Seat Ibiza 5 (KJ) 1.5 TSI Evo Test
25.03.2019 03:19 | Bericht erstellt von 3Xodus
Testfahrzeug | Seat Ibiza 5 (KJ) 1.5 TSI |
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Leistung | 150 PS / 110 Kw |
Hubraum | 1498 |
HSN | 7593 |
TSN | ANI |
Aufbauart | Schrägheck |
Kilometerstand | 18000 km |
Getriebeart | Handschaltung |
Erstzulassung | 3/2018 |
Nutzungssituation | Privatwagen |
Testdauer | einige Monate |
Einleitung
Seit einem Jahr bin ich schon mit dem Ibiza über Stadt, Land und Autobahn unterwegs und weiterhin überwiegend zufrieden. Er vereint kompakte Abmessungen mit ausreichenden Platzverhältnissen, genügend Komfort und einem erwachsen wirkendem Antrieb. |
Karosserie
Aufgebaut auf der MQB A0-Plattform des VW-Konzerns, also auf gleicher Basis wie VW Polo und Audi A1, leitet sich die Basis direkt von den Kompaktklasse-Modellen ab und so kann der Ibiza daher durchaus als Sub-Kompakter gelten. Der recht lange Radstand von 2564 mm verschafft ihm bei 4059 mm Außenlänge durchaus großzügige Platzverhältnisse, wobei 1,78 m Breite dabei ebenfalls helfen. Vorn haben auch größere Personen keine Probleme, eine adäquate und unbeengte Sitzposition einzunehmen. Hinten ist für Kleinwagen-Verhältnisse viel Platz für Knie, Füße und Kopf vorhanden, so dass kein großer Unterschied zu Fahrzeugen aus der nächst größeren Klasse herrscht. Der Kofferraum leistet sich zwar eine hohe Ladekante sowie eine ordentliche Stufe (optional ist ein höherer Ladeboden erhältlich), jedoch sind 355 Liter für die kompakten Abmessungen ein recht guter Wert. Klappt man die im Verhältnis 1/3 zu 2/3 geteilten Rücksitze um, werden daraus 1165 Liter.
Bei der Übersicht nach hinten gibt es aufgrund der zuspitzenden Form der C-Säule gewisse Einschränkungen, wobei optional erhältliche Parksensoren und die Rückfahrkamera enorm unterstützen. Die Parksensoren reagieren allerdings ein wenig überempfindlich und die ziemlich weit unten über dem Kennzeichen platzierte Kameralinse verschmutzt bei Regenwetter. Dafür ist die Übersicht nach vorn dank auf der Tür platzierter Seitenspiegel (statt im üblichen Spiegeldreieck) und aufgrund der kompakten Frontpartie absolut lobenswert.
Der Ibiza macht keinen Hehl daraus, dass er kostengünstig produziert wird. So erblickt man in weiten Teilen des Cockpits auf Hartplastik, wobei die Qualität zu stimmen scheint. Für die Kompaktklasse wäre die Materialauswahl ziemlich mager, für die Kleinwagenkategorie passt es jedoch, zumal die Verarbeitung wenig Anlass zur Kritik lässt. Eher lässt sich kritisieren, dass sich das beim FR serienmäßige Ledersportlenkrad eher nach Plastik anfühlt. Sparmaßnahmen sind beim Ibiza allgemein an vielen Stellen ersichtlich: Motorhaube innen ohne Klarlack, kein hydraulicher Haubenaufsteller, keine Innenraumbeleuchtung im Fond, spärliche Kofferraumbeleuchtung oder etwa der fehlende Keyless-Go-Sensor auf der Beifahrerseite. Gerade Letzteres nervt im Alltag am meisten, wenn man sich für das für 300 € optional erhältliche Kessy-Schließsystem entschieden hat. |
Platzangebot vorn: | eng | geräumig | |
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Platzangebot hinten: | eng | geräumig | |
Kofferraum: | klein | groß | |
Übersichtlichkeit: | schlecht | gut | |
Qualitätseindruck: | minderwertig | hochwertig |
- + Angemessenes Platzangebot, wertiger Gesamtauftritt, hervorragende Übersicht nach vorn
- - weitläufig ersichtliche Sparmaßnahmen
Antrieb
Der 1.5 TSI-Motor stammt aus der EA 211 evo Motorenfamilie, der auch der dreizylindrige 1.0 TSI angehört, der nunmehr - nach vorläufiger Einstellung des 1.5 TSI im Ibiza - die Top-Motorisierung darstellt. Der vierzylindrige 1.5 TSI verfügt über eine Zylinderabschaltung, die bei geringem Lastzustand (etwa zwischen 10 und 30 %) sowie Drehzahlen zwischen 1300 und rund 3100 U/min die Einlassventile zweier Zylinder schließt und damit die Effizienz aufgrund des höheren Füllungsgrades der verbleibenden steigert. So sind im Alltag Werte um 5 l/100 km und darunter häufig realisierbar. Nur auf der Autobahn werden es eher 6 Liter und mehr. Mein Langzeitverbrauch nach einem Jahr Nutzung beträgt ungefähr 5,3 l/100 km. Leider schränkt der 40 Liter-Tank den Aktionsradius unnötig ein. So lag mein bester Wert bei 950 km Reichweite, die Regel sind aber eher 700 bis 800 km.
Die Fahrleistungen an sich sind nicht schlecht für einen Kleinwagen: 7,9 Sekunden auf 100 km/h, 215 km/h Höchstgeschwindigkeit. Aber gefühlt kommt aufgrund des zwar recht knackigen und gut schaltbaren, aber eben auch lang gestuften 6-Gang-Schaltgetriebes nicht viel Temperament an. Der 3. Gang reicht beispielsweise bis über 150 km/h und der 4. Gang bis knapp über 200 km/h. Der 5. Gang ist auch im Gefälle für die Höchstgeschwindigkeit zuständig, die sich in meinem Fall auf Tacho 241 (GPS 238 km/h) bestimmte. Der 6. Gang reicht theoretisch bis 300 km/h und hilft so beim Spritsparen. So kommt von den zwischen 1500 und 3500 U/min aufgestellten 250 Nm Drehmoment letztlich gefühlt nicht sonderlich viel an. Für Traktionsverluste beim Anfahren reicht es allerdings vollkommen. Schon vor dem Erreichen des Drehzahlbegrenzers bei etwa 6200 U/min geht dem Motor ein wenig die Puste aus. Seine Maximalleistung von 110 kW (150 PS) erreicht er allerdings auch schon bei 5000 U/min, die sich im Plateau bis 6000 U/min erstreckt. Für den Alltag ist der 1.5 TSI ein wirklich angenehmer Turbomotor, der bereits ab 1500 U/min sauber Gas annimmt und ab 2000 U/min spürbaren Druck entwickelt. Auch sehr niedrige Drehzahlen macht er klaglos mit. |
Motorleistung: | schwach | stark | |
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Durchzug: | unelastisch | elastisch | |
Drehfreude: | zäh | agil | |
Getriebe/Schaltverhalten: | schlecht | gut | |
Verbrauch: | durstig | effizient | |
Reichweite: | gering | hoch |
- + effizienter Antrieb mit Zylinderabschaltung, zufriedenstellende Fahrleistungen, gute Laufkultur auch bei niedriger Drehzahl
- - mit 40 Litern ziemlich kleiner Tank, lang gestuftes Getriebe raubt Temperament
Fahrdynamik
Fahrspaßkönig in der Kleinwagen-Klasse ist der Ibiza nicht, aber er macht dennoch glücklich. Das FR-Sportfahrwerk erlaubt ein präzises Feedback vom Fahrbahnuntergrund, während die Lenkung präzise und direkt reagiert. Der Langstreckenkomfort ist dennoch absolut gegeben. Eine Krawallkiste ist der Ibiza FR nicht, vielmehr fühlt er sich ziemlich erwachsen und souverän an. Die Bremsen lassen sich gut dosieren und liefern adäquate Verzögerungswerte, sie fallen jedoch häufiger durch Geräuschentwicklung auf.
Völlig unnötig ist die umständliche Einstellungen des ESC Sportmodus, bei dem das Stabilitätsprogramm weiterhin arbeitet. Trotzdem wird man gewarnt, als wäre das Fahrzeug damit komplett unsicher. Dabei hinterlässt der Ibiza FR wenig Zweifel, dass er auch komplett ohne ESP sicher kurvt. |
Wendekreis: | groß | klein | |
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Beschleunigung: | langsam | schnell | |
Lenkung: | schwammig | direkt | |
Bremsen: | schwach | standfest | |
Fahrverhalten: | unausgeglichen | ausgeglichen | |
Kurvenverhalten: | unsicher | sicher | |
Wendigkeit: | träge | agil |
- + agiles Fahrverhalten, ordentliche Fahrleistungen, präzise und direkte Lenkung, gut ansprechende Bremsen
- - leichte Tendenz zum Untersteuern in engen Kurven trotz elektronisch geregeltem Sperrdifferenzial
Komfort
Serienmäßig kommt der FR mit Sportfahrwerk, optional zusätzlich mit adaptiven Dämpfern. Diese lassen sich zwischen Normal und Sport justieren, wobei der Unterschied nicht immens ist. Auf Winterreifen empfand ich den Normalmodus zu schwammig und selbst auf niederquerschnittigen 18"-Sommerrädern ist der Sport-Modus noch nicht brutal hart.
Den Sitzkomfort kann ich eigentlich nur vorn links beurteilen und dieser passt absolut. Hinten sitzt man jedoch auch mehr als ordentlich, wie meine Mitfahrer meinten. Leider rollen die 18"-Sommerräder (Bridgestone Turanza T001) ziemlich laut ab. Und auch Windgeräusche dringen zügig in die Kabine - ein Kompakter wäre dann wohl doch etwas leiser.
Typisch VW-Konzern fällt die intuitiv erlernbare Bedienung absolut leicht. Auf die Touchfunktion des ein wenig tief platzierten 8"-Mediasystems könnte ich gern verzichten, aber dankbarerweise sind weiterhin Lautstärkeregler und Direktwahltasten vorhanden. Die Instrumente sind wunderbar ablesbar und das über die Lenkradtasten steuerbare monochromatische Display im Kombiinstrument blendet nützliche Informationen und Bedienfunktionen ein. |
Federung (einstellbar): | schlecht abgestimmt | gut abgestimmt | |
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Sitze vorn: | unbequem | bequem | |
Sitze hinten: | unbequem | bequem | |
Innengeräusche: | laut | leise | |
Bedienung: | kompliziert | intuitiv | |
Heizung/Klimatisierung: | schwach | wirkungsvoll |
- + Intuitive Bedienung, bequeme Alcantara-Sitze, ausgewogenes Federungsverhalten
- - Laut abrollende 18-Zoll-Räder, adaptive Dämpfer mit geringer Spreizung
Emotion
Zwar merkt man dem kleinen Iberer die stocknüchterne Ader der VW-Baukastenmodelle an, dem schnittigen Design ist jedoch nicht viel vorzuwerfen. Aus meiner Sicht gehört er in der Kleinwagenklasse zu den schönsten Modellen und war damit praktisch Liebe auf den ersten Blick - dieses Fahrzeug muss man sich nicht schön trinken. Die Linien, die Proportionen, der schön leuchtende Desire-Rot-Farbton - das alles passt. Da kommt optisch schon viel Sportlichkeit auf, die durch FR-Logos vorn, hinten sowie am Lenkrad unterstrichen wird. |
Design: | langweilig | attraktiv | |
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Temperament (sportlich): | ausbaufähig | realisiert | |
Image: | negativ | positiv |
- + Attraktives Styling, sportliches Image
Gesamtfazit zum Test
Klein genug für die Stadt, souverän genug für die Langstrecke - das ist der Ibiza! Der leider nicht mehr angebotene 1.5 TSI passt hervorragend in den spanischen Kleinwagen und liefert ohne nennenswerten Mehrverbrauch gegenüber dem 1.0 TSI angemessene Fahrleistungen, vor denen manch größeres Fahrzeug erblasst. Qualität und Anmutung sind allemal preisgerecht, während das Platzangebot auf dem Niveau des bis 2012 gebauten Seat Leon für die meisten Ansprüche des Alltags vollkommen genügt. Sinnvoller Verzicht...
Der Ibiza fällt durchaus mal mit kleineren Macken auf, die überwiegend elektronischer Natur sind. So fiel bei mir schon ein paar Mal der (bisweilen etwas übersensible) Front Assist aus, aber auch die Schaltpunktanzeige wollte schon bis zur nächsten Zündung nicht arbeiten. Bisher gab es schon zwei Rückrufaktionen (Gurtschloss, Feststellbremse). Man kann ihn für gewisse Sparmaßnahmen rügen, aber letztlich überwiegt die Liebe zu diesem kumpelhaften Typ.