• Online: 4.240

BMW M4 als MotoGP Safety-Car - Dieser BMW M4 kühlt die Ansaugluft mit einer kalten Dusche

verfasst am

Turbos heizen der Ansaugluft ganz schön ein. Deshalb muss ihre Temperatur gesenkt werden. Im Safety Car der MotoGP testet BMW eine Wassereinspritzung. Erster Test.

Mattschwarzer Lack und eine Lichtorgel auf dem Dach: Das Safety Car der Moto GP ist zwar nicht rot, fährt aber wie die Feuerwehr Mattschwarzer Lack und eine Lichtorgel auf dem Dach: Das Safety Car der Moto GP ist zwar nicht rot, fährt aber wie die Feuerwehr Quelle: BMW

Salzburg - Es wäre äußerst unethisch, auf einen Unfall zu hoffen. Doch aus der Sicht so manches Entwicklers kann es bei der MotoGP gar nicht zu genug Zwischenfällen kommen. Nur dann lassen die Rennkommissare den vielleicht schärfsten M4 von der Leine, den BMW in der aktuellen Serie bislang gebaut hat.

Mit seiner riesigen Lichtorgel auf dem Dach und den Flash-Lights im Bug sieht das Safety Car der MotoGP nicht nur aus wie die Feuerwehr, sondern fährt sich auch so. Und das verdankt der BMW tatsächlich ein paar Spritzern Wasser. Der bayerische Autohersteller testet in dem Einzelstück eine neue Motortechnik, mit der die Leistung des 431 PS starken Sechszylinders auf 500 PS steigt und das maximale Drehmoment von 550 Nm auf mehr als 600 Nm wächst.

Mit dem Fünf-Liter-Wassertank schafft der M4 ein ganzes Rennen Mit dem Fünf-Liter-Wassertank schafft der M4 ein ganzes Rennen Quelle: BMW

Wassereinspritzung: Wie funktioniert das?

„Wassereinspritzung heißt das Zauberwort“, sagt Frank van Meel, der neue Chef der M GmbH und erzählt von den hohen Ladeluft-Temperaturen, derentwegen man den Druck der Turbos nicht bedenkenlos steigern könne. Wenn man allerdings feine Wassernebel in den Ansaugtrakt spritzt, verdunsten diese und kühlen die Ansaugluft um bis 25 Grad Celsius, sagt van Meel. Das erlaube eine Anhebung des Ladedrucks, eine höhere Verdichtung und einen früheren Zündzeitpunkt.

Dieses Verfahren könne man auch zur Verbrauchsminderung nutzen und dabei im besten Fall acht Prozent Effizienz gewinnen. Nicht umsonst arbeiten die BMW-Kollegen an einer Umsetzung zum Beispiel für den Einser oder Zweier. Doch die M GmbH wäre nicht die M GmbH, wenn es bei ihr nicht um Power und Performance ginge. „Und 50 PS sowie 50 Nm holen wir damit locker“, strahl van Meel.

Dank der Wassereinspritz-Technik wächst die Leistung des Sechszylinders von 431 auf 500 PS Dank der Wassereinspritz-Technik wächst die Leistung des Sechszylinders von 431 auf 500 PS Quelle: BMW Der Fahrer bekommt von der Technik erst einmal kaum etwas mit. Den fünf Liter großen Wassertank im Kofferraum, der im Renneinsatz genauso lange reicht wie ein Tank voll Sprit, füllen die Mechaniker. Und am Steuer erlebt man ohnehin eine Reizüberflutung. Festgeschnallt mit blauen Hosenträger-Gurten sitzt man in engen Rennschalen und wartet nur darauf, dass jemand endlich „Action“ ruft.

Leichter und schneller

Bei der ersten Testfahrt auf dem Salzburgring schießt der M4 wie vom Katapult geschossen aus der Boxengasse. Das könnte auch daran liegen, dass er durch den brüllenden Sportauspuff ein bisschen freier atmen kann und ohne Rückbank ein bisschen weniger auf die Waage bringt. Schon in der Schikane nach der Start-Ziel-Geraden glaubt man, den verbesserten Drehmomentverlauf zu spüren.

Am Ausgang der langen Nockstein-Kurve wirkt der M4 hellwach und gierig. Und wenn auf der langen Geraden die Nadel im Drehzahlmesser zum ersten Mal über 5.000 Touren klettert, wirken die Wasserspritzer in der Ansaugluft wie Adrenalin und lassen das Coupé noch schneller ausschreiten. Genaue Zahlen wollen die Bayern noch nicht verraten. Aber ein bisschen flotter als die 4,2 Sekunden des Serienmodells sollte der M4 den Sprint auf Tempo 100 schon schaffen. Und auch 280 km/h Top-Speed dürften beim Safety-Car nicht das letzte Wort sein.

Die Idee von der Wassereinspritzung ist nicht neu. Sie ist von Jagdflugzeugen aus dem zweiten Weltkrieg bekannt, wurde bereits im Motorsport eingesetzt und bei Fahrzeugen wie dem Fiat Uno oder dem Saab 99 in der Serie verwendet. Nachdem sich nun lange kein Hersteller dafür interessiert hat, will BMW die Technik nun vorantreiben.

Dank der Wassereinspritz-Technik wächst die Leistung des Sechszylinders von 431 auf 500 PS Dank der Wassereinspritz-Technik wächst die Leistung des Sechszylinders von 431 auf 500 PS Quelle: BMW

Vom Safety Car in die Serie

Doch das ist bei diesem Prototypen gar nicht so leicht. Bei 18 Rennen auf vier Kontinenten ist das Safety Car öfter im Frachtflieger als auf der Rundstrecke. Und immer auf eine brenzlige Situation zu warten, nur damit man wieder ein paar Testkilometer abspulen kann, ist ja keine Lösung. Wenn es nach Frank van Meel geht, müssen die Ingenieure bald nicht mehr auf Zwischenfälle im Rennen hoffen und die Kunden der M GmbH nicht mehr lange auf das Fahrerlebnis mit dem Wasserbooster warten. Die Bayern arbeiten mit Hochdruck an einer Serienumsetzung.

Auf die Frage nach einer Kleinserie von M3 und M4 im Stil von CSL und GTS, gab es nur kleinlaute Dementis.„Es dauert keine zwei Jahre mehr, bis wir die Technik auf der Straße haben“, sagt van Meel. Seinen Ingenieuren könnte bei dieser Zeitvorgabe ein bisschen warm werden. Macht nichts: Sie können sich künftig mit ein paar frischen Spritzern abkühlen. Genug Wasser haben sie ja jetzt an Bord.

Weitere Infos zur Wassereinspritzung bei BMW bekommt Ihr hier.

Avatar von spotpressnews
112
Hat Dir der Artikel gefallen? 3 von 3 fanden den Artikel lesenswert.
Diesen Artikel teilen:
112 Kommentare: