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Ford Focus Mk2 2.0 TDCi Test

04.08.2011 15:47    |   Bericht erstellt von Acura1977

Testfahrzeug Ford Focus Mk2 2.0 TDCi
Leistung 136 PS / 100 Kw
Hubraum 1997
HSN 8566
TSN 575
Aufbauart Schrägheck
Kilometerstand 81000 km
Getriebeart Handschaltung
Erstzulassung 5/2009
Nutzungssituation Privatwagen
Testdauer mehr als ein Jahr
Gesamtnote von Acura1977 4.0 von 5
weitere Tests zu Ford Focus Mk2 anzeigen Gesamtwertung Ford Focus Mk2 (2004 - 2011) 4.0 von 5
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Einleitung

Ich fahre den Wagen seit der Erstzulassung als Privatfahrzeug. Hauptsächlich auf mittleren und längeren Strecken, selten Kurzstrecken von weniger als zehn Kilometern.

Ob Alleinfahrten oder mit fünf Personen an Bord oder mit Anhänger in den Bergen, es war schon alles dabei.

Galerie

Karosserie

4.0 von 5

Der Focus ist ein Auto, welches in der passenden Farbe und der richtigen Ausstattung richtig gut aussehen kann - oder eben nach gar nichts, wenn man bei der Auswahl einiges falschgemacht oder weggelassen hat.

 

Positiv ist das Platzangebot und auch der Raumeindruck auf den Vordersitzen. Das Fahrzeug ist ziemlich breit, was man einfach merkt.

Leider auch negativ, wenns im Parkhaus mal etwas enger zugeht !

 

Folgendes ist mir an Karrosserie und Innenraum bisher negativ aufgefallen :

 

- Karosserie knisterte an diversen Stellen, wo das Blech doppelt liegt. Wurde nach Reklamation durch Einbringung von Öl auf Garantie behoben und kam auch nicht mehr wieder.

 

- Türdichtgummis nerven zuweilen mit Knack- und Knistergeräuschen wenn die Karosserie in Fahrt ein wenig zittert. Der Effekt ist witterungsabhängig sehr nervig oder auch mal ganz weg.

 

- Sitzgestelle auf Fahrer- umd Beifahrerseite knacken und knarzen je nach Wetterlage. Beseitigung auf Garantiekosten steht noch aus, ist aber beantragt.

 

- Klimaautomatik macht seit April 2010 bereits Ärger, da intern die diversen elektromechanisch bewegten Klappen quietschende Geräusche machen und sich wohl nur noch ruckartig bewegen. Dies führt zu einer sehr unvollkommenen Funktion der gesamten Anlage.

Fehlerbehebung auf Garantie ist bereits beantragt, scheitert aber bisher an der richtigen Umsetzung durch die Werkstätten.

 

- Die Heckklappe ist im Gegensatz zu den übrigen Türen kein bisschen mit Hohlraumkonservierung geschützt. Bei der Demontage der Griffleiste über dem Kennzeichen kam rund um diverse Blechausschnitte tatsächlich schon beginnender Rost zum Vorschein ! Ebenso fand sich unter einem scheinbar harmlosen Lackläufer an der Heckklappe bereits Rost, da dieser wohl innen hohl war.

 

 

Allgemein finden sich am Focus viele Details welche zwar nicht die Funktion des Autos an sich beieinträchtigen, aber einfach lieblos und hastig wie an einem Montagnachmittag kurz vor Feierabend zusammengeschustert wirken. Seien es die Abdeckungen außen am Spiegeldreieck die etwas abstehen, rostende Schraubenköpfe, lieblos hingeschmierte Karosseriedichtmasse unter dem Kofferaumteppichboden (die aufgrund der Dicke sogar durch den Teppich sichtbar ist !) oder schlecht angepasste Spaltmaße hier und da, welche mit etwas mehr Sorgfalt bei der Montage durchaus noch zu retten wären.

Es ist die Summe aus vielen Kleinigkeiten, die den Eindruck sehr trübt.

In den 80ern hätte sich daran vermutlich noch niemand gestört, aber heutzutage geht das einfach viel besser - bei den Marktführern aus Wolfsburg zum Beispiel.

Testkriterien
Platzangebot vorn: eng geräumig
Platzangebot hinten: eng geräumig
Kofferraum: klein groß
Übersichtlichkeit: schlecht gut
Qualitätseindruck: minderwertig hochwertig
Fazit - Karosserie
  • + Kofferraum und allgemeine Platzverhältnisse, für einen Kompaktwagen sehr ok !
  • + Für ein modernes Auto lässt er sich auch ohne elektronische Hilfsmittel noch ganz passabel einparken. Lob für die großen Außenspiegel mit weitem Verstellbereich !
  • - Teils indiskutabel billige Hartplastikteile im Innenraum, insbesondere die Türverkleidungen.
  • - Beifahrer über 1,90m bemängeln öfters zu wenig Platz für die Beine, selbst bei ganz zurückgeschonebem Beifahrersitz.
  • - Diverse Verarbeitungsmängel ab Werk !

Antrieb

4.5 von 5

Der große 2.0TDCI ist die souveränste Motorisierung für dieses Fahrzeug. Gerade durch die 6 Gänge lässt es sich auf der Autobahn gleichermaßen leise, effizient als auch - wenns sein muss - pfeilschnell unterwegs sein.

Tacho 180km/h entsprechen im 6. Gang gerade mal 3200 Umdrehungen ! Der Motor selbst ist dabei nicht einmal zu hören, tritt völlig hinter die anderen Geräusche zurück.

 

136 PS und 320NM (kurzzeitig 340NM mit Overboost) reichen für real gemessene 205km/h Spitzengeschwindigkeit und immernoch lebhaftes Temperament mit voller Beladung und 500kg schwerem Anhänger am Haken. Mehr Leistung muss nicht sein, aber weniger wollte ich jetzt auch nicht mehr haben.

 

Den Diesel KANN man zwar ohne weiteres bis an den roten Bereich drehen, aber es macht ihm und dem Fahrer weder Freude noch bringt es irgendwas. Denn wer bei spätestens 3500 Umdrehungen hochschaltet und den Durchzug im nächsthöheren Gang nutzt ist mindestens ebenso schnell.

 

Der Verbrauch ist sehr stark vom Einsatzspektrum abhängig.

Das absolute Minimum mit federleichtem Gasfuß und Tempo 100 auf der topfebenen Autobahn lag bisher bei 4,9 Liter.

Maximal mit Bleifuß auf der Autobahn können auch mal 7,5 zusammenkommen. Zwischen diesen beiden Extremen liegt man eigentlich immer bequem und ohne Anstregungen bei 6 Litern +/- einem halben Liter.

Wer allerdings nur Kurzstrecken bis zehn Kilometer fährt wird eher bei 9 Litern landen, denn wirtschaftlich wird der Antrieb erst nachdem er warmgefahren ist !

Testkriterien
Motorleistung: schwach stark
Durchzug: unelastisch elastisch
Drehfreude: zäh agil
Getriebe/Schaltverhalten: schlecht gut
Verbrauch: durstig effizient
Reichweite: gering hoch
Fazit - Antrieb
  • + Leistung bzw. Druck ist in jeder Situation ausreichend bis reichlich vorhanden.
  • + Die Geräuschkulisse ist insbesondere mit Aral Ultimate Diesel sehr angenehm bzw leise.
  • + Auch wenn das Drehmoment erst bei 2000 Umdrehungen voll anliegt, so lässt er sich bereits knapp über Leerlaufdrehzahl prima fahren und zieht ab 1500 Undrehungen bereits gut durch.
  • + Verbrauch lässt sich leicht unter 6 Liter drücken und steigt auch mit viel Freude am Fahren kaum mal über 6,5l/100km
  • + Ist unkritisch beim Anfahren, kein Vergleich zu diversen TDI´s bei denen es nur ein schmaler Grat ist zwischen Abwürgen und durchdrehenden Reifen.
  • - Erster und zweiter Gang lassen sich etwas schwerer einlegen als die übrigen Gänge. Dadurch empfindet man es als Fahrer als "anstrengend" den Wagen in der Stadt immer wieder aus dem Stand auf 50 zu beschleunigen. Hier fehlt die Leichtfüßigkeit und Drehfreude eines Benziners.

Fahrdynamik

4.5 von 5

Der Focus besitzt laut unzähliger Vergleichstests das sportlichste Fahrwerk seiner Klasse.

Sportlich ist es auf jeden Fall ! Wer ihn mal abseits der normalen Alltagsanforderungen härter rannimmt wird staunen was er alles kann !

 

Kritik habe ich nur an der Lenkung. Sie ist elektrohydraulisch und die Servounterstützung lässt sich in drei Stufen (Komfort, Normal und Sport) einstellen. Ohne jetzt dauernd die Einstellung zu verändern (was nur im Stand geht) sollte sie bei niederem Tempo (bis 60) leichtgängiger werden und dann bei höhrerem Tempo zunehmend verhärten.

Wie es perfekt geht zeigt der aktuelle Fiesta. Mit seiner komplett elektrischen Servounterstützung ist es eine wahre Freude durch Kurven jeder Art zu räubern oder einzuparken. Da kommt der Focus nicht dran heran.

Testkriterien
Wendekreis: groß klein
Beschleunigung: langsam schnell
Lenkung: schwammig direkt
Bremsen: schwach standfest
Fahrverhalten: unausgeglichen ausgeglichen
Kurvenverhalten: unsicher sicher
Wendigkeit: träge agil
Fazit - Fahrdynamik
  • + Der Wendekreis ist kleiner als man es dem Auto zutrauen würde. Ich würde sogar sagen kleiner als bei meinem alten Escort.
  • + Große Reserven in schnell angegangenen Kurven, Untersteuern findet erst sehr spät bis gar nicht statt.
  • + Legt auch an einer Autobahnsteigung im 6.Gang mühelos an Geschwindigkeit zu.
  • - Zwar hechtet der Diesel immer mit einem mords Ruck nach vorne, aber man muss eben dauernd schalten und ist deshalb unterm Strich nicht wirklich schneller als mit einem eigentlich schwachbrüstigen Benziner.
  • - Der Fahrkomfort entspricht ziemlich genau meinem alten Escort mit 30mm Tieferlegung. Zwar ist dies noch lange nicht schlecht, aber auch nicht wirklich komfortabel.
  • - Die Lenkung könnte aus der Mittellage heraus direkter ansprechen. Ab 90 Grad Lenkradeinschlag wird sie dann spürbar direkter.

Komfort

4.5 von 5

Komfort ist etwas sehr subjektives, weswegen man lieber probefahren sollte anstelle darüber zu lesen :p

Testkriterien
Federung (sportlich): schlecht abgestimmt gut abgestimmt
Sitze vorn: unbequem bequem
Sitze hinten: unbequem bequem
Innengeräusche: laut leise
Bedienung: kompliziert intuitiv
Heizung/Klimatisierung: schwach wirkungsvoll
Fazit - Komfort
  • + Sehr sportliches Fahrwerk, vor allem mit 225/40 R18 Reifen
  • + Die Sportsitze im Titanium sind einwandfrei
  • + Heizung spricht im Winter angenehm schnell an, da eine PTC Zusatzheizung (ab Sichtpaket I) schon nach zwei Minuten spürbare Wärme liefert.
  • - Abrollkomfort auf kurzen Unebenheiten leicht eingeschränkt, auch wenn die 16" Winterräder montiert sind.

Emotion

3.0 von 5

 

Testkriterien
Design: langweilig attraktiv
Temperament (sportlich): ausbaufähig realisiert
Image: negativ positiv
Fazit - Emotion
  • + Mit der richtigen Farbe und Ausstattung ein sehr ansehliches Fahrzeug !
  • - Musste schon hören :"Einen Focus fahren nur die, bei denen es nicht zum GOLF gereicht hat" Eine bodenlose Frechheit ! Allerdings zeigt es wie enorm der Focus unterschätzt wird....

Unterhaltskosten

KFZ-Steuer pro Jahr 200-300 Euro
Verbrauch auf 100 km 6,0-6,5 Liter
Inspektionskosten pro Jahr 300-500 Euro
Gebrauchtwagengarantie keine vorhanden
Werkstattkosten pro Jahr 200-500 Euro

Gesamtfazit zum Test

Aus diesen Gründen kann ich den empfehlen:

Kräftig, wirtschaftlich, bei Bedarf schnell, vielseitig einsetzbar, ansehlich, zuverlässig, haltbar, geräumig und bequem.

Aus diesen Gründen kann ich den nicht empfehlen:

Man muss Glück haben um eine ordentliche Werkstatt zu finden, denn selbst mit einem Neuwagen steht man oft genug dort um kleine Beanstandungen im Rahmen der Garantie beheben zu lassen.

Das Image eines Ford Focus ist leider nicht das Beste. Man muss sich manchmal rechtfertigen warum man ihn gekauft hat und nicht lieber nen gebrauchten Volkswagen.....

Gesamtwertung: 4.0 von 5
Das Testfahrzeug erhielt im Test durchschnittlich 4.0 von 5 möglichen Sternen
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Kommentare: 2

Wed Jan 23 19:47:53 CET 2013    |    Kurvenräuber41065

Sehr schöner Testbericht, ich kann mich damit identifizieren.

Muss demnächst auch mal nach meiner Heckklappe sehen, habe schon öfters davon gehört.

 

Viele Grüße,

Marc

Fri Jul 26 14:09:10 CEST 2013    |    Spiralschlauch247

Meiner hat nun fast 160tkm runter...bin im großen und ganzen sehr zufrieden mit dem Wagen.

 

Die Heckklappe und ein Seitenteil fängt langsam an zu Rosten. Ansonsten noch keine großen Probleme gehabt.

 

Der erste DPF ist auch noch drin, der immer fleißig auf der Autobahn freigebrannt wird.

 

MfG Wyll

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