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Oldtimer-Rallye im 911 G-Modell - Mit dem Porsche 911 SC Targa auf der Hamburg-Berlin-Klassik

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Die Strecke Berlin-Hamburg fährt man in knapp zwei Stunden. Wir haben drei Tage gebraucht: Auf der Hamburg-Berlin-Klassik war der Weg das Ziel und das Auto der Star.

707 Kilometer in drei Tagen: MT-Redakteur Constantin Bergander ist die Hamburg-Berlin-Klassik im Porsche 911 SC Targa gefahren 707 Kilometer in drei Tagen: MT-Redakteur Constantin Bergander ist die Hamburg-Berlin-Klassik im Porsche 911 SC Targa gefahren Quelle: Porsche

Berlin – Klack-klack, klack-klack. Alle zehn Meter zählen die zwei Wegstreckenmesser eine Ziffer weiter. Instrumente, die mich sonst nur beim Tanken interessieren. Ab jetzt entscheiden sie aber über Richtig und Falsch, über Gut und Böse. Wir sind auf einer Oldtimer-Rallye, fahren ohne Navi und ohne Ortskenntnis – „unplugged“, wie man auf neu-deutsch sagt. Nur nach Roadbook. Weil es schöner ist. Weil wir mehr sehen. Und, weil es sich so gehört in der Sanduhr-Klasse.

Von Berlin nach Hamburg in drei Tagen

Hier ist's am schönsten: Am Ortsausgang zeigt der Elfer, was er kann Hier ist's am schönsten: Am Ortsausgang zeigt der Elfer, was er kann Quelle: Porsche Wir, das sind ein Porsche 911 SC Targa (Baujahr 1981), mein Kollege Micha (Baujahr 1983) und ich (Baujahr 1984). Sanduhr-Klasse bedeutet, dass wir allen elektronischen Helfern entsagen. Die digitale Stoppuhr des Handy - tabu, Tablets erst recht. Die nachgerüsteten Wegstreckenzähler bekommen ihre Daten von der Tachowelle. Als Bonus hat unser Auto keinerlei Assistenzsysteme. Wie schön.

Bei einer Klassik-Rallye geht es weniger um Geschwindigkeit. Der Weg ist das Ziel und Gleichmäßigkeit Trumpf. In drei Tagen warten 18 Wertungsprüfungen auf uns. Einfache, verwinkelte, geheime und schnelle. Bei vielen müssen wir rechnen: „Fahren Sie 2,4 Kilometer in 0,055 Stunden.“ Klar. Mittendrin der zweite Teil: 40 Meter in neun Sekunden. Auch klar. Klingt einfach, ist es aber nicht: Bei der Zieldurchfahrt geht es um Augenblicke. Jede Hundertstel-Sekunde, um die wir uns verschätzen, gibt einen Strafpunkt.

Mehr Punkte als Flensburg

14 Liter trinkt der SC Targa pro 100 Kilometer. Aber wen interessiert das schon... 14 Liter trinkt der SC Targa pro 100 Kilometer. Aber wen interessiert das schon... Quelle: Porsche Als Rookie verschätzt man sich schnell und oft. Das Ziel vor Augen, die Zeitansage im Ohr und der Blick auf den Meterzehler ist mindestens eine Information zu viel für mich. Dementsprechend vergeige ich die erste Prüfung – vollständig. 400 Strafpunkte, das Maximum. Hoppla!

Erst spät gewöhnen wir uns an Ablauf, rechnen schnell und beachten sogar den Unterschied zwischen Lichtschranke und Schlauchüberfahrt. Micha macht präzise Angaben, ich führe sie aus. Nach der Halbzeit tauschen wir und werden genauer. Unser bestes Ergebnis am ersten Tag: Platz 8, nur wenige Hundertstel vor der Zeit. Wir fahren 780 Meter auf einem Flugplatz in nicht ganz 50 Sekunden. Micha macht das fast perfekt.

Der Spaß steht im Vordergrund

Die Strecke führte durch schöne Landschaften und tolle Dörfer Die Strecke führte durch schöne Landschaften und tolle Dörfer Quelle: Porsche Das müssen wir feiern. Noch auf dem Flugplatz lassen wir den Porsche laufen. Der 3,0-Liter-Luftboxer im Heck leistet 204 PS. Der herrlich-kernige Sound lässt uns Lächeln. Im dritten Gang bei 100 km/h zieht der Motor großartig. Vor uns liegt viel Fläche, die Tachonadel kratzt an der 200er-Marke. Uns bremst nur das Ende des Feldes. Und der Gedanke daran, dass dieses Auto rund 50.000 Euro wert ist.

Niemand fängt als Gewinner an

183 Autos fahren die HBK, nach Alter sortiert. Heidi Hetzer, Berlins bekannteste Autohändlerin, startet mit ihrem 1930er Hudson Great Eight Coach als erste. Und bleibt auch als solche liegen. Dahinter folgen wunderschöne Autos von Rolls-Royce, Opel, Chevrolet, Seat, Maserati, Ferrari. Aber auch ein Alvis, ein Iso oder ein Riley. Unser Porsche trägt die Startnummer 169. Hinter uns fährt „Strietzel“ Stuck in seinem Golf 1 GTI.

Das ganze Team: Constantin und Micha im Targa, Christina und Richy im Speedster. Daneben Astrid Böttinger, Kuno Werner und Thomas Haas von Porsche Das ganze Team: Constantin und Micha im Targa, Christina und Richy im Speedster. Daneben Astrid Böttinger, Kuno Werner und Thomas Haas von Porsche Quelle: Porsche Der Freude des ersten Tages folgt die Ernüchterung. Wir sind 138er. Viel besser wird es nicht. Aber immerhin schaffen wir Rang 116. Die Ergebnisse der anderen bestaunen wir voller Bewunderung. Mit wenig Leistung und ohne Dach fahren sie unglaublich genau. Uns hilft die Elastizität des Porsche: Einige Prüfungen nehmen wir mit driftendem Heck. Am Auto lag es also nicht. Mist.

Drei Tage voller Benzin

Samstag ist klar, dass wir nicht als Rallye-Fahrer geboren sind. Egal, denn es geht um andere Dinge. Den unvergleichlichen Spaß, den dieser Porsche macht. Das Leuchten in den Augen der Kinder, die uns abklatschen. Um die großartigen Benzingespräche, die wir mit den anderen Fahrern und unseren Technikern Kuno und Thomas führen. Trotzdem: Beim nächsten Mal wollen wir in den zweistelligen Bereich.

Noch mehr Eindrücke findet Ihr am Samstag in unserer Big-Picture-Galerie.

Quelle: MOTOR-TALK

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