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BMW E34 M50 Touring auf der Allgäu-Orient-Rallye - Alte Bayern ziehen Richtung Orient

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Mehr als 6.000 Kilometer, nur alte Karren: Die Rallye Allgäu-Orient zeigt, wie zuverlässig Youngtimer noch sind. Wir begleiteten ein 5er-BMW-Team bei den Rennvorbereitungen.

Lastentiere: Die BMW BMW E34 mit M50 Touring sollen das Team "5ever" im Rahmen der Rallye Allgäu-Orient bis nach Jordanien bringen Lastentiere: Die BMW BMW E34 mit M50 Touring sollen das Team "5ever" im Rahmen der Rallye Allgäu-Orient bis nach Jordanien bringen Quelle: BMW

Von Haiko Prengel

München – Am 7. Mai 2017 startet die Allgäu-Orient-Rallye. Dann brechen die Teams Richtung Jordanien auf. Sonderprüfungen interessieren hier keinen. Jeder, der seine 90er-Jahre-Kiste über die volle Distanz bringt, ist ein Sieger. Das Team „5ever“ setzt bei der 6.000-Kilometer-Tour über den Balkan, die Türkei und Israel auf alte BMW 5er Touring.

1.111 Euro darf ein Auto kosten

Die Fahrzeugwahl war durch das Reglement stark eingeschränkt: 1.111 Euro darf ein Fahrzeug kosten, älter als 20 Jahre muss es sein. Man entschied sich für einen bayrischen E34 mit M50-Sechszylinder. „Das Auto wirkt robust und zuverlässig“, meint Sofia Wieczorek. Mit insgesamt drei Kombis werden sie und ihre fünf Teamkollegen aufbrechen. Sie bezweifeln nicht, auch ins Ziel zu kommen: „Das waren damals schon sehr ausgereifte Autos“, findet die 26-jährige Studentin.

Die Tour führt unter anderem durch den Balkan, die Türkei und Israel. Ziel nach 6.000 Kilometern ist Jordanien Die Tour führt unter anderem durch den Balkan, die Türkei und Israel. Ziel nach 6.000 Kilometern ist Jordanien Quelle: BMW Damals, also vor gut einem Vierteljahrhundert. Zwischen 1988 und 1996 wurde der E34 gebaut, die dritte 5er-Generation ist bereits zum beliebten Youngtimer geworden. Viele E34 sind noch als Daily Driver auf den Straßen unterwegs. Begehrt sind vor allem die geschmeidigen Reihensechszylinder. Und hier insbesondere der als „Eisenschwein“ bekannte M30-Motor aus dem 535i. Der wäre zu teuer - ein 520i tut es auch und ist kaum weniger zuverlässig.

Auch ohne Rallye spricht viel für einen Premium-Youngtimer

Sofia Wieczorek und ihr Copilot Andreas entdeckten ihren 520i im Internet: Am Tacho des 1995er-Kombis standen 280.000 Kilometer. Mehr als 400.000 seien wohl realistischer, offenbarten die Verkäufer. So viel Ehrlichkeit führte zum Kauf.

Tatsächlich ist Tachobetrug bei Youngtimer- und Oldtimern besonders schwierig aufzudecken, weil die analogen Kilometerzähler problemlos zurückgedreht werden können. Zudem fehlt bei mindestens 20 Jahre alten Autos oft eine Fahrzeugdokumentation durch Scheckheft und Werkstattrechnungen.

Dennoch spricht viel dafür, sich heute ein Luxusauto jener Zeit zuzulegen – auch für den Alltag. „Die Laufleistungen der Fahrzeuge aus der Oberklasse liegen im Schnitt problemlos bei 300.000 Kilometer, da die Motoren enorm standfest sind“, sagt Norbert Schroeder, Klassiker-Experte beim TÜV Rheinland in Köln. „Wer viel Auto für überschaubares Geld haben möchte, sollte einen Blick auf die damalige Luxusklasse riskieren.“ Premiumhersteller wollten sich in den 90er scheinbar permanent überbieten, was Größe, Komfort und Sicherheit angeht.

Größte Fehlerquelle ist die Elektronik

Premium einst und heute: Große und gut ausgestattete Youngtimer sind beliebt - auch abseits der Rallye Premium einst und heute: Große und gut ausgestattete Youngtimer sind beliebt - auch abseits der Rallye Quelle: BMW Viele Modelle und Aggregate genießen heute Kultstatus. Zum Beispiel jene Reihensechszylinder von BMW. Die Daimler-Baureihe W124 bezeichnen Traditionalisten als letzten echten Mercedes. Noch heute sind unzählige auf den Straßen unterwegs, teils mit einer halben Million Kilometer und mehr auf der Uhr.

Aber es lauern Tücken. Das Wettrüsten der Premiumhersteller in Sachen Komfort, Größe und Sicherheit habe zu „übertechnisierten“ Autos geführt, erklärt Oldtimer-Experte Schroeder vom TÜV Rheinland. „Der Teufel steckt im Detail.“ Am anfälligsten sei die Elektronik. Die Ursachen können Kabelbruch, Korrosion an Kontakten, defekte Sensoren, Ausfall von Rechnern und nicht fachgerechte Eingriffe während der Gebrauchsphase sein. Oder falsche Fehlermeldungen.

Mit gelegentlichem falschen Alarm könnten Sofia Wieczorek und ihr Team noch leben. Bei der gut 6.000 Kilometer langen Allgäu-Rallye wird es darauf ankommen, dass die wesentlichen Technikbauteile durchhalten. Bei der Besichtigung ihres 520i Touring kam deshalb ein Mitarbeiter der BMW Classic Werkstatt mit. Grobe Schwächen entdeckte der nicht: Weniger gepflegte Langläufer zeigten Kantenrost, doch die meisten Defekte resultierten aus simplem Verschleiß. „Nicht die Technik ist dann der Auslöser für Pannen, sondern der Pflegezustand“, sagt BMW-Techniker Axel.

zurückkehren werden die 5er wohl nie mehr

Kommt es während der Allgäu-Orient-Rallye doch mal zu einer Panne, werden Sofia Wieczorek und ihr Team gewappnet sein: Zur Vorbereitung gehörte auch ein Crashkurs in der Werkstatt.

Nach Deutschland kommen die 5er trotzdem nicht mehr zurück. Das Regularium der Rallye Allgäu-Orient schreibt vor, dass die teilnehmenden Fahrzeuge vor Ort bleiben. „Wir werden die Autos bestimmt vermissen", weiß Sofia schon heute. Im Orient werden die alten 5er noch den ein oder anderen Kilometer abspulen.

Weiterlesen: Der Mercedes W201 wäre wohl ebenfalls Rallye-tauglich.

 

Quelle: Heiko Prengel

Avatar von MOTOR-TALK (MOTOR-TALK)
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