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Schlechte Zeiten für Paydriver

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Das Mittelfeld in der Formel 1 macht sich unabhängig. Klassische Sponsorensuche ist out. Sauber, Force India, Williams und Toro Rosso verbünden sich lieber mit großen Partnern, über deren Verbindungen Sponsorengeld fließt. Damit braucht man in Zukunft keine Paydriver mehr.

Für den Mittelstand der Formel 1 wird es immer wichtiger, finanzielle und technische Allianzen mit großen Partnern zu schließen. Das beschleunigt die Fahrzeugentwicklung und entbindet die Teams von der Notwendigkeit, sich Fahrer mit einer Mitgift zu suchen.

Sauber spielt die Mexiko-Connection

Sauber hält die Partnerschaft mit der Firmengruppe von Carlos Slim am Leben. Das bringt einerseits direkt Geld in die Kasse und vernetzt die Eidgenossen andererseits mit Sponsoren, die gar nicht zur Mexiko-Connection gehören. Wer mit Slim Geschäfte macht, genießt im lateinamerikanischen Raum einen Vertrauensvorschuss.

Die Pflicht, einen mexikanischen Fahrer unter Vertrag nehmen zu müssen, ist ausnahmsweise keine schwere Bürde. Sergio Perez hätte auch ohne die Unterstützung von Telmex seinen Platz in der Formel 1 verdient. Sogar Ferrari ist an ihm interessiert. Und mit Esteban Gutierrez steht bereits das nächste Talent aus Mexiko Gewehr bei Fuß.

Force India-Partnerschaft mit McLaren

Force India bezieht seit 2009 das Getriebe und die Hydraulik von McLaren. Zwei Bausteine, die kein Rennen gewinnen, aber eines verlieren können, wenn sie kaputtgehen. "Da wir uns um diese Komponenten nicht kümmern müssen, können wir uns voll auf die Aerodynamik und das Fahrwerk konzentrieren, also die Disziplinen, die Rundenzeit bringen", erklärt Sportdirektor Otmar Szafnauer.

Rennstallbesitzer Vijay Mallya verbündete Anfang Oktober mit dem indischen Firmenkonglomerat Sahara. Firmenchef Subrata Roy ist mit Mallya zur Schule gegangen. Man kennt sich, von Milliardär zu Milliardär. Die Sahara-Gruppe hat nicht nur 42,5 Prozent des Rennstalls gekauft, sie investiert in den nächsten fünf Jahren auch 100 Millionen Dollar in das Team.

Mehr Geld in der Teamkasse

Dazu sollen neun Millionen Dollar extra aus Bernie Ecclestones Kasse kommen. Das ist der Unterschied zwischen Platz acht und sechs im Konstrukteurspokal. "Platz sechs ist eminent wichtig für uns. Deshalb haben wir noch einmal vier Windkanalsitzungen mit dem aktuellen Auto angesetzt", erklärt Szafnauer. "Ein paar hunderttausend Euro sind gut investiert, wenn du später das 20-fache bekommst."

Für Adrian Sutil ist das eine eher schlechte Nachricht. Je unabhängiger die Teams von der Mitgift eines Fahrers sind, umso weniger sind die fünf Millionen Euro, die sein treuer Sponsor Medion mit einbringt ein Argument.

Williams hofft auf Öl-Millionen aus Qatar

Bei Williams könnte der gleiche Fall eintreten wie bei Force India. Seit drei Jahren verhandelt die Teamleitung mit dem Emirat Qatar. Frank Williams verbrachte den ganzen letzten Monat auf der Halbinsel im arabischen Golf. Angeblich steht der Deal jetzt endlich kurz vor dem Abschluss.

Williams liefert Hybridtechnologie für ein Bahnnetz, das bis zur Fußball-WM fertiggestellt sein soll. Im Gegenzug gibt es Sponsorgelder von Firmen aus Qatar. Man spricht von Summen zwischen 30 und 60 Millionen Dollar pro Jahr. Das würde Williams über einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren das Überleben sichern.

Räikkönen bei Williams bereits gesetzt?

Man wäre dann nicht mehr angewiesen auf Fahrer, die wie Pastor Maldonado Sponsorgelder in atemberaubender Höhe abliefern. Die venezolanische Ölindustrie lässt sich die Fahrkarte angeblich 32 Millionen Euro pro Jahr kosten. Inzwischen hat Maldonado längst seine Verpflichtung durch gute Leistungen auf der Strecke gerechtfertigt. Das Trainingsduell gegen Rubens Barrichello ist fast ausgeglichen.

"Pastor wird auch beim Setup immer selbstsicherer. Er spricht deutlich besser Englisch als zu Saisonbeginn, und seine Aussagen über das Auto decken sich mit denen von Rubens", loben die Ingenieure. Die finanzielle Unabhängigkeit bringt Gelassenheit bei der Wahl des zweiten Fahrers ins Spiel. Auf der Liste stehen die Namen Kimi Räikkönen, Adrian Sutil und Rubens Barrichello. Nach Aussage von Teamchef Adam Parr sei noch alles offen. Insider wollen wissen, dass Räikkönen bereits gesetzt ist.

Abu Dhabi-Fonds Aabar bei Toro Rosso an Bord

Auch Toro Rosso will nicht nur am Tropf von Red Bull hängen. Die Aabar-Gruppe hat in diesem Jahr schon diverse Sponsoren bei Red Bulls Juniorteam platziert. Vom Aktienkauf ist keine Rede. Aabar sitzt schon bei Mercedes im Boot. Da ist es sinnvoller, firmeneigene Töchter wie die Falcon Bank oder den Mineralölkonzern Cepsa auf den Toro Rosso werben zu lassen.

So kann auch der Rennstall aus Faenza spät in der Saison noch einmal die Entwicklungsmaschinerie anwerfen, um Force India und Sauber Platz sechs im Konstrukteurspokal abzuluchsen. Dem Aerodynamikpaket von Korea folgt in Abu Dhabi mit einem neuen Frontflügel die nächste Kampfansage an die Gegner.

 

 

Quelle: Auto Motor und Sport

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