Hallo zusammen,
diese Woche habe ich das Projekt angegangen, die H7 Halogenscheinwerfer meines 212ers auf LED umzurüsten.
Zunächst habe ich klein angefangen und die W5W Positionslichter gegen die LED Version von Philips ausgetauscht.
Dazu ist auch ein kleiner Lastwiderstand ("Can-Bus-Adapter", Amazon ASIN B07W7556PX) nötig, da sonst im Kombiinstrument ein Fehler angezeigt wird und das Steuergerät diese dann abschaltet. Die Polarität muß im Übrigen auch beachtet werden.
Die W5W sind natürlich eher eine Spielerei und bringen dem Fahrer nichts, jedoch ist die Farbtemperatur mit anderen LED Leuchtmitteln stimmig.
Als nächstes machte ich mich an das Abblendlicht. Dazu habe ich die OSRAM Nightbreaker H7 LED ausgewählt.
Es gibt leider aktuell noch keinen passenden Adapterring von OSRAM für die Halterung im Scheinwerfer, hier muß man sich mit einem Fremdbauteil behelfen (Amazon ASIN B08CBXG9FQ), dieses wird dann mit Sekundenkleber auf die bestehende H7 Halterung an den Nightbreakern geklebt. Es empfiehlt sich, die Oberfläche vorher aufzurauen. Nicht elegant, aber funktioniert. Für den Einbau müssen die Haltenasen etwas nach oben gebogen werden.
Von OSRAM ist auch einen Can-Bus-Adapter (Modell OSRAM LEDSC01) erhältlich, dieser ist beim Abblendlicht zwingend nötig.
Es wird zwar kein Fehler im KI angezeigt, jedoch zeigte sich ohne den Lastwiderstand ein merkwürdiges Verhalten, das Abblendlicht ging während der Fahrt, und NUR während der Fahrt in unregelmäßigen Abständen immer wieder von selbst aus und wieder an.
Der Einbau des Beifahrer-Abblendlichts ist etwas fummelig, aber funktioniert über den Motorraum.
Der Can-Bus-Adapter findet im Lampentopf ausreichend Platz. Das erspart das Bohren eines Lochs in den Deckel.
Richtig aufwendig ist der Wechsel des Abblendlichtes auf der Fahrerseite, da der Scheinwerfer vollkommen zugebaut ist. Hier muß eine umständliche Prozedur durchgeführt werden, das Fahrzeug muß mit dem Wagenheber aufgebockt werden, das linke Vorderrad demontiert werden, die Innenverkleidung des Kotflügels demontiert werden und erst dann kommt man an den Lampentopf.
Der Austausch des Fernlichtes ist dagegen ein Kinderspiel und vom Motorraum aus bei beiden Scheinwerfern problemlos machbar. Hier ist dankenswerterweise kein Can-Bus-Adapter notwendig, es kommt kein Fehler und die Steuerung spinnt auch nicht.
Die Halterung für den Scheinwerfer unterscheidet sich tatsächlich zu der des Abblendlichtes, was auch das immer für einen Sinn hat. Glücklicherweise gibt es von OSRAM hier direkt einen passenden Adapterring, Modell 64210DA01-1.
Auch hier die Haltenasen etwas nach oben biegen.
Wie ist aber nun die Ausleuchtung im Vergleich zur Cool Blue Intense Halogen?
Abblendlicht:
Die Helligkeit würde ich etwa als gleichwertig, oder etwas heller bewerten. Man ist eben ohne Scheinwerferreinigungsanlage und Niveauregulierung auf 1500 Lumen Lichtstrom beschränkt.
Da das menschliche Auge bei Nacht jedoch besonders im Blau und Grünbereich empfindlich ist, ist die wahrgenommene Helligkeit bei den ca. 6000°K LEDs deutlich besser als bei den ca. 4000°K Halogenlampen.
Die Ausleuchtung könnte etwas homogener sein, die zweigeteilte Bauform des LED Leuchtmittels hat Schatten und Peaks im Leuchtbild zufolge, was aber nicht weiter dramatisch ist.
Die Lichtverteilung und Hell-Dunkel-Grenze ist insgesamt ziemlich ähnlich zu den der Halogenlampe, was ja durchaus positiv ist. Auch die Ausleuchtung zum rechten Straßenrand kann sich buchstäblich sehen lassen.
Tiere wie Hasen und Rehe können so viel besser und rechtzeitig erkannt werden, verglichen mit den Halogenlampen.
Fernlicht:
Das Fernlicht holt noch einmal richtig Reichweite aus den Scheinwerfern heraus. Die Leitpfosten reflektieren das Licht in einer Entfernung, wie ich es bisher noch nie erlebt habe.
Angesichts des einfachen Einbaus ein absolutes Muß!
Fazit: Mit den OSRAM Nightbreaker LED macht das Nachtfahren auch mit Halogenscheinwerfern wirklich Spaß und die Sicherheit wird definitiv erhöht. Die Materialkosten beliefen sich auf etwa 300 EUR.
Ob es einem der Aufwand und das Geld wert ist, muß jeder für sich selbst entscheiden, meiner Meinung nach ist die verbesserte Sicht und Sicherheit jeden Euro wert.
Mit den 4x 1500 Lumen befindet man sich bereits annähernd auf Bi-Xenon-Niveau! (Ein Xenon Brenner hat ca. 3000 Lumen)
Bleibt natürlich noch der Elefant im Raum, die Zulassung. Aktuell ist für den W212 keine offizielle Freigabe vorhanden. Es bleibt nur zu hoffen, daß diese irgendwann kommen wird, wovon ich offen gesagt nicht ausgehe, oder es gibt in Zukunft eine generelle Freigabe für die LED Retrofits der Hersteller OSRAM und Philips.
Ich persönlich finde diese strenge Regulierung ein Unding, technisch ist diese Umrüstung mit Markengeräten (!), also keine Fernost-Ware, völlig vertretbar. Wenn die Leuchtmittel in anderen Scheinwerfer funktionieren und zugelassen sind, gibt es keinen begründeten Vorbehalt gegen eine allgemeine Verwendung. Ich werde die LED Leuchtmittel so einsetzen, da diese die Sicherheit verbessern und das ist mir wichtiger als ein bürokratischer Nonsense. Da die Mercedes Baureihe 212 bekanntermaßen auch mit Xenon verfügbar waren, und der Unterschied von Außen nur für Kenner offensichtlich durch die fehlende Projektorlinse des Standlichts erkennbar ist, erwarte ich nicht, daß dies bei einer Kontrolle jemals auffallen wird. Vorausgesetzt, die Scheinwerfer sind nicht völlig verstellt und blenden nicht, was nicht der Fall ist.
Ihr könnt mir dazu gerne eure Meinung und Erfahrung mitteilen.
Ich hoffe, ich konnte dem TE und anderen Leuten mit meiner Erfahrung weiterhelfen und bei Fragen, gerne auch per PN melden.
Schöne Grüße
Julian