einparken und dem Fahrer ein 360-Grad-Bild der Umgebung auf das Display legen.

Äußerlich hat sie kräftig zugenommen, die C-Klasse. Unter der Haut hat sie aber mächtig abgespeckt. Rund 100 Kilo sollen es sein, davon allein 70 an der Karosse, und davon wieder 40 Kilo beim Rohbau. Der Anteil von Aluminium stieg von 9 Prozent auf 48 Prozent, darunter fast die gesamte Außenhaut. Die Fahrgastzelle im Zentrum besteht dafür aus besonders festen Stahlblechen und Blechen. Schließlich soll die C-Klasse im kommenden Jahr alle Crashtests mit Bestnote absolvieren.

Premiere in Detroit

Bis es so weit ist, ist Geduld gefragt. Noch befindet sich vieles im Vorserienstadium, brauchen Knöpfe und Schalter und Software den letzten Feinschliff. Weltpremiere ist Anfang Januar 2014 in Detroit. Geht es nach den Schwaben, werden sich insbesondere Ingolstädter und Münchner dort die neue C-Klasse sehr genau anschauen müssen.

Avatar von bjoernmg
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