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Bericht: Volkswagen drosselt Produktion in China - VW tritt in China auf die Bremse

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Laut Medienberichten reagiert VW auf den schwachen Markt in China mit einer verringerten Werksauslastung: Die Fertigung wird gedrosselt. VW spricht von "Normalisierung".

Volkswagen soll die chinesische Fertigung seiner wichtigen Modelle um bis zu 20 Prozent senken, wie die Zeitschrift "Wirtschaftswoche" berichtet Volkswagen soll die chinesische Fertigung seiner wichtigen Modelle um bis zu 20 Prozent senken, wie die Zeitschrift "Wirtschaftswoche" berichtet Quelle: picture alliance / dpa

Wolfsburg/Shanghai – Den sprichwörtlichen Sack Reis haben wir an dieser Stelle schon öfter bemüht. Die Metapher gewinnt derzeit an Reiz: Der Profit, den unsere Autohersteller im Wunderland China erzielen, krümelt derzeit dahin wie Reis aus einem umgekippten Sack. Das geht noch nicht an die Substanz, aber die Verluste schmerzen. Und sie werden Auswirkungen haben, wenn die Buchhalter in Wolfsburg, Ingolstadt, Stuttgart und München am Jahresende ihre Zahlen zusammenzählen.

Nach Jahren der Expansion müssen die Autohersteller in China umdenken. Zum Beispiel VW: Einem Bericht der Wirtschaftswoche zufolge drosselt der Konzern die Produktion in seinem wichtigsten Markt. Um 10 bis 20 Prozent soll die Auslastung an den chinesischen Bändern sinken.

Martin Winterkorn überreicht Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping im März 2014 ein Trikot des VfL Wolfsburg Martin Winterkorn überreicht Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping im März 2014 ein Trikot des VfL Wolfsburg Quelle: picture alliance / dpa Ein VW-Sprecher sagte am Donnerstag: Die durchschnittliche Arbeitszeit von bislang 300 Tagen im Jahr in den chinesischen Werken werde auf 270 Tage verringert. Weil zuvor zusätzliche Produktionskapazitäten aufgebaut worden seien, wolle man die Zahl der Arbeitstage in den Werken jetzt "normalisieren".

Die Darstellung, VW würde sinkende Auslastungen seiner chinesischen Fahrzeug- und Komponentenwerke bestätigen, sei nicht korrekt, sagte der Sprecher. "Durch die Inbetriebnahme zusätzlicher Standorte wird sich die bestehende hohe Auslastung der Werke normalisieren."

Weniger Absatz, mehr Kapazität

Im Klartext bedeutet das trotzdem: VW will in China vorerst weniger Autos bauen, als möglich wäre. Der Konzern expandierte stark in den letzten Jahren: 20 Standorte betreibt VW vor Ort, neun Fahrzeug- und 11 Komponentenwerke. Die Kapazität soll bis 2019 weiter steigen, von derzeit 3,5 Millionen auf 5,0 Millionen Autos.

22 Milliarden schwer ist VWs Investitionsprogramm in China. Es scheint, als würden die neuen Kapazitäten vorerst nicht gebraucht: Bis Ende Juli verkaufte der VW-Konzern in China 1,74 Millionen Fahrzeuge, fast vier Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Seit drei Monaten sinken die Absatzzahlen, statt zu steigen.

Erstmals berichten Händler von Rabatten

Die Krise in China hat mehrere Ursachen: Der Einbruch an der Börse, sinkende Nachfrage aus der Mittelschicht, Zulassungsbeschränkungen in Ballungsräumen. Die Wachstumskurve flacht ab, von zweistelligen auf einstellige Zuwachsraten.

Die Profite der Europäer leiden zusätzlich unter der Abwertung des Yuan: Bei Umrechnung der Gewinne in Euro kommt weniger heraus. Daneben müssen sich die Hersteller mit sinkenden Preisen befassen. Erstmals berichten chinesische Händler von Rabatten, die sie gewähren müssen. Andernfalls könnten sie ihre Quoten nicht erfüllen, die der Hersteller verlangt.

VWs China-Chef Jochem Heizmann: Bis 2019 soll die Kapazität auf fünf Millionen Fahrzeuge pro Jahr steigen VWs China-Chef Jochem Heizmann: Bis 2019 soll die Kapazität auf fünf Millionen Fahrzeuge pro Jahr steigen Quelle: picture alliance / dpa All dies trifft den deutschen VW-Konzern in besonderer Weise. Er hat sich abhängig von China gemacht wie kein zweiter Autokonzern dieser Größe, verkauft dort bereits 37 Prozent aller Fahrzeuge weltweit. Wo GM und Toyota, Mercedes und BMW auch in Nordamerika stark sind, erzielt VW im zweitgrößten Markt der Welt vergleichsweise homöopathische Absatzzahlen.

Schieflage betrifft auch Europa

Hinzu kommt: Eine überdurchschnittliche Fertigungstiefe macht das VW-System unflexibel. Konkurrent BMW stellt nach Informationen der Wirtschaftswoche nur 25 Prozent seiner Teile selbst her und ist damit flexibler – auf Kosten der Zulieferer. „Wir sind immer sehr vorsichtig, was den Aufbau neuer Kapazitäten angeht“, zitiert die Zeitschrift den Vertriebschef Ian Robertson.

Sollte China VWs Bilanz in Schieflage bringen, kann dies durchaus auf Europa, und damit auch auf deutsche Arbeitsplätze, negativ einwirken. Die Kostenstrukturen seiner Kernmarke identifizierte VW-Chef Martin Winterkornimmerhin schon vor einem Jahr als Kernproblem – da war von einer Chinakrise noch keine Rede.

Übrigens betrifft der Schluckauf der chinesischen Konjunktur nicht nur die Deutschen. Die Absätze von Hyundai-Kia in China sanken im Juli um mehr als 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Koreaner reagieren mit drastischen Maßnahmen: Hyundai senkte die Preise zweier SUV-Modelle um 12 Prozent, Kia gar um 30 Prozent. Außerdem tauschte der koreanische Konzern kurzerhand drei Spitzenmanager aus.

 

Quelle: m. Material v. dpa

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