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Michael Schumacher: Ein Monat nach dem Unfall - Man betet, man wünscht, man hofft auf ein Wunder

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Seit einem Monat liegt Michael Schumacher im Koma. Seine Familie bangt um ihn, seine Freunde beten für ihn und die Ärzte in Grenoble schweigen.

Die Ärzte in Grenoble schweigen zum Gesundheitszustand des ehemaligen Formel-1-Weltmeisters Die Ärzte in Grenoble schweigen zum Gesundheitszustand des ehemaligen Formel-1-Weltmeisters Quelle: dpa/Picture Alliance

Berlin/Siegen – Manchmal passiert im Bruchteil einer Sekunde zu viel. Ein Wimpernschlag zerstört ein ganzes Leben. Und manchmal passiert viel zu lange gar nichts. Minuten werden zu Tagen, ein Tag fühlt sich an, wie ein ganzer Monat. Seit einem Monat liegt Michael Schumacher im Koma. Seither bangt seine Familie um den siebenfachen Weltmeister. Seit Wochen schweigen die Ärzte zum Gesundheitszustand des Champion. Ein gutes Zeichen? Ein schlechtes?

„Weder noch“, sagt Professor Veit Braun von der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie. „Auch für prominente Personen gilt ärztliche Schweigepflicht. Außerdem liegt Michael Schumacher nicht als Rennfahrer auf der Intensivstation, sondern als Patient“.

Lauda ist jeden Tag in Gedanken bei Schumacher

Auch Sebastian Vettel sorgt sich sehr um seinen Freund. "Es ist immer noch ein Schock, weil diese Ungewissheit herrscht, weil niemand weiß, was aus dem Michael wird", sagte der Weltmeister: "Man betet, man wünscht, man hofft, dass das Wunder passiert und das der Gleiche wieder aufwacht, so wie er vorher war."

Auch der dreimalige Champion Niki Lauda hat eine emotionale Botschaft an Schumacher geschickt. "Michael, ich verfolge deine Entwicklung jeden Tag, und jeden Tag bin ich in Gedanken bei dir. Ich hoffe, bald wieder mit dir reden zu können, sehr bald", schrieb Lauda auf der Ferrari-Homepage.

Schumacher ist topfit, das hilft

Wie lange kann ein Mensch im künstlichen Koma liegen? „So lange, wie es nötig ist“, sagt Professor Braun. Ein künstliches Koma sei nichts weiter als eine Narkose, die Mittel seien gut verträglich. Außerdem sei Schumacher als Profisportler topfit. Das helfe ihm sehr.

Trotzdem: Wer im künstlichen Koma liegt, muss ständig überwacht werden. Die Betäubungsmittel setzen alle natürlichen Schutzmechanismen außer Kraft. „Wenn Sie sich verschlucken, dann hustet der Körper. Das ist ein Schutzmechanismus. Einer von vielen. Und die funktionieren unter Narkose nicht mehr“, sagt der Chefarzt der neurochirurgischen Klinik in Siegen.

Deshalb müssen Ärzte jeden Tag die Organe überprüfen, den Hirndruck, die Sauerstoffsättigung im Blut, den Kreislauf, die Nieren. Vieles ändert sich stündlich. „Es kann gut sein, dass zwei Ärzte mit nichts anderem beschäftigt sind, als die Medikamente einzustellen“, sagt Braun.

Am 29. Dezember verunglückte Michael Schumacher beim Skifahren. Obwohl er einen Helm trug, verletzte er sich sehr schwer am Kopf Am 29. Dezember verunglückte Michael Schumacher beim Skifahren. Obwohl er einen Helm trug, verletzte er sich sehr schwer am Kopf Quelle: dpa/Picture Alliance Für die körperliche Fitness von Koma-Patienten sorgen in der Regel Physiotherapeuten. Schon nach 24 Stunden ohne Bewegung, verliert der Mensch ein Prozent seiner Muskelmasse. Das heißt, wenn es für den Patienten zumutbar ist, bekommt er während des Komas Krankengymnastik.

Keiner wagt eine Prognose

Wenn ein Mensch sehr lange unter Narkose steht, dann kann sich auch der Aufwachprozess verlängern. Das liegt an den Narkosemitteln, die sich im Fettgewebe angelagert haben und verzögert abgegeben werden. Irgendwann fängt der Mensch dann wieder an, selbstständig zu atmen. Wie lange das dauert, und ob ein Patient überhaupt wieder aufwacht, kann niemand vorhersagen.

Eine Prognose zum Zustand von Michael Schumacher wagt derzeit niemand. Kein Arzt in Grenoble und auch nicht Professor Braun. Das liegt daran, dass jedes Schädel-Hirn-Trauma anders ist, jede Krankengeschichte anders verläuft. Trotzdem eine Prognose zu wagen, hieße entweder falsche Hoffnungen zu schüren oder Hoffnungen zu rauben.

Manchmal helfen keine Vorhersagen. Manchmal hilft nur warten. Der Schweizer Profi-Skirennfahrer Daniel Albrecht lag 2009 für mehrere Wochen wegen eines schweren Schädel-Hirn-Traumas im Koma. Schon ein halbes Jahr später plante der Sportler sein Comeback. 2010 stand er wieder auf den Skiern.

UPDATE: Holen die Ärzte Schumacher aus dem Koma?

Die französische Sportzeitung "L'Équipe" berichtet ein Monat nach dem Unfall, dass Schumacher langsam aus dem künstlichen Koma geholt werde. Ohne eine Bestätigung durch das Management oder die behandelnden Ärzte hieß es, dass Schumacher positiv auf den Aufwachprozess reagiert habe.

Schumachers Managerin Sabine Kehm verfasste schon kurz nach der Veröffentlichung des Berichts ein Statement in dreisprachiger Ausfertigung: "Ich betone erneut, dass jegliche Aussagen über Michaels Gesundheitszustand, die nicht vom behandelnden Ärzteteam oder seinem Management stammen, als Spekulation zu werten sind."

Quelle: MOTOR-TALK /sid

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