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Der universelle Motorradeinsteigerberatungsblog

Für werdende Motorradfahrer und Wiedereinsteiger.

Fri Jul 02 12:48:59 CEST 2010    |    Lewellyn    |    Kommentare (22)

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Zu einem Beratungsblog gehört auch die rechtliche Grundlage. Daher nachfolgend mal die Führerscheinregelungen in Deutschland für motorisierte Zweiräder ab 46km/h.

 

Klasse A (unbeschränkt)

 

Die Klasse A (unbeschränkt) berechtigt zum Führen jeglicher, motorisierter Zweiräder.

 

Im Besitz einer solchen Fahrerlaubnis ist man, wenn man eine der folgenden Bedingungen erfüllt:

 

- Inhaber einer Fahrerlaubnis der Klasse A (unbeschränkt), erworben nach dem 1.1.1999 und als mindestens 25 jähriger auf einem Prüfungsfahrzeug mit mindestens 44 kW = 60 PS Leistung

 

- Wer mindestens zwei Jahre lang eine Fahrerlaubnis A (beschränkt) besitzt, erteilt nach dem 1.1.1999

 

- Inhaber einer unbeschränkten Fahrerlaubnis der alten Klasse 1, erworben bis zum 31.12.1998

 

- Inhaber einer Fahrerlaubnis der Klassen 1, 2, 3, 4 ausgestellt vor dem 1.12.1954

 

Hinweise:

 

- Der alte Stufenführerschein 1a (erteilt bis zum 31.12.1998) muss umgeschrieben werden, wenn man mit ihm unbeschränkt fahren will!

 

- der A (beschränkt) Führerschein muss nicht umgeschrieben werden, wenn die 2 Jahre abgelaufen sind. Ausnahme: Die Fahrerlaubnis wurde zwischenzeitlich entzogen und dann neu erteilt. Zur Wahrung der korrekten Fristen sollte man diesen Umschreiben lassen.

 

 

Wie erwirbt man den Führerschein A (unbeschränkt)?

 

- Der Besitz der Fahrerlaubnis (nicht eines Motorrads) A beschränkt für 2 Jahre, ausgestellt nach dem 1.1.1999

 

- Umschreibung des alten Stufenführerscheins "1a" in einen Klasse A Führerschein

- Direkteinstieg wenn man das 25. Lebensjahr zum Zeitpunkt der Prüfung bereits vollendet hat

 

Mindestumfang der Prüfung zum A (unbeschränkt):

 

- Theoretische und praktische Prüfung, Ausbildung/Vorstellung zur Prüfung durch eine anerkannte Fahrschule

 

- 12 Sonderfahrten vorgeschrieben (5 Überland, 4 Autobahn, 3 Beleuchtung) auf einem Prüfungsähnlichem Motorrad. Bei Vorbesitz von A1 oder A beschränkt nur insgesamt 6 Sonderfahrten

 

- Besuch von 12 Doppelstunden Unterricht allgemeine Theorie (bei Vorbesitz eines Führerscheons anderer Fahrzeugklassen (auch PKW) nur 6 Doppelstunden und 4 Doppelstunden kraftradspezifische Theorie

 

- Das Prüfungsfahrzeug muss mindestens 44 kW (60 PS) Leistung haben

 

- Prüfungsdauer mind. 60 Minuten, davon reine Fahrtzeit mind. 25 Minuten

 

- 6 Grundfahraufgaben (Abbremsen, 1 Slalomaufgabe, Ausweichen ohne Abbremsen, Ausweichen mit Abbremsen, Slalom in Schrittgeschwindigkeit, eine von 3 Langsamfahrübungen: Kreisfahren, Stop und Go oder Fahren mit Schrittgeschwindigkeit).

 

 

 

Klasse A (beschränkt)

 

§ 6 FeV: Die Fahrerlaubnis der Klasse A (beschränkt) berechtigt bis zum Ablauf von zwei Jahren nach der Erteilung nur zum Führen von Krafträdern mit einer Nennleistung von nicht mehr als 25 kW und einem Verhältnis von Leistung/Leergewicht von nicht mehr als 0,16 kW/kg.

 

Im Besitz einer solchen Fahrerlaubnis ist man , wenn folgende Bedingungen erfüllt sind:

 

- Inhaber einer Fahrerlaubnis der Klasse A, erworben nach dem 1.1.1999

- Inhaber einer Fahrerlaubnis der Klasse 1a wenn zwischen dem 1.4.1980 und dem 31.12.1998 erworben

 

Wie erwirbt man den Führerschein A (beschränkt) ?

 

Zunächst einmal muss man das 18. Lebensjahr vollendet haben.

 

Für die Prüfung gilt exakt das gleiche Prozedere wie für A (unbeschränkt).

Zu leistende Stunden, Prüfungsbedingungen etc., alles identisch.

Einzige Abweichung: Das Prüfungsfahrzeug der Klasse A beschränkt muss mindestens 250 ccm Hubraum, eine bauartbedingte Höchstgeschwindigkeit von mindestens 130 km/h und mindestens 20 kW=27 PS Leistung haben.

 

 

Klasse A 1

 

Der Führerschein der Klasse A 1 berechtigt zum Führen folgender Kraftfahrzeuge:

 

Leichtkrafträder. Diese sind wie folgt definiert:

 

- FeV § 6 (1): Krafträder der Klasse A mit einem Hubraum von nicht mehr als 125 ccm und einer Nennleistung von nicht mehr als 11 kW (=15 PS)

 

- § 72(2) STVZO (zu § 18 Abs. 2 Nr. 4 a (Leichtkrafträder))

Als Leichtkrafträder gelten auch Krafträder mit einem Hubraum von nicht mehr als 50 cm3 und einer durch die Bauart bestimmten Höchstgeschwindigkeit von mehr als 40 km/h (Kleinkrafträder bisherigen Rechts), wenn sie bis zum 31. Dezember 1983 erstmals in den Verkehr gekommen sind.

 

- FeV § 6 (2) ... Leichtkrafträder mit einer durch die Bauart bestimmten Höchstgeschwindigkeit von mehr als 80 km/h und ... dürfen nur von Inhabern einer Fahrerlaubnis der entsprechenden Klasse geführt werden, die das 18. Lebensjahr vollendet haben; dies gilt nicht bei der Rückfahrt von der praktischen Befähigungsprüfung, sofern der Inhaber der Fahrerlaubnis dabei von einem Fahrlehrer begleitet wird sowie bei Fahrproben nach den §§ 35 und 42 im Rahmen von Aufbauseminaren und auf Grund von Anordnungen nach § 46.

 

 

Besitzer eines Führerscheins der Klasse A 1 ist wer:

 

- Inhaber eines Führerscheins der Klassen A (unbeschränkt) oder A (beschränkt) ist

 

- Inhaber einer Fahrerlaubnis der Klasse A 1 erworben nach dem 1.1.1999 ist

 

- Inhaber einer Fahrerlaubnis der Klasse 1b (oder 1/1A) wenn diese zwischen dem 1.4.1980 und dem 31.12.1998 erworben wurde

 

- Inhaber einer Fahrerlaubnis der Klasse 4 (oder 1, 2 , 3), wenn diese vor dem 31.3.1980 erworben wurde

 

Voraussetzungen zum Erwerb der Führerscheinklasse A 1:

 

Mindestalter: 16 Jahre

 

Mindestumfang der Prüfung zum A (unbeschränkt):

 

- Theoretische und praktische Prüfung, Ausbildung/Vorstellung zur Prüfung durch eine anerkannte Fahrschule

 

- 12 Sonderfahrten (besondere Ausbildungsfahrten) vorgeschrieben: 5 Überland, 4 Autobahn, 3 Beleuchtung

 

- 12 Doppelstunden Unterricht in allgemeiner Theorie (bei Erweiterung einer vorhandenen Klasse nur 6 Doppelstunden) und 4 Doppelstunden kraftradspezifische Theorie

 

- Prüfungsfahrzeug muss mindestens 95 ccm Hubraum und eine bauartbedingte Höchstgeschwindigkeit von mindestens 100 km/h haben;

 

- Prüfungsdauer mind. 45 Minuten, reine Fahrtzeit mind. 25 Minuten,

6 Grundfahraufgaben (Abbremsen, 1 Slalomaufgabe, Ausweichen ohne Abbremsen, Ausweichen mit Abbremsen, Slalom in Schrittgeschwindigkeit, eine von 3 Langsamfahrübungen).

 

 

Anmerkungen:

 

- Wer die Führerscheinprüfung auf einem Automatikfahrzeug ablegt, bekommt auch nur die Fahrerlaubnis für Fahrzeuge mit Automatik! Und wer will schon immer Roller fahren...;)

 

- Mit Erteilung eines A1 Führerscheins beginnt die Probezeit (sofern nicht vorher die Klasse B erworben wurde)

 

- Eine Umschreibung auf Klasse A1 ist nicht nötig, wenn man mit einem "alten" Führerschein (z.B. alter 3er ausgestellt vor dem 1.4.1980) Leichtkrafträder fahren will.


Thu Jul 01 14:54:26 CEST 2010    |    Lewellyn    |    Kommentare (10)

Die Motorraddrossel, ein bunter VogelDie Motorraddrossel, ein bunter Vogel

Nein, nicht des kleinen Vogels, sondern der Zwangskastrierung für Motorräder junger Motorradfahrer.

 

Gedrosselte Motorräder gibt es schon lange, um die PS-Klassen der Versicherungen zu erfüllen. Hier geht es aber um die Drosselung per Gesetz.

 

In seiner unerschöpflichen Weisheit und Fürsorge entschied der Gesetzgeber 1985, dass ab 1986 gemachte Motorradführerscheine von Fahranfängern erstmal zwei Jahre lang nur für Motorräder bis 27PS und einem Mindestgewicht von 140kg gelten sollten. Anfanglich gab es eine Übergangsregelung für ältere Führerscheinerwerber. 1985 waren 27PS Motorräder auch ohne Zwangsdrossel durchaus übliche Einstiegsmotorisierungen.

 

Da in den 80ern die Motorradversicherungen gegenüber heute exorbitant teuer waren, bildete die 27PS (= 20kW) Versicherungseinstufung für Schüler, Azubis und Studis eine natürliche, finanzielle Grenze. Wenn ich mich da recht erinnere, kostete ein 27PS-Mopped mit Teilkasko etwa 400-500 DM, während die 50PS-Klasse (also ab 28PS) bereits an der 1000DM-Grenze kratzte. Das waren damals dann etwa zwei Azubimonatsgehälter, da hörte es dann für die meisten auf. Daher wurden viele Motorräder auch relativ aufwändig mittels anderer Nockenwellen gedrosselt, um auch mit 27PS harmonische Leistung zu entfalten. Nebeneffekt ist heutzutage, das die Entdrosselungskosten dieser Motorräder aus den 80ern finanziell bis an den Marktwert der Motorräder ranreichen können.

 

Der Gesetzgeber jedenfalls traute der monetären Beschränkung nicht mehr und schuf den Stufenführerschein. 1988 tratt dann die zweit Stufe in Kraft und die Übergangszeit endete. Ab da gab es keinen Direkteinstieg für Ältere mehr und jeder musste zuerst mal "1A" machen und zwei Jahre mit 27PS rumfahren.

 

11 Jahre später (für Bundesverhältnisse sehr fix) hatte man bemerkt, dass 27PS angesichts der immer größeren und leistungsfähigeren Motorräder vieleicht doch ein bischen wenig ist und reformierte im Zuge der EU-Führerscheinregelung den ganzen Kram. Jetzt hieß der Einser A und statt 1A gabs A beschränkt. Zum Trost für diesen Buchstabenwust gabs 7PS (5 kW) mehr Leistung für die Einsteiger und der Direkteinstieg ab 25 wurde neu aufgenommen. Dafür stieg das Mindestgewicht auf 0,16kW/kg, was auf 156,25kg Leergewicht fürs Mopped hinausjäuft. Motorräder wie die 690er KTM Enduro (138kg plus Sprit) können also nicht auf Stufenführerscheinniveau gedrosselt werden. Zumindest nicht auf 34PS.

 

Diese Situation haben wir auch heute. Aber die EU hat sich schon wieder was Neues ausgedacht. Mittlerweile traut sie Fahranfängern deutlich mehr zu als früher und so ist geplant, den Stufenführerschein ab etwa 2013 (das exakte Datum ist Sache der Umsetzung durch die Bundesregierung) auf 48PS (35kW) anzuheben. Das erfreut erstmal den zukünftigen Motorradfahrer, denn mit 48PS ist man eigentlich schon sehr kommod unterwegs. Nun wäre die EU nicht die EU, wenn das ganze nicht auch Pferdefüße hätte. Zum einen sind 35kW natürlich Blödsinn. Hätten sie 37kW (50PS) genommen, gäbe es einen nahezu unerschöpflichen Fundus an günstigen Gebrauchtmaschinen für Anfänger. Aber 48PS??? Außer der alten BMW F650 bis 1999 fällt mir kein Motorrad mit exakt 48PS ein. Also muss man die vorhandenen Moppeds wegen einer Differenz im Bereich der Serienstreuung drosseln und TÜV-abnehmen. Geldmacherei zugunsten der TÜV-Lobby? Nein, das kann nicht sein...:rolleyes:

 

Zweiter und noch deutlich schwerwiegenderer Knackpunkt: Die auf 48PS gedrosselten Motorräder dürfen ungedrosselt nicht mehr als die doppelte Leistung, also 96PS haben. Damit fallen nahezu alle Vierzylinder weg. Bis auf die "Einsteigermoppeds" CBF600, XJ6 und Bandit 650 haben nahezu alle anderen mindestens 98PS. Auch so beliebte Maschinen wie die 600er Fazer und Hornet fallen leider aus. Was das für deren Gebrauchtpreise bedeutet, kann man sich ausmalen. Und es führt zu dem Unsinn, dass man eine gedrosselte 34PS-Fazer nicht mehr an Fahranfänger verkaufen kann, da selbst mit der 34PS-Drossel ja das Kriterium "offen max. 96PS" nicht erfüllt würde.

 

Genauer Text (Dank an go_modem_go):

 

"Krafträder bis zu 35 kW/48 PS und einem Leistungsgewicht bis zu 0,2 kW/kg, die nicht von einem Fahrzeug mit mehr als der doppelten Motorleistung (also 70 kW/96 PS) abgeleitet sind".

 

Das sind 175kg. Da fallen eine ganze Reihe Reihe von Moppeds aus Gewichsgründen raus. Die kompletten G-Modelle von BMW und nahezu alles Einzylindrige von KTM.

 

Ich bin sehr gespannt, ob das wirklich so kommt. Der daran beteiligten EU-Abgeordneten Sommer (CDU), die ich zufällig persönlich kenne und etwa zwei- dreimal im Jahr über den Weg laufe, habe ich die Problematik erklärt. Obs was nützt, glaube ich eher nicht. Zumal Sie erklärte, dass die Motorradherstellerlobby (ja, sowas gibt es) keine Einwände gehabt hätte. Was mich angesichts der vielen nötigen, neu auf die Regelung abgestimmten Anfängermotorräder, die erstmal gebaut und verkauft werden müssen, nicht wundert.

 

 

Kommen wir nun zur Realität und den Fragen, die die Welt (der Motorradeinsteiger) bewegen:

 

- Kann ich jedes Motorrrad auf 34 PS drosseln?

Ja. Es gibt spezialisierte Firmen (z.B. Alpha-Technik + Drosselung bei Google eingeben) die nahezu für jedes Motorrad einen Drosselsatz anbieten. Auch für BMWS1000RR und Honda Goldwing.

 

- Schadet eine Drossel dem Motor?

Nein. Und nochmals nein!

 

- Gibt es Unterschiede im Fahrverhalten?

Ja. Grundsätzlich ändert sich die Charakteristik eines Motors umso mehr, je mehr er gedrosselt ist. Ein 1000er Supersportler erreicht die 34PS nur unwesentlich über Standgas. Ob das dann noch sonderlichen Fahrspass bringt, sei mal dahingestellt.

Bei einem 50PS-Einzylinder fällt eine Drosselung dagegen erst auf, wenns mal zügig voran gehen soll.

 

Die weiteren Fragen und Antworten überlasse ich den interessierten Lesern. Da ich niemals gedrosselt fahren musste, bin ich da nicht so der Experte. ;)


Wed Jun 30 19:29:42 CEST 2010    |    Lewellyn    |    Kommentare (15)

Nachdem wir uns nun einen groben Überblick über die Motorradkategorien verschafft haben, widmen wir uns ein wenig dem Motor selbst. Auch hier spreche ich immer von ungedrosselten Modellen für Anfänger. Dass die meisten Anfänger gedrosselt starten, ist mir zwar bekannt, spielt aber bei der Einschätzung der Anfängertauglichkeit erstmal keine Rolle. Exoten wie Wankel und Sechszylinder lassen wir auch mal weg.

 

- Der Einzylinder

 

Der ursprünglichste aller Motoren spielt heutzutage nur noch eine Nebenrolle bei "grossen" Motorrädern. Größter Vorteil ist der einfache Aufbau und das vergleichsweise geringe Gewicht. dr650r klass. luftgek. Singledr650r klass. luftgek. Single

Dadurch eignen sich Einzylinder natürlich gut für Einsteiger, da sie kostengünstig im Unterhalt und meist einfach selbst zu warten sind. Beim Selberschrauben an einem luftgekühlten Einzylinder kann man viel lernen und relativ wenig kaputtschrauben, bei entsprechendem Mindestschraubertalent und einer Mindestausstattung an tauglichem Werkzeug.

bmw-f650csbmw-f650cs

Beim Fahrverhalten sind Einzylinder etwas gewöhnungsbedürftig. Die Größeren mögen keine niedrigen Drehzahlen und müssen daher öfters mal geschaltet werden. Der nutzbare Drehzahlbereich ist sehr schmal und liegt i.d.R. zwischen 3.000 und 6000 Touren. Hohe Dauerdrehzahlen (Autobahn Vollgasetappen) mögen Eintöpfe auch nicht so gerne und reagieren mit erhöhtem Verschleiß. Einzylinder nehmen falsche Gänge eher krumm und neigen zum spontanen Ausgehen beim Anfahren mit zuwenig Gas oder zuviel Kupplung. Dafür sind Einzylinder auf engen, kurvigen Sträßchen und in der Stadt in ihrem Element und verbreiten ein ganz eigenes Fahrgefühl. Manche schwören drauf, für andere ist ein Einzylinder ein Nogo. Ausprobieren! Ich bin selber 3 Jahre eine F650GS Dakar gefahren und hatte damit äußerst viel Fahrspass.

 

Das Einzylinder nicht lange halten, ist heute nicht mehr richtig. Moderne, wassergekühlte Einzylinder wie die Rotax-Motoren in den BMWs und Aprilias erreichen bei einer Mindestpflege locker ungeöffnet 100.000km. Leistungsmäßig liegen die allermeisten Einzylinder um die 50PS, die neuen KTM-Einzylinder leisten bis zu 70PS, was in Verbindung mit dem geringen Gewicht für ausgesprochen vortiebsorientiertes Fahren sorgt. Diese Modelle wenden sich aber eher an den erfahrenen Kurvenkratzer.

ktm690duke3ktm690duke3

Empfehlenswerte Modelle für Anfänger sind:

 

BMW F650GS/CS/Dakar und mit Einschränkungen beim Komfort die G-Modelle Xchallenge und Xmoto.

Yamaha XTX/XTZ660

Suzuki DRZ 400

Aprilia Pegaso

 

 

 

 

 

 

 

 

- Der Zweizylinder

 

Diese meistgebaute Motorvariante wird von vielen auch als der am besten geeignete Motorradmotor angesehen. Ein guter Kompromiss aus Drehmoment bei niedrigeren Drehzahlen und Leistungsvermögen. Vermeidet weitestgehend die Nachteile des Einzylinders, entwickelt aber meist auch "Charakter". Gebaut in Größen von 125ccm (früher Honda Rebell) bis zu 2000ccm (Kawasaki Vulcan) und leistungsmäßig dank Ducati (>180PS) auch in der obersten Supersportliga angekommen. sv650 - V-Twinsv650 - V-Twin

 

Vom Zweizylinder gibt es diverse Varianten, die ich im folgenden nur kurz anreiße. Wer da detaillierte Infos möchte, einfach bei Wikipedia vorbeisurfen.ducati-monster-s2rducati-monster-s2r

 

- Zweizylinder Reihenmotor

Beide Zylinder stehen in einem Motorblock nebeneinander quer zur Fahrtrichtung.

Beim Sonderfall Paralleltwin zünden die beiden Zylinder auch gleichzeitig. Normal ist aber eine versetzte Zündfolge.

Aktuelle Modellbeispiele: Kawasaki ER6, Yamaha XTZ1200 Supertenere, BMW F800 Modelle

 

-Zweizylinder V-Motor. Die Zylinder stehen V-förmig zueinander. Der Winkel des V ist von Hersteller zu Hersteller verschieden. Bei Ducati beträgt er 90 Grad, ansonsten meist deutlich weniger. Während alle anderen ihre V-Motoren quer (von der Kurbelwellenlage aus gesehen) einbauen und die Zylinder in Fahrtrichtung hintereinander liegen, baut Moto-Guzzi diese längs ein, so dass die Zylinder quer zur Fahrtrichtung stehen. Ein Sonderfall ist der Boxermotor von BMW, wo der Zylinderwinkel 180 Grad beträgt und der ebenfalls, wie bei Moto Guzzi, längs eingebaut ist. bmw f800rbmw f800r

 

Aktuelle Modellbeispiele:

Suzuki Gladius und natürlich der Vorgänger, SV650, (fast) alle Ducatis, Honda Transalp/Deauville

 

Aus Anfängersicht kann man mit einem Zweizylinder eigentlich wenig falsch machen. Es muss ja nicht eine Duc 1198R sein...;)

 

 

 

 

 

 

 

- Der Dreizylinder

 

Ein eher seltenes Motorkonzept. Gäbe es Triumph nicht, die den Dreizylinder zu ihrem Hauptriebwerk gemacht haben, wäre der Dreizylinder ein vollkommen exotischer Antrieb. Auch wenn ich selber eine BMW-Dreizylinder fahre. :)

speedtriplespeedtriple

Aktuell auch nur bei Triumph (und ein paar Benellis) zu haben, aufgrund des Leistungsvermögens der Motoren (immer über 100PS) für Anfänger nur begrenzt geeignet.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

- Der Vierzylinder

 

Sehr verbreitetes Motorenkonzept. Erste Wahl, wenns um Spitzenleistung geht. Sehr gleichmäßig in der Leistungsabgabe (Ausnahmen Supersportler, die auf extreme Spitzenleistung im oberen Drehzahlbereich hin optimiert sind). Vierzylinder drehen sehr schnell hoch, sind einfach zu fahren und nehmen falsche Gänge meist nicht krumm. Abgesehen vom Gewicht und dem zusätzlichen Wartungsaufwand sind Vierzylinder für Anfänger gut geeignet. Gegner werfen ihnen "Charakterlosigkeit" vor. Meist läuft die "Charakterlosigkeit" aber eher auf weitgehende Vibrationsfreiheit hinaus. ;)

Eine Sonderform ist der V4, wo die Zylinder statt in einer Reihe sich V-förmig gegenüber liegen.

Eigentlich nur von Honda in der VFR 750/800/1200und von Yamaha in der Vmax in größeren Stückzahlen verbaut. Einzig noch nennenswerte Variante ist der längs eingebaute, liegende Vierzylinder der K-Modelle von BMW bis 2004.

Bandit 400Bandit 400

Alle anderen Vierzylinder sind immer quer (die Lage der Kurbelwelle ist ausschlaggebend, wir erinnern uns) Reihenvierzylinder in den Hubräumen von 250ccm (ja, gab es mal, mache ich vieleicht mal einen Artikel für die Motorradexoten drüber) und 1400ccm. Auch das aktuell leistungsstärkste Serienmotorrad, die S1000RR mit 200PS ist ein Reihenvierzylinder. Die neue Vmax mit ebenfalls 200PS und 2 Liter-V4 übersehe ich einfach. Schon aufgrund der minimalen Stückzahlen. ;)

gsx1400gsx1400

Aus Anfängersicht gibt es reichlich Auswahl an geeigneten Vierzylindern. Seien es die Honda CBF600/1000, CB750, die Bandits von Suzuki in 400, 600, 650 und mit Einschränkungen auch die 1200/1250 Modelle. Kawasakis Zephyr 550/750/1100 und Z750, Yamaha XJ600/900 oder auch die 600er Fazer.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

- Zweitakter

 

Bisher bezog sich alles auf Motoren nach dem Viertaktprinzip. Es gibt auch noch Zweitakter, die aber aus emmisionsrechtlichen Gründen bei den Neufahrzeugen keine Rolle mehr spielen. Auch gebraucht sind Zweitakter nur noch selten zu haben. Meist handelt es sich um die beiden letzten in Grossserie gebauten und motorisch nahezu identischen Suzuki RGV 250 Gamma und die Aprilia RS 250. Beide für Anfänger eher wenig geeignet.rgv250-gamma-zweitakterrgv250-gamma-zweitakter


Mon Jun 28 19:37:50 CEST 2010    |    Lewellyn    |    Kommentare (34)    |   Stichworte: ich, kaufen, mir, Motorrad, soll, Welches

Damit ich nicht zweimal die Woche das Gleiche tippen muss, mache ich mir mal die Mühe, einen Leitfaden für Einsteiger zusammenzustellen. Dieser Leitfaden stellt meine persönliche Meinung dar und erhebt keinen Anspruch auf der Weisheit letzter Schluss. Aber er beruht auf 24 Jahren Erfahrung mit unterschiedlichsten Motorrädern und ungezählten Stunden der Beschäftigung mit dieser meiner Leidenschaft.

 

Er wird am Ende aus etlichen einzelnen Themen bestehen, also etwas Geduld ist angebracht.

Ich suche auch noch Gastblogger für das Thema "Moppedführerschein machen heute". davon habe ich zugegebenermassen keinerlei Ahnung.

 

Fangen wir mal an mit dem Basiswissen. Was für Kategorien von Motorrädern gibt es und wofür sie so taugen. Hierbei gehe ich immer von den ungedrosselten Versionen aus. Für die Drossel wird es einen Extrablog geben.

 

1. Der Allrounder

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Das "Butter-und-Brot-Motorrad", das alles ein bischen, aber nichts wirklich gut kann. Klingt ein bischen abwertend, ist aber nicht so gemeint. Es ist der Motorradtyp, auf dem man am besten herausfinden kann, in welche Richtung der eigene Fahrstil sich entwickelt. Kratzen nach der Eingewöhnungszeit dauernd die Rasten über den Asphalt und der Motor hängt öfters im Begrenzer ist vieleicht eine Sportler oder gar Supersportler angesagt. Ist einem das nachgerüstete Givi-Koffersystem zu unpraktisch und der Fahrtwind zu nervig, kann man sich nach einem Tourer oder gar Luxustourer umsehen. Oder man findet heraus, dass das eigentlich genau das ist, was man braucht. Von allem etwas, weil man selber von der täglichen Fahrt zur Arbeit bis zur 4000km Alpentour alles macht.

suzuki-gs-500esuzuki-gs-500e

Meist sind Allrounder nackig, aber gerne auch mit Halbschale zu haben. Soziusplätze sind i.d.R. bequem, Zubehör gibt es reichlich beim Hersteller und den üblichen Discountern. Die Motoren sind auf einfaches Fahren statt auf Spitzenleistung ausgelegt.

 

Typische Vertreter sind

Suzuki GS 500E/F, Bandit 600/650/1200, GSX1400

Honda CB500, CB600F, CB750, CB1000F

Yamaha XJ600/900, XJR1300

Kawasaki ER5, Zephyr 550/750/1100

 

Die Übergänge in andere Kategorien sind fließend. Es gibt etliche Motorräder, wo die Einstufung nicht so ganz eindeutig ist, aber ich will ja hier keinen Katalog erstellen, sondern einen groben Überblick geben.

 

Für Einsteiger gut geeignet, Modelle über 1000ccm sind aber gewichtsmäßig und vom Leistungseinsatz her nicht ganz einfach zu handeln.

 

 

2. Der Sportler

 

Sportler meint Strassensportler. Motorräder, die für die dynamische Fortbewegung auf öffentlichen Strassen ausgelegt sind. Nicht so komfortabel wie die Allrounder, dafür mit mehr Schräglagenfreiheit, knackigeren Fahrwerken und spitzerer Leistungscharakteristik beim Motor ausgestattet. Auch die Sozia sitzt nicht so kommod, Koffersysteme wirken meist deplaziert, sind aber verfügbar. Auch damit kann man täglich zur Arbeit und 4000km durch die Alpen touren, muss aber meist Kompromisse beim Komfort und Gepäck machen. dafür kann man damit auch mal ernsthafter ein Rennstreckentraining mitmachen. Ob nackig, Halbschale oder Vollverkleidung, hier trifft man fast alles. honda-hornethonda-hornet

Zur Kategorie der Sportler zähle ich auch die Sporttourer, die so ein Mittelding zwischen Allrounder und Sportler sind. Nicht umsonst eine sehr beliebte Kategorie.

 

Typische Vertreter sind

 

Honda Hornet 600/900, CB1000R

Kawasaki Z750/1000, ER6F/N

Yamaha FZ600/1000 Fazer

BMW F800R/S/ST K1200/1300 alle Modelle außer GT

Triumph Street und Speed Triple

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Je nach Modell als Einsteigermopped gut bis eher nicht geeignet.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

3. Der Supersportler

 

Aus mir unerfindlichen (:D;)) Gründen die beliebteste Einsteigerklasse, zumindest, wenn es nach Wünschen geht. Supersportler sind notdürftig an die StVO angepasste Rennfahrzeuge. Kompromisse hinsichtlich Alltags- oder Tourentauglichkeit stehen nicht in deren Lastenheft. Gepäcksysteme sind Mangelware, dafür gibts viel Carbonzeugs.

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Für die Rennstrecke optimiert, stellen Supersportler hohe Ansprüche an den Piloten.

Renntrainings dauern 20 Minuten je Turn. Rennen meist 90 Minuten bis max zwei Stunden.

Länger sitzt niemand auf so einem Motorrad auf der Rennstrecke. Dementsprechend sind sie auch

so gebaut. Längeres Fahren auf öffentlichen Strecken erfordert Leidenswillen und/oder einen Superbikelenker. ;)

 

Neben der extremen Sitzposition (Niedriger und schmaler Lenker auf Popohöhe, spitzer Kniewinkel) sorgt der grosse Wendekreis manchmal für Ungemach beim Rangieren oder in ganz engen Kehren. Der Soziusplatz (sofern vorhanden) ist vollkommen untauglich und reicht maximal bis zur nächsten Eisdiele. Oder die Sozia ist unter 1,50 bei unter 45kg.

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Generell gibt es die 600er Klasse und die 1000er. Die Ausnahmen dazwischen lassen wir mal weg. Die 600er sind für Anfänger relativ leicht zu fahren, da sie ihre Leistung erst in Drehzahlregionen erreichen, deren Einsatz auf der Landstrasse ein hohes Maß an Können erfordert und daher meist von Anfängern nicht abgerufen werden kann.

 

Die 1000er sind die "Königsklasse". Mittlerweile bei knapp 200PS angekommen, erfordern 1000er ein hohes Maß an Selbstbeherrschung im öffentlichen Strassenverkehr, da die Leistung immer und überreichlich sofort abgerufen werden kann.

 

Vollverkleidungen sind obligatorisch. Modellbeispiele:

 

BMW S1000RR

Honda CBR600RR/1000RR

Kawasaki ZX6R/10R

Yamaha R6/1

Suzuki GSXR600R/1000R

Triumph Daytona 675

 

Eigentlich mehr oder weniger absolut untauglich für den Anfänger, aber das Auge fährt ja bekanntlich mit...

 

4. Der Tourer/Luxustourer

 

Der Tourer verfügt über eine üppige Verkleidung, die aufrecht sitzend hohe Reiseschnitte ermöglicht. Ein integriertes Gepäcksystem, Staufächer für den schellen Zugriff, Heizgriffe oder gar heizbare Sitzbänke gehören dazu. Kardan ist selbstverständlich, ein kommodes Soziusplätzchen, gern mit Rückenlehne am Topcase sollte dabei sein. Einmal in Fahrt erlauben Touringmodelle durchaus zügiges Kurvenfahren wie die Allrounder. r1100rtr1100rt

 

Leider gibt es heutzutage nur noch wenige neue Tourer zu kaufen. Aktuell bieten eigentlich nur noch Honda mit der Deauville / Pan European und BMW mir der R1200RT und K1300RT richtige Tourer an. Andere Hersteller verunstalten Sporttourer mit ausladenden Koffersystemen und nennen das dann "Touring-Edition". Nur bedingt Anfängertauglich aufgrund des hohen Gewichts.

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Die Luxustourer sind eine aussterbende Variante der Tourer. Aktuell nur noch von Honda mit der Gold Wing und von BMW mit der auslaufenden K1200LT angeboten. Allerdings wird BMW in Kürze auch einen 6-Zylinder-Luxustourer als Nachfolger präsentieren.

Perfekter Wetterschutz, Komfort von der elektrisch verstellbaren Scheibe über CD/Radio bis zum Getränkehalter kennzeichnen diese ausladenden Motorräder. Für den Anfänger eher wenig geeignet und in der Regel auch nicht gewollt. Können wir also vernachlässigen.

 

5. Die Enduro und ihre Unterarten

 

Aufgrund der Fülle fasse ich mich da stichpunktartig kurz:

 

- klassische Enduro: Einzylinder, bis max. 650ccm, i.d.R 50PS oder weniger (Ausnahme KTM 690), leicht, Offroadfähig, strassen- und alltagstauglich. Ideales Einsteigermopped für Leute mit eher schmalem Budget und passender Beinlänge. xt660ext660e

 

- Reiseenduro: I.d.R Zweizylinder, von 50-150PS (wenn man die Ducati Multilala1200 als Reisenduro ansieht), ansonsten wie ein Tourer ohne den Wetterschutz und mit geringer Offroadtauglichkeit. Bedingt Anfängertauglich, wenn man 5 Zentner mit hohem Schwerpunkt handeln kann. Einfach zu fahren. bmw gs1200adventurebmw gs1200adventure

 

- Hardenduro: Die Geländesportvariante der klassischen Enduro. Ungefähr so alltagstauglich wie ein Supersportler. Gelände fährt man im Stehen, entsprechend ist die Sitzbank. Die Motoren sind auf Leistung getrimmt, häufig nicht ganz einfach zu fahren und wartungsintensiv. Yamaha WR-Modelle und die BMW G450 sind aktuelle Hardenduros.

Nix für den Anfänger, es sei denn, mit Geländesportambitionen.

 

- Supermoto: Ursprünglich umgebaute Hardenduros mit gekürzten Federwegen und Strassensportbereifung, inzwischen auch von gängigen Grossserienherstellern zu haben. Diese sind für Anfänger sehr geeignet, weil sehr einfach zu fahren und mit "zahmen" Motoren versehen. Für die auf den Hardenduros basierenden Modelle gilt das Gleiche wie für die Hardenduros selber.

 

- Crosser: Motorsportgeräte ohne jegliche Strassenzulassung.

 

 

6. Chopper/Cruiser

 

Chopper kommt von "to chop" - abhacken. Alles vom Cruiser entfernen was nicht unbedingt zum Fahren benötigt wird. Im Umkehrschluss ist ein Cruiser ein mit unnötigem Zierrat behängter Chopper. :D

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Diese Kategorie ist ein weites Feld, auf das ich hier mangels persönlicher Erfahrung nicht weiter eingehen werde. Für Anfänger nur begrenzt geeignet, da man das aktive Motorradfahren auf diesen Modellen eher schlecht bis gar nicht lernen kann. Die Fahrwerke sind unterdämpft, die Schräglagenfreiheit stark eingeschränkt und man lümmelt sich halt irgendwie so hinter den Lenker. Daher fahren solche Motorräder in der Regel alte Säcke, die das aktive Motorradfahren ganz oder teilweise aufgegeben haben. :D;)

 

 

Wenn Ihr jetzt noch konkrete Fragen zu einem Modell habt, dann startet einen Thread im Bikertreff oder direkt im entsprechenden Markenforum und euch wird geholfen. :cool: