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Nürburgring offenbar an US-Investor verkauft - Ein US-Investor greift nach dem Ring

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Die amerikanische Finanzinvestor H.I.G. Capital scheint sich des Erwerbs des Nürburgrings sicher zu sein. Offiziell ist nichts, aber erste Übernahme-Firmen wurden schon gegründet.

Ein US-Investor ist sich scheinbar sehr sicher, den Zuschlag für den Nürburgring zu erhalten. Die Menschen in der Region befürchten Schlimmes Ein US-Investor ist sich scheinbar sehr sicher, den Zuschlag für den Nürburgring zu erhalten. Die Menschen in der Region befürchten Schlimmes Quelle: dpa/Picture Alliance, teddy_23 - istockphoto.com

Nürburg/Hamburg – Der insolvente Nürburgring steht offenbar kurz vor einem Verkauf an das Finanzunternehmen H.I.G. Capital aus Miami. Das legt eine Untersuchung des Bundeskartellamts nahe (Aktenzeichen B6-43/14). Demnach prüft die Behörde den „Erwerb wesentlicher Vermögensteile der Nürburgring GmbH“ durch das amerikanische Unternehmen.

Außerdem ließ der Finanzinvestor am Dienstag (04.03.2014) in Hamburg sechs Firmen in das Handelsregister eintragen. Offenbar sollen die verschiedenen Teile des Rings - zwei Rennstrecken, Business- und Freizeitzentrum, Hotels - künftig getrennt verwaltet werden. Die Namen der neugegründeten Firmen lauten: NRGH Nürburgring Holding GmbH, Nürburgring GP GmbH, Nürburgring Nordschleife GmbH, Nürburgring Boulevard GmbH, Nürburgring Hotel GmbH sowie Nürburgring Appartement GmbH.

Das 24-Stunden-Rennen ist eine der Hauptattraktionen am Ring. Besonders die Breitensportler bangen um ihre Strecke Das 24-Stunden-Rennen ist eine der Hauptattraktionen am Ring. Besonders die Breitensportler bangen um ihre Strecke Quelle: dpa/Picture Alliance

Heuschrecken in der Eifel?

Als Geschäftsführer aller Firmen ist der britische Co-Investor von H.I.G. Capital und Hobby-Rennfahrer Meyrick Cox eingetragen. Er war in Führungspositionen für die Investmentbanken Goldman Sachs, Rothschild und Moelis tätig und beriet Ford beim Verkauf von Volvo an den chinesischen Hersteller Geely.

Ring-Blogger und -Kenner Michael Frison vermutet hinter den Firmengründungen Schlimmes: "Da wird schon das Filetieren vorbereitet, vor dem alle gewarnt haben. Die Erklärung ist natürlich, dass man dann keine Kosten auf einer Kostenstelle mittragen muß, sondern die nicht-rentable Unterfirma gepflegt Pleite gehen kann", schreibt er auf seiner Website.

Während die unbeliebten, mit Steuergeld finanzierten Center und Geschäfte pleitegehen, könnte so im Gegenzug aus den beliebten Rennstrecken viel Geld gepresst werden.

Unfälle sind traurige Tradition auf dem Nürburgring: 1976 verunglückte Niki Lauda auf der Nordschleife Unfälle sind traurige Tradition auf dem Nürburgring: 1976 verunglückte Niki Lauda auf der Nordschleife Quelle: dpa/Picture Alliance

Kaufpreis zwischen 60 und 70 Millionen Euro

Weder die Insolvenzverwalter noch die H.I.G. Capital wollten einen Kauf bisher bestätigen. Laut der Website des SWR sagte ein Sprecher der Nürburgring-Sanierer, dass ein Übernahmevertrag erst Ende des Monats unterschrieben werden soll. Gründe ein möglicher Investor im Vorgriff Firmen, sei das seine Sache.

Als zweiter Co-Investor neben Cox tritt laut der Online-Ausgabe der Wirtschaftswoche der Erbauer der Rennstrecke „Bilster Berg“, Marcus Graf von Oeynhausen-Sierstorpff auf. Die Wirtschaftswoche schreibt weiter, dass der diskutierte Kaufpreis von 90 Millionen Euro in H.I.G.-Kreisen für deutlich zu hoch befunden wurde. Stattdessen sei damit zu rechnen, dass die Amerikaner 60 bis 70 Millionen Euro bieten. Die Verwalter des Rings um Jens Lieser hatten eigentlich eine dreistellige Millionensumme erwartet.

Hoffen immer noch auf den Verbleib in öffentlicher Hand: Mitglieder der Vereins "Ja zum Nürburgring" Hoffen immer noch auf den Verbleib in öffentlicher Hand: Mitglieder der Vereins "Ja zum Nürburgring" Quelle: dpa/Picture Alliance

Was wird aus dem Ring?

Der Verkauf des Nürburgrings steht letztlich unter dem Vorbehalt, dass die EU-Kommission ihm zustimmt. Neben dem aus dem Bieterverfahren ausgeschlossenen ADAC hat auch der Verein Ja zum Nürburgring e.V. bei der EU-Kommission Beschwerde gegen den Verkaufsprozess eingelegt. Sollte diese zu dem Ergebnis kommen, dass der Verkauf gegen Europarecht verstößt, drohen dem neuen Nürburgring-Besitzer Rückforderungen in dreistelliger Millionenhöhe.

Auch wenn bisher nichts bestätigt ist, ziehen die offensichtlichen Zeichen weite Kreise. Der amerikanische Autoblog Jalopnik wertet den Kauf als gute Nachricht. Ein Gruppe Amerikaner würde den berühmten Kurs endlich retten. Die Menschen aus der Region sehen das ganz anders. Die Initiative „Wir sind Nürburgring“ spricht von einem GAU. Die ebenfalls in der Initiative organisierte Ring-Größe und regional verwurzelte Rennfahrerin Sabine Schmitz bringt die Wünsche und Hoffnungen vieler Ring-Freunde auf den Punkt: „Wir wollen den Ring für unsere Region erhalten. Ein privater Investor muss Gewinne erwirtschaften, da bleibt für die Gewerbetreibenden in der Umgebung nicht mehr viel.“

Quelle: WirtschaftsWoche, SWR, mikefrison.com, jalopnik

Avatar von granada2.6
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