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Bericht: VW-Chef wusste früh von Abgasskandal - Zeitung: Winterkorn soll Diesel-Manipulation gedeckt haben

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Der ehemalige VW-Chef Martin Winterkorn soll laut einem Zeitungsbericht schon im Juli von der illegalen Abgas-Software gewusst haben. VW äußert sich nicht dazu.

Wer wusste wann was? Martin Winterkorn soll schon früh von Abgas-Manipulationen gewusst haben, berichtet die "Bild am Sonntag" Wer wusste wann was? Martin Winterkorn soll schon früh von Abgas-Manipulationen gewusst haben, berichtet die "Bild am Sonntag" Quelle: dpa/picture-alliance

Wolfsburg/Berlin - Hat Martin Winterkorn die Abgas-Manipulationen bei Volkswagen gedeckt? Laut einem Bericht der "Bild am Sonntag" wusste der zurückgetretene VW-Konzernchef vor Bekanntwerden der Manipulationen davon. Die "BamS" schreibt, Winterkorn sei bereits Ende Juli 2015 von Entwicklern über illegale Software in der Abgastechnik unterrichtet worden. Das war knapp zwei Monate, bevor VW den Betrug auf Druck von US-Behörden hin einräumte.

Aus dem Konzern hieß es dazu auf Anfrage, man nehme zu Spekulationen um die juristische Aufarbeitung des Themas keine Stellung. "Das ist ein laufender Prozess", sagte ein Sprecher in Wolfsburg der Deutschen Presse-Agentur. Aus Kreisen des Volkswagen-Aufsichtsrats erfuhr dpa, dass es bei der jüngsten Sitzung am vorigen Freitag keine konkreten Hinweise auf eine mögliche Mitschuld auf Vorstandsebene gegeben habe.

VW will Ausgang der Prüfung abwarten

Die "BamS" beruft sich bei ihrer Darstellung auf ein ihr vorliegendes Papier mit dem Titel "Zulassung Diesel USA". Winterkorn soll demnach die "Vorgehensweise" bestätigt haben, zwei VW-Mitarbeiter das brisante Thema bei einem Gespräch in den USA lediglich "teilweise" offenbaren zu lassen. Belege für eine direkte Anweisung des Managers nennt die Zeitung nicht. Dass Winterkorn von Manipulationen gewusst habe, ergebe sich aus Zeugenaussagen. Er selbst habe sich dem Blatt gegenüber nicht dazu geäußert.

Die US-Großkanzlei Jones Day durchleuchtet derzeit das Unternehmen und befragt zahlreiche Mitarbeiter. Ihr gegenüber sagte Winterkorn laut der "Bild am Sonntag" aus, ihm sei zum Zeitpunkt der internen Information nicht bewusst gewesen, dass es sich um Betrug handelte - sonst hätte er eingegriffen. Erste Ergebnisse von Jones Day hätten ursprünglich im Frühjahr vorliegen sollen. VW hatte bereits mehrfach betont, den Ausgang der Prüfungen zunächst abwarten zu müssen.

Keine handfeste Handhabe gegen den Vorstand

Bei dem Treffen in den Vereinigten Staaten im August 2015 sei den Behörden nur berichtet worden, dass betroffene Autos "nicht den gesetzlichen Anforderungen entsprechen", schreibt die Zeitung unter Verweis auf einen VW-Vermerk. Dagegen sei von betrügerischen Absichten keine Rede gewesen. Der Ende September vergangenen Jaheres bekanntgewordene Diesel-Skandal mit Millionen manipulierten Wagen stürzte VW in eine tiefe Krise. In den USA, Deutschland und weiteren Ländern gibt es Zivilklagen und auch strafrechtliche Ermittlungen.

Bei der Runde der Aufseher am Freitag hatte Jones Day über den aktuellen Stand berichtet. Auch fast ein Jahr nach dem Beginn der Ermittlungen sei etwa keine E-Mail, Protokollnotiz oder sonstige Handhabe aufgetaucht, die die Firmenspitze handfest belasten würde, hieß es am Sonntag aus dem Umfeld des Kontrollgremiums.

Das befriedige bei der Suche nach Verantwortung natürlich nicht, hieß es - aber es sei nun einmal der Stand der Dinge. Immer mehr dränge sich damit die Frage auf, warum das interne Kontrollsystem bei VW derart versagte und sich der Abgasbetrug jahrelang fortsetzen konnte.

Quelle: dpa

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