Nissan testet selbstreinigenden Lack

Nie wieder Autowaschen? Nissan testet in England jetzt eine schmutzabweisende Lackierung für Autos. Bis zur Serienreife sind allerdings noch einige Probleme zu lösen.

Nie wieder Waschanlage? Zusammen mit dem US-Hersteller UltraTech will Nissan einen selbstreinigenden Autolack zur Serienreife bringen Quelle: Nissan

Cranfield – Ultra-Ever Dry war eine virale Werbesensation. 8,5 Millionen Mal riefen Youtube-Nutzer das erste Video zu der Oberflächenbeschichtung eines Chemieunternehmens aus Florida auf. Im Video ist zu sehen, wie wässrige und ölige Flüssigkeiten von Papier, Backstein, Arbeitshandschuhen einfach abperlen, wenn die vorher mit der Substanz beschichtet wurden.

Was hat das mit Autos zu tun? Nissan testet die hochgradig wasserabweisende Substanz auf einem Nissan Note – der damit zum ersten selbstreinigenden Auto der Welt werden soll. In Nissans Entwicklungszentrum in Cranfield (England) bearbeiteten Techniker den Minivan zur Hälfte mit der Substanz, und ein Video zeigt: Sie wirkt extrem schmutzabweisend.

Nanolacke an sich sind nichts Neues. Bereits 2003 bot Mercedes einen Lack mit winzig kleinen Keramikpartikeln an und versprach besonders hohe Kratzfestigkeit. Auch der Lotuseffekt ist bekannt. Als eine Art Schutzschild lassen Nanolacke Wasser leichter abperlen und Schmutz schlechter haften. Allein, eine überzeugende Lösung fürs Auto fehlt bislang.

Was ist Ultra-Ever Dry?

Nach dem Prinzip der Nanoversiegelung bleiben flüssigkeits- und ölbasierte Verschmutzungen nicht am Lack haften Quelle: Nissan Endverbraucher können Ultra-Ever Dry schon kaufen. Die Nutzerbewertungen im Internet sind nicht durchgängig positiv – Anwenderfehler allerdings nicht ausgeschlossen. Ein Kritikpunkt: Die Substanz enthält das Lösungsmittel Xylen und Aceton, das auch als Nagellackentferner eingesetzt wird. Ultra-Ever Dry sollte also nicht ohne Atemschutz und nur an gut belüfteten Orten versprüht werden.

Die wasserabweisende Chemikalie greift außerdem bestimmte Untergründe an, auch bei Autolacken ist das wahrscheinlich. Daher ist Nissans Versuch für den Hausgebrauch ungeeignet. Zudem ist die Haltbarkeit begrenzt. Der Hersteller verspricht sechs Monate Haltbarkeit, manche Anwender berichten von nur fünf Minuten.

Bis zur Serienreife müssen die Techniker trotzdem noch eine Menge Probleme lösen Quelle: Nissan

Denkbar als Option

Diese Probleme muss Nissan vor einer Serienreife untersuchen und lösen, damit die Beschichtung nicht den Autolack anlöst. Dabei wirke der Hersteller von Ultra-Ever Dry mit, sagte ein Nissan-Sprecher auf Nachfrage gegenüber MOTOR-TALK.

Wenn das Produkt Serienreife erreicht, will der Hersteller es als Option anbieten. Aktuell bietet Nissan bereits einen selbstheilenden Lack an, der nach Aussage des Unternehmenssprechers ebenfalls nach einigen Jahren aufgefrischt werden muss.