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Blog von158PY

Mon Jul 11 11:26:21 CEST 2016    |    158PY    |    Kommentare (31)

Mahlzeit allesammen, ich fange heute mal mit einem Blog zu unserem neuen Lastwagen an. Bilder hab ich zwar noch keine (nur ein Foto von der abenteuerlichen Überführung, mit dem ich anfangen werde), aber wenn ich nicht anfange damit, werde ich wohl nie dazu kommen.

 

Es handelt sich um einen Land Rover Defender 130 CC (die Kenner unter euch wissen, das ist ein Doppelkabiner-Pritschenwagen mit auf 130 Zoll verlängertem Radstand, das CC steht für "Crew Cab", die anderen wissen es spätestens jetzt) aus dem letzten Produktionsjahr, den ich mit annähernd 0km als Tageszulassung von der Halde eines Landmaschinenhändlers retten konnte. Selten habe ich mir soviel Mühe mit der Anschaffung eines (natürlich völlig überflüssigen) Fahrzeugs gemacht. Nur beim "Grünen Saurier", meinem seligen RR Phantom II Continental habe ich mir ähnliche Mühe angetan.

 

 

Die Vooooorgeschichte:

 

Angefangen hat es vor ca. 8 Jahren, als ich ein Baustellenfahrzeug für meine Firma suchte und vom nicht vorhandenen Fahrkomfort des Land Rover Defender (110 S/W) so abgeschreckt wurde, dass ich meine Brieftasche zu und das Fahrzeug beim Händler ließ. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, was über 2 Millionen Ländikäufer an dieser rüpelhaften, unbequemen Rotzkarre so beeindruckend finden konnten, dass sie das Ding auch tatsächlich kauften. Egal, die Jahre gingen ins Land und inzwischen war eine neue Frau in mein Leben getreten, welche als tapfere Landärztin in der brandenburgischen Einöde ihr karges Brot verdienen musste. Der Gedanke an einen Land Rover bekam somit neue Nahrung und endlich, endlich würde er in seinem natürlichen Habitat eingesetzt werden können. Hasi könnte damit in den Wald fahren oder ihre Gäule ziehen, ich könnte ihn für meine Baustellentouren gebrauchen, die Welt würde bestimmt ein schönerer Ort werden....

 

September 2013 kam also der erste Land Rover ins Haus, ein 110er Station Wagon, von dem ich nur im ersten Moment annahm, es handle sich um ein zur Personenbeförderung vorgesehenes Fahrzeug.

 

Spätestens auf der Zulassungsstelle kam die Ernüchterung, denn da stand ganz eindeutig "Lastkraftwagen" in den Papieren und mir dämmerte, dass diese Karre wohl nur noch als LKW überhaupt zugelassen werden konnte. Das moderne Europa erwartet von PKW heute halt Airbags an allen Ecken, ABS und ESP, sowie Assistenzsysteme, die einen erinnern, wenn man das Licht vergessen hat auszuschalten. Alles das hatte unser neues Daktari-Mobil aber nicht (ich glaube bis auf ABS), trotzdem war mein Hasi sehr glücklich damit. Und wie könnte ich es wagen Kritik zu äußern, wenn doch mein Hasi mit der Karre glücklich ist?

 

Zweieinhalb Jahre später, nach einigen Hängertouren und meinem Umzug in die Mark Brandenburg kam schließlich der Tag, an dem ich auf die dumme Idee kam, den Wagen zu verkaufen. Hier könnte der Beitrag zum Thema Land Rover auch schon zu Ende sein, wenn es mir nicht gelungen wäre, nach langer und intensiver Suche noch einen Händler zu finden, der nicht ganz so verstrahlt ist wie der Rest der Land Rover Fangemeinde, welche einem diese Fahrzeuge derzeit für den doppelten Neupreis anbietet. Und damit geht es weiter:

 

Tataaa - Auftritt neuer LKW: der neue Defender 130CC

 

Eine kleine Marktanalyse betreffs Wiedergutmachung meines Verkaufsfehlers (wer verkauft schon einen Ländi, der noch Garantie und keine 20tkm runter hat?) sollte mir recht rasch zeigen, dass zur Zeit auf diesem Marktplatz wohl alle verrückt spielen. Da werden Gebrauchtwagen ohne Mehrwertsteuerausweis mit deutlich Kilometer auf der Uhr und einem Alter von 2 bis 3 Jahren um die oder gar jenseits der 50.000,- Euro angeboten, manche Verkäufer wollen das Publikum wohl offensichtlich amüsieren, indem sie sechsstellige Preisschilder an ihre gebrauchten Karren pappen und die Vertragshändler sitzen auf ihren Lagerbeständen wie die Glucke auf den unbebrüteten Eiern und rufen für Neuwagen durch die Bank Beträge weit jeseits der 60.000,- Euro auf. Für ein Fahrzeug mit einem Listenpreis von 36 komma irgendwas. Als alter Hase mit jahrelanger Rolls-Royce-Erfahrung bin ich beim Thema Autoverkauf ja so einige Mätzchen gewöhnt, aber was da momentan abgeht, erinnert mich stark an die Tulpenhysterie der Holländer irgendwann im 17. Jhdt.

 

Den Autohändlern kann ich nur zurufen: "Leute, ihr lebt vom Auto-VERKAUF und nicht vom Auto sammeln!" Eure Kundschasft wird sich merken, was ihr mit ihnen momentan abzieht... Und den Sammlern kann ich nur sagen: ein Auto, von dem über 2 Millionen gebaut und 2/3 davon noch auf den Straßen unterwegs sind, wird schwerlich selten werden. Und falls ihr an der Karre was verdienen wollt (und viele Hobby-Spekulanten wollen genau das) müsst ihr erst mal einen finden, der noch blöder ist als ihr und noch mehr Kohle rausrückt als ihr es schon getan habt. Nun, ich konnte zum Gluck noch einen Händler finden, der nicht komplett vernebelt ist - auch wenn ich dafür weit fahren musste und so packte ich am 7.7.2016 unser neues Arbeitsgerät auf den Hänger und war am 8.7. auch schon wieder zurück in der Mark Brandenburg. Dort darf er sich jetzt in seinem natürlichen Habitat voll ausleben. Das Schild "Baustellenfahrzeug" ist noch in Arbeit, aber bald wird er mir Dienste auf meinen Baustellen leisten, während mein Hasi derzeit intensiv die Camping-Möglichkeiten erkundet...

 

Und das Beste kommt am Schluss: wenn man das Licht auszumachen vergisst, ertönt neuerdings eine nervtötende Tröte, die einen daran erinnert. Und der Türöffner für die Fernbedienung sieht auch viel wertiger aus als beim letzten. Da war es so ein China Billigteil aus dem Zubehörmarkt, was der Ländivertreter wohl an den Zündschlüssel drangepappt hat, jetzt ist es ein sowohl optisch wie auch haptisch sehr ansprechendes Teil, was auch an einem Range Rover Schlüssel hängen könnte.

 

Und das allerbeste ganz zum Schluss: beim Lesen der Bedienungsanleitung (mach ich ja selten, deshalb hat es etwas länger gedauert) fällt mir ein unauffälliger Zettel in die Hände, den ich beinahe zerknüllt und weggeschmissen hätte - mit einem Nachtrag zu den technischen Daten, unauffällig auf der Rückseite versteckt: ab 3.8.2015 hat der Motor 110kW bei 3250Upm. Ja was denn? Ein Blick in die Fahrzeugpapiere zeigt nur die üblichen 90kW bei 3500Upm. Stören würde mich der Extra Punsch nicht, aber auf den ersten 175km waren bisher noch nicht mehr als 90km/h drin. Mal sehen, ob er die Werksangabe von 144km/h reißt - immerhin habe ich ja schon Aufkleber mit Name und Blutgruppe am Auto, falls einen die Sanitöter mal an's (Blut-)Fläschchen hängen müssten...;) Wo der Ländi getz ja unter die Rennautos gegangen ist, nöch?

 

So, zur Feier des Tages ein kleines Update, womit wir vorher die Brandenburgischen Wälder unsicher gemacht haben:

 

Mein Hasi hatte da ein schönes kleines Stück Land im Polzowtal (paar Hektar), wo wir gerne am Sonntag die Seele baumeln lassen konnten, was aber echt nur mit dem Traktor, zu Pferde oder eben im Ländi erreichbar war. Hätte sie den Grund noch, wären die Aufnahmen vom neuen Arbeitsgerät auch dort entstanden, so musste halt der Gemeindewald herhalten... Habe also noch 4 Bilders vom alten Daktari-Mobil angehängt, einmal mit 12km im Showroom des Händlers, dann vor Ort mit Hasi und mit Kläffi. Leider wurde der Wagen vom Käufer inzwischen mit einigen Poser-Anbauteilen und Alufelgen samt breiten Schlappen "verziert" und für über 10 Mille mehr, als ich ihn verkauft habe weiter verscherbelt. Wird in Zukunft wohl eher auf der Kö oder am Kudamm zu finden sein als in Gottes freier Natur. Aber Hauptsache, einen fetten Spekulationsgewinn eingestrichen... *soifz*

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