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Thunder Power Sedan: Taiwan-Elektroauto auf der IAA 2015 - Das Auto, das ein Superheld sein soll

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435 PS, 250 km/h, 650 Kilometer Reichweite und ein Name, der mehr Eindruck macht als Elon Musks Kontostand. Das ist Thunder Power. Ein etwas anderer Messebesuch.

Thunder Power: Wir besuchten den taiwanesischen Hersteller auf der IAA Thunder Power: Wir besuchten den taiwanesischen Hersteller auf der IAA Quelle: MOTOR-TALK

Frankfurt am Main – Eigentlich sollen Autohersteller auf einer Messe wie der IAA zeigen, was sie können. Mit Begeisterung und Freude. Die Realität sieht meist anders aus. Ford wirkt gelangweilt und ausgelaugt, VW präsentiert Neuheiten mit lähmender Routine. Edel-Hersteller wie Ferrari oder Bugatti sperren ihre Stände ab. Nicht jeder soll die teuren Karossen befummeln – man möchte die entsprechenden Personen wenigstens kennen.

Der Thunder Power "Sedan" leistet 435 PS und soll es auf eine Reichweite von 650 Kilometern bringen - die Akkus sind aber noch nicht serienreif Der Thunder Power "Sedan" leistet 435 PS und soll es auf eine Reichweite von 650 Kilometern bringen - die Akkus sind aber noch nicht serienreif Quelle: MOTOR-TALK Bei Thunder Power aus Taipeh ist das anders. Mitarbeiter des an der taiwanesischen Börse dotierten Unternehmens schicken schon vor der Messe etliche Mails und rufen in der Redaktion an. Man möchte zur Pressekonferenz einladen. Auf der IAA stellt das Unternehmen, das bisher Batterien und Elektromotoren verkauft, sein erstes Elektroauto vor – den Thunder Power „Sedan“. Nach drei Minuten auf dem Stand, zwei Fotos und einem Blick in den Innenraum wird man angesprochen.

Die Kollegen waren schon da

„Was möchten Sie wissen, brauchen Sie Informationen, ich kann Sie mit einem Experten zusammenbringen“, sagt ein Mann mit blauem Anzug und Brille auf Englisch. Wenige Sätze später stellt sich heraus, er spricht Deutsch und kommt eigentlich aus der Logistikabteilung von Thunder Power. Dann plötzlich sitzt man in einem Séparée aus Glaswänden.

Auf einem Tisch liegen leere Gummibärchen-Tüten. Die Kollegen waren wohl schon da. Auf der anderen Seite des Tischs sitzt der CTO (Technik-Chef) von Thunder Power. Eindeutig kein gebürtiger Taiwanese. Dr. Peter Tutzer ist Deutscher und hat bereits für Porsche, Lotus und am Bugatti Veyron gearbeitet. Er erzählt. Der Mann aus der Logistik schreibt mit. Normale Presseleute schreiben nie für andere mit.

Das Design des „Sedan“ stamme von Zagato aus Italien. Man habe auch ein europäisches Entwicklungszentrum. Bei der Entwicklung des Sedan habe man unter anderem mit Bosch und Dallara zusammengearbeitet. Viele Infos in kurzer Zeit. Doch das erstaunliche bleiben die nackten Zahlen.

Thunder Power: 250 km/h und 650 Kilometer Reichweite

Die Lithium-Ionen Akkus im Boden des Sedan hätten eine Kapazität von 125 Kilowattstunden. Die stärkere von zwei möglichen Leistungsstufen bringe es auf 435 PS (320 kW), 560 Newtonmeter und 250 km/h. In unter fünf Sekunden geht es von Null auf 100 km/h. Der Sedan wiege weniger als zwei Tonnen.

Und das Beste: nach nur einer halben Stunde ist der Akku fast halbvoll geladen – mit vollem Akku kommt man 650 Kilometer weit. Zum Vergleich: Das derzeit beste Elektroauto, das Tesla Model S, hat einen 90-kWh-Akku und eine maximale Reichweite von 528 Kilometern. Es wiegt 2,2 Tonnen.

Das Cockpit des Thunder Power besteht hauptsächlich aus Holz, Leder und einem Bildschirm Das Cockpit des Thunder Power besteht hauptsächlich aus Holz, Leder und einem Bildschirm Quelle: MOTOR-TALK Das Geheimnis des Thunder Power Sedan: Es handelt sich um eine Vision. Thunder Power experimentiere mit Batterietechnik der Zukunft, sagt Tutzer. Die verwendete Zellengeometrie ähnele der von Tesla, der Akku sei aber kleiner und leichter bei größerer Kapazität.

Noch sei sie nicht serienreif, bei Tests habe man die versprochenen Werte aber bereits erreicht. Er ist zuversichtlich, dass es die Akkus zur Serienreife schaffen und das Auto 2018 auf den Markt komme. Vornehmlich in China, aber auch in Europa und damit in Deutschland. Man plane sogar, eine europäische Produktion aufzubauen.

Wieder in der Realität

Tutzers Erklärung klingt plausibel. Die Akku-Technik entwickelt sich schnell und Menschen mit Realitätsverlust sehen meist anders aus als er. Natürlich wird es 2018 einen besseren Akku geben als heute. Doch klar ist, neue Akkus sind teuer. Thunder Power verspricht nicht nur eine höhere Energiedichte, sondern auch eine günstigere Produktion der Akkus. Wie das funktionieren soll, kann das Unternehmen nicht sagen.

Ob der nächste große Schritt für das Elektroauto tatsächlich aus Taiwan kommt oder doch aus Liechtenstein, darüber kann man sich unter den heißen Messescheinwerfern reiflich den Kopf zerbrechen. Spannender ist allerdings die Frage, ob man es auch ohne Einladung auf den Ferrari-Stand schafft.

Avatar von granada2.6
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