LĂ€ngerer Bremsweg durch mehr Masse?

Hi,

ich stecke mit einem Kollegen in einer Diskussion fest. Es geht darum, ob der Bremsweg bei höherer Zuladung grundsÀtzlich lÀnger wird, oder nur unter bestimmten Bedingungen.

Meine Behauptung ist:
Der Bremsweg bei einem normalen Fahrzeug (ohne Formel1 mit kĂŒnstliche Erhöhung der Normalkraft durch FlĂŒgel), hĂ€ngt davon ab, wieviel Kraft der Reifen ĂŒbertragen kann.

Als Beispiel:
Wir haben einen Reifen, der nur 2500N an Bremskraft ĂŒbertragen könnte. F(R)=2500 N

Wir gehen jetzt von einem Reibungskoeffizieten von my=1 aus, ebener Strecker, keine dyn. Radlastverteilung, wir bremsen mit 100% vorne.
Die Bremsanlage selbst ist ausreichend dimensioniert und niegt nicht zum Fading.

Bei einem Motorrad mit 350kg Masse könnte ich dann also mit knapp 7,14 m/s^2 verzögern.
F=m*a=350kg*7,14m/s^2=2499N

Wenn das Motorrad nun 500kg Masse hÀtte, wÀre meine Verzögerung nur noch bei 5m/s^2, bis ich den Reifen an seine Grenze bringe.
F=m*a=500kg*5m/s^2=2500N

Im Umkehrschluss folgt fĂŒr mich daraus: Unter o.g. Bedingungen, die sehr stark idealisiert sind, kann es sein, dass z.B. ein vollbeladenes Auto den gleichen Bremsweg hat, wie ein leeres. Es hĂ€ngt nur davon ab, ob der Reifen bei höherer Masse noch die Bremskraft ĂŒbertragen kann. Das Limit der Verzögerung wird bestimmt durch a=my*g

Habe ich irgendwo einen Fehler bei diesen Überlegungen gemacht?

Viele GrĂŒsse

Rob

Beste Antwort im Thema

Na.. du hattest ja 13 Jahre Zeit zum Nachrechnen....

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*Applaus*
🙂

Wenn ich als Physiker mal was dazu sagen darf:

Die Reibungskraft hÀngt im Idealfall (FlÀche auf FlÀche ohne AdhÀsion) nur von der Normalkraft ab und steht zu ihr senkrecht und ist also neben kontsantem Reibkoeffizienten direkt proportional zur Masse (und Gewicht).
Die Beschleunigungskraft (Verzögerungskraft) geht auch proportional zur Masse.
Es ergibt sich:

y*g*m=a*m

a=g*y

also masseunabhĂ€ngig. FĂŒr ideale Reibung ist y<=1.

Kommen abnormale KrĂ€fte hinzu, z.B. Walkkraft, Biegekraft usw., so kann die "Reibkraft" natĂŒrlich beliebig gesteigert werden. Da diese in der RealitĂ€t tatsĂ€chlich durch groben OberflĂ€chenbelag und profilierte Reifen auftreten kommt man auf Verzögerungswerte mit y>1.

Was bei Idealisierung nicht auftritt aber in der Praxis starken Einfluß hat ist die AuflageflĂ€che, die die oben genannten KrĂ€fte begĂŒnstigt.

D.h. breite Reifen verzögern besser, was dazu fĂŒhrt, daß der kleine Citroen mit schmalen Reifen schlechter verzögert als die 2t S-Klasse mit Breitreifen.

Das soll allerdings nicht zum Breitreifenaufziehen animieren, denn die zusÀtzliche Reibung ist auch allgegenwÀrtig und kostet damit Energie=Betriebsstoff.

Nachdem man ja die theoretische MasseunabhĂ€ngigkeit geklĂ€rt hĂ€tten, bleibt nur noch zu berĂŒcksichtigen, dass die Kraft ja erst mal via Bremsscheibe und Rad auf den Boden ĂŒbertragen werden muss. Und da schlĂ€gt sich die Massen eben schon nieder... Wer mit einem Fahrzeug aus hoher Geschwindigkeit mal eine oder zwei Vollbremsungen hintereinander hingelegt hat, wird wissen, dass das Problem die Bremswirkung nicht mehr am Reibungskoeffizienten der Reifen/Strasse festzumachen ist .. 🙂

Gruß JĂŒrgen

FĂŒrwahr.

Hier muß natĂŒrlich von stehenden bzw. mit ABS Eingriff gebremsten RĂ€der die Rede sein, was grĂ¶ĂŸere Bremsanlagen bei schwereren Fahrzeugen erfordert.
Das ist im Allgemeinen ja auch gegeben, oder legt man wĂ€hrend der Autobahnfahrt mal eben freiwillig ein paar Vollbremsungen hin bis man mal in den Genuß einer richtigen Gefahrenbremsung kommt?

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Wie kommst du denn auf 8m/s^2 Erdbeschleunigung?

Zitat:

Original geschrieben von Nobody.Mike


ok also ich seh das so:
PKW_1 hat
v_1=100km/h
m_1=1000kg
4 Reifen die insgesamt 8000N auf die straße bringen können = Fr_1.

PKW_2 hat
v_2=100km/h
m_2=1500kg
4 Reifen die insgesamt 8000N auf die straße bringen können = Fr_2.

Also, F=m*a; m=1000 kg (Masse Auto 1 oder was ?)

So, jetzt die Superfrage ? Welche Beschleunigung ?

bei a=g (Erdbeschleunigung=9,81m/s^2)
kÀm ja F=1000kg*9,1m/s^2=9810 N zusammen !

ErklÀrung bitte, warum 8000N dahinkommen, sprich
a=8m/s^2 Beschleunigung !

Versteh ich nÀmlich nicht! Danke !

Bremsbeschleunigung PKW_1:
a_brems_1=Fr_1/m_1=8m/sÂČ

Woher kommt die Formel ?

Bremsbeschleunigung PKW_2:
a_brems_2=Fr_2/m_2=5,33m/sÂČ

Bremsstrecke PKW 1:
x_1=0,5*a_brems_1 * (v_1/a_brems_1)ÂČ = 48,23m

Und woher diese ?

Bremsstrecke PKW 2:
x_2=0,5*a_brems_2 * (v_2/a_brems_2)ÂČ = 72,38m

Und noch was ?

Wie sieht die neue pauschale Bremswegberechnung
ohne Einheitenbetrachtung, in der FahrschulprĂŒfung aus!

Nach meiner Rechnung mĂŒsste die so lauten:

Bremsweg=V^2/200

Warum 200m ? Danke fĂŒr die Hilfe

Nun viel habe ich nicht verstanden aber bei der Knoff Hoff Show am Sontag abend auf ZDF haten die Reibung als Thema. Zwei gleiche Bauklötze rechteckig wurden auf eine FlĂ€che gestellt. eine Flach und die andere hochkant. Beide wurden von einem gleichen Gewicht gezogen. Beide starteten gleichzeitig und kammen auch gleichzeitig an. Das wĂŒrde ich so deuten das der Citroen auch mit den Breitreifen der S-klasse nicht besser bremsen wĂŒrde, wenn sein gewicht nicht erhöht wird. Anders rum auch die S-Klasse wĂŒrde mit den reifen das Citroen gleichgut bremsen auch wenn ihr mir das jetzt nicht glaubt.

Ich hatte gerade einen AnhĂ€nger hinter meinem Wagen, und beim bremsen konnte ich wesentlich FESTER in die Bremsen steigen, als wenn ich den AnhĂ€nger nicht hinter gehabt hĂ€tte. Ich tippe darauf das der AnhĂ€nger den Wagen vorne runter drĂŒckt wodurch die reifen festeren griff mit der straße haben.

Ich hoffe ich habe mich jetzt nicht irgendwie vertan habe.

MFG Sebastian

BezĂŒglich der Knoff-Hoff-Show verweise ich mal hierauf:
http://www.motor-talk.de/t268179/f14/s/thread.html
(Die Reifen des Citroen haben nicht genug Traglast fĂŒr die S-Klasse 😉 )
Wegen dem AnhĂ€nger: Ich hĂ€tte jetzt darauf getippt, daß er eine recht wirkungsvolle Auflaufbremse hatte...?

Das Experiment in der Show stimmt natĂŒrlich mit den einfachen Reibegesetzen die man aus der Schule kennt ĂŒberein, dies bezieht sich aber wie schon erwĂ€hnt auf die ideale Situation der Reibung zweier fester FlĂ€chen aufeinander. Dann ist die Reibung unabhĂ€ngig von der FlĂ€che, d.h. bei Stahlbereifung (z.B. bei der Bahn) ist die AuflageflĂ€che (fast) egal.
Kommen aber Mechanismen zur Reibung hinzu, die nicht flÀcheunabhÀngig sind (s.o.) stimmt das eben nicht mehr. Hierbei handelt es sich um makroskopischen, mechanischen Eingriff der von Stollenquerschnitten und Gesamtquerschnitten also von der Reifenbreite abhÀngt.
Deshalb ist der Bremsweg mit breiteren Reifen auf gleichem Chassis kĂŒrzer als mit schmalen Reifen.

Zitat:

Original geschrieben von der_Derk


Wegen dem AnhĂ€nger: Ich hĂ€tte jetzt darauf getippt, daß er eine recht wirkungsvolle Auflaufbremse hatte...?

Nein der war ungebremst😁 daher auch so schwer zui bremsen.

MFG Sebastian

Das ist ziemlich viel Theorie, wobei ich keinesfalls sagen will, dass das falsch ist.

Unterm Strich und ganz einfach gesagt:

Je mehr ich mein Fahrzeug belade, umso lÀnger wird mein Bremsweg.

Damit kann jeder etwas anfangen.

Gruß, SJ

@robgonzo

... hört sich (fast) richtig an :-)

TatsĂ€chlich ist bei Coulombscher Reibung (Festkörperreibung) die Verzögerung masseunabhĂ€ngig (vorausgesetzt die Bremsanlage ist ausreichend dimensioniert). Bei Festkörperreibung spielt daher auch die Reifenbreite (bzw. besser die GrĂ¶ĂŸe der RadaufstandsflĂ€che) keine Rolle.

Wenn Du tiefer in die Materie einsteigst, wirst Du Feststellen, daß die VorgĂ€nge zwischen Reifen und Fahrbahn eine Mischform aus Festkörperreibung und der Reibung von/in FlĂŒssigkeiten (zugegebenermaßen seeehr zĂ€hen FlĂŒssigkeiten :-) ) darstellt.

Und dann spielt auf einmal doch wieder das Gewicht eine Rolle, weil sich mit dem Gewicht die abzufĂŒhrende WĂ€rme, damit die Temperatur und mit dieser wiederum die ViskositĂ€t des Gummis Ă€ndert.

Viel Spaß beim berechnen *g*

Gruß

Joachim

Nur theoretische Betrachtung:

vorhandene Energie:

E(kin)=1/2m*v^2
bedeutet: bei einer Verdopplung der Masse verdoppelt sich die Energie bei gleicher Geschwindigkeit.

Bremsvorgung = Energieumwandlung:

W(r)=F(r)*x=mĂŒ*F(n)*x=mĂŒ*m*g*x

-> x=W(r)/(mĂŒ*m*g)=E(kin)/(mĂŒ*m*g)=(1/2m*v^2)/(mĂŒ*m*g*x)=(1/2v^2)/(mĂŒ*g)

So... fertig. Das Ergebnis zeigt uns, dass der Bremsweg unabhÀngig von der Masse ist. Die Geschwindigkeit spielt aber eine bedeutendere Rolle, wie sich im quadrat zeigt: doppelte Geschwindigkeit->vierfacher Bremsweg.

MfG

Superdash

.

Hi,
ich hatte leider keine Zeit mehr fĂŒr die praktische Aussage: Hier stimme ich natĂŒrlich mienem Vorredner ĂŒberein.
In der Praxis kommt es eben noch auf den Faktor der Bremsen an.

MfG

Superdash

.

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