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KPMG: Stadtplanung wird Entwicklung von Autos stärker beeinflussen

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Weltweites Bevölkerungswachstum und zunehmende Verstädterung werden die Entwicklung von Automobilen zukünftig maßgeblich mitbestimmen. Das ergab eine Umfrage, die die Unternehmensberatung KPMG unter mehr als 200 großen Herstellern, Zulieferern und Händlern aus der Automobilbranche durchführte.

Studie: VW Up! Lite Studie: VW Up! Lite Während in Europa die Märkte relativ gesättigt sind, entstehen in anderen Teilen der Welt immer größere Massenmärkte. Gleichzeitig lebt ein immer größerer Anteil der Weltbevölkerung in Städten. Daher gehen 76 Prozent der Brancheninsider davon aus, dass Stadtplanung zunehmend Einfluss auf die Modellentwicklung haben wird und sich zukünftig gemeinsam mit der Automobilbranche um Mobilitätslösungen für die Ballungsräume bemühen muss.

Auch in Deutschland ist dieser Trend längst angekommen. Dabei sind nach Ansicht von KPMG Automotive-Chef Dieter Becker die derzeitigen Bemühungen um Umweltzonen und autofreie Innenstädte nur der Anfang. In New York, der traditionellen Trendsetter-Metropole, läuft derzeit eine Ausschreibung für das Taxi der nicht mehr fernen Zukunft. Ab 2014 sollen die Yellow Cabs durch Modelle mit alternativem Antrieb ersetzt werden. Das neue New Yorker Taxi soll emissionsarm oder-frei sein, eine lange Laufleistung bei großem Komfort bieten sowie klein und behindertengerecht sein.

Auch in den Vereinigten Arabischen Emiraten entsteht mit Masdar derzeit eine rein nach ökologischen Gesichtspunkten ausgerichtete Modellstadt. Der Verkehr soll hier vor allem durch Elektroautos bewältigt werden. Die Industrie, so Becker, müsse sich darauf einstellen, künftig häufiger Vorgaben aus der Stadtplanung umsetzen zu müssen.

Hybrid- und Elektroautos im Trend – relativ.

91 Prozent der befragten Fachkräfte geht davon aus, dass ein geringer Treibstoffverbrauch – auch angesichts steigender Energiekosten – für Autokäufer das wichtigste Entscheidungskriterium ist.

Insbesondere in Ballungsräumen bedeuten emissionsarme oder emissionsfreie Autos einen erheblichen Zuwachs an Lebensqualität. Da ist ihre tatsächliche Umweltbilanz erst mal zweitrangig, wenn das z.B. Kraftwerk außerhalb des unmittelbaren Lebensraums der Menschen qualmt. Die Branchenexperten rechnen deshalb mit einem großen Wachstum im Absatz von Hybrid- und Elektroautos. Aufgrund der derzeit noch hohen Kosten wird ihr absoluter Marktanteil vorläufig aber nicht sehr hoch sein. Sollen solche Fahrzeuge für die breite Masse zugänglich werden, müssen die nach Ansicht eines Drittels der Befragten staatlich subventioniert werden. Partnerschaften beispielsweise zwischen Autoherstellern und Energiekonzernen sind für 20 Prozent der Insider ein erfolgversprechender Weg.

Märkte wandeln sich …

In der Automobilbranche sind vorhandene Überkapazitäten nach wie vor eine Hauptsorge. Dies betrifft vor allem den amerikanischen Markt, der trotz umfangreicher Restrukturierungen in Folge der jüngsten Finanzkrise nach Ansicht von zwei Dritteln der Befragten immer noch große Überkapazitäten aufweist. Aber auch in Japan und Deutschland sehen immerhin ein Fünftel der Branchenkenner Überkapazitäten. In den Wachstumsmärkten China und Indien werden in den kommenden Jahren ähnliche Probleme erwartet. Dennoch wollen die Automobilmanager das Problem vor allem durch stärkere Exporte lösen (25 Prozent). Hier wundert sich Unternehmensberater Becker über diese Strategie. Schließlich haben fast alle großen Hersteller in den letzten Jahren eigene Produktionskapazitäten in diesen Ländern aufgebaut und damit die Exportmöglichkeiten für ihre klassischen Produktionsstätten selbst eingeschränkt.

… und differenzieren sich immer stärker

Die großen Märkte in Europa, Asien und Amerika entwickeln immer stärker unterschiedliche Bedürfnisse. Das spüren alle Hersteller mit einer breiten Produktpalette. In Europa und den nordamerikanischen Ballungsräumen stellt man sich angesichts der gesättigten Marktlage, der verstopften Innenstädte und zunehmender politischer Regulierung auf ein verändertes Mobilitätsverständnis ein. Immer mehr Kunden fordern Fahrzeuge, die auf spezielle Bedürfnisse zugeschnitten sind, z.B. ein kleines Elektrofahrzeug für den Stadtverkehr und ein SUV oder einen Kombi für das Wochenende. Hier gewinnen Car-Sharing-Systeme auch immer mehr an Bedeutung. Insgesamt müssen die Hersteller aber stagnierenden Absatzzahlen begegnen, insbesondere im höherpreisigen Marktsegment.

In Asien und teilweise auch Südamerika dagegen steht für viele Menschen der Wunsch nach einem preiswerten Auto im Vordergrund. Dort geht es für viele erst einmal um Mobilität an sich. Gleichzeitig entstand in einer neuen Oberschicht das Bedürfnis nach repräsentativen Fahrzeugen. Mit diesen unterschiedlichen Herausforderungen umzugehen ist der Schlüssel, wenn die weltweit agierenden Konzerne sich auch in Zukunft behaupten wollen.

(bmt)

 

 

Quelle: MOTOR-TALK

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