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VWs Marketing-Tool muss heute in die Relegation - VW geht es schlecht, dem VfL Wolfsburg schlechter

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"Wo es VW schlecht geht, spielt auch noch der VfL scheiße", sagte ein VW-Manager. Nicht ohne Grund: Volkswagens Millionenprojekt VfL Wolfsburg muss in die Relegation.

Fußballträume in der Autostadt: Ein Abstieg des VfL Wolfsburg passt weder zu VWs Marketing-Zielen mit dem konzerneigenen Verein noch zur VW-Idee von Wochenendunterhaltung für die Belegschaft Fußballträume in der Autostadt: Ein Abstieg des VfL Wolfsburg passt weder zu VWs Marketing-Zielen mit dem konzerneigenen Verein noch zur VW-Idee von Wochenendunterhaltung für die Belegschaft Quelle: dpa/Picture Alliance

Wolfsburg - Das waren noch Zeiten: VW auf dem Weg zur Weltspitze in der Autobranche - und der VfL Wolfsburg wird deutscher Meister. Zwischen all den jubelnden Fans strahlten zwei Herren im Anzug: VW-Konzernchef Martin Winterkorn und Patriarch Ferdinand Piëch. Beim Autokorso durch Wolfsburg sind Winterkorn und VW-Finanzchef Hans Dieter Pötsch dabei. Das war 2009.

Mittlerweile sind Winterkorn und Piëch bei Volkswagen Geschichte. Und der VfL Wolfsburg kann in der Relgation in die zweite Bundesliga absteigen. Am heutigen Donnerstag startet das Hinspiel (20:30 h) gegen den Nachbarn Eintracht Braunschweig, bei dem VW ebenfalls Sponsor ist: Volkswagen unterstützt die Eintracht mit knapp 6 Millionen Euro pro Saison.

Und zwar über die spanische Marke Seat (rund 3,5 Millionen Euro) als Trikotsponsor und die Finanztochter Volkswagen Financial Services (etwa 2,5 Millionen Euro).

"...spielt auch noch der VfL scheiße"

Profifußball geht in Niedersachen kaum ohne VW. Das Eintracht-Stadion liegt neben dem VW-Werk in Braunschweig. Täglich pendeln tausende Menschen aus Braunschweig zum VW-Werk in Wolfsburg. Viele dürften hin- und hergerissen sein: wem in dem Duell ihre Sympathie gehört. Darunter ist vermutlich VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh: Er ist gebürtiger Braunschweiger und Fan der Eintracht, - hält aber beruflich auch dem VfL Wolfsburg die Treue.

Für Volkswagen wäre ein VfL-Abstieg eine harte Bauchlandung. Der Anspruch des Eignerkonzerns lautet eigentlich: mindestens Europa League. Noch im April 2016 spielte der Verein im Viertelfinale der Champions League gegen Real Madrid. Nun droht der Abstieg.

2009 war die Welt noch in Ordnung: VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh, Stürmer Grafite und Patriarch Ferdinand Piëch beim Autokorso zur Meisterschaft des VfL Wolfsburg 2009 war die Welt noch in Ordnung: VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh, Stürmer Grafite und Patriarch Ferdinand Piëch beim Autokorso zur Meisterschaft des VfL Wolfsburg Während der Mutterkonzern den Abgasskandal bearbeiten und Sparprogramme umsetzen muss, leistet sich eines seiner wichtigsten Marketing-Tools eine existenzielle sportliche Krise. Im vergangenen Herbst schon schrillten die Alarmglocken. "Gerade wo es VW schlecht geht, spielt auch noch der VfL scheiße", hatte damals ein Mitglied aus der Konzern-Führungsetage der Deutschen Presse-Agentur ziemlich unverblümt gesagt.

VW kürzte Zuschüsse um 20-30 Millionen

Die sportliche Misere wurde VfL-Geschäftsführer Klaus Allofs angelastet. Der VfL habe deutlich mehr Potenzial, dies werde aber derzeit nicht abgerufen, kritisierten Insider. Allofs habe unglückliche Entscheidungen getroffen, notwendig sei ein "Strategiewechsel". Mitte Dezember trennte sich der VfL von Allofs.

Aber ist das alles? Gleichzeitig begannen Spekulationen darüber, ob VW den Geldhahn für den Fußballverein nicht mehr ganz so weit aufdreht. Der Abgasskandal kostet viel Geld. Über ein Sparprogramm müssen die VW-Arbeiter ihren Beitrag leisten. Im Februar wurde bekannt: anstatt 80 bis 90 Millionen Euro soll der Verein vom Mutterkonzern rund 60 bis 70 Millionen Euro jährlich bekommen. Einige Monate zuvor hatte das noch anders geklungen.

"Es gibt das Ziel, die Aufwendungen für den VfL Wolfsburg zu reduzieren", wie es im Umfeld des Aufsichtsrats geheißen hatte. Inzwischen läuft es für Volkswagen trotz des Diesel-Skandals wieder

besser. Selbst die lange Zeit gewinnschwache Kernmarke VW verkündet endlich Erfolge, Millionen manipulierter Dieselfahrzeuge sind bereits umgerüstet.

VW spricht nicht von Sorgen

Welche Folgen hätte ein Abstieg aus der Bundesliga finanziell für den Verein? Bei Volkswagen ist das vor der Relegation offiziell kein Thema. Hans-Gerd Bode, Leiter der Volkswagen-Konzernkommunikation und Mitglied im Aufsichtsrat des Clubs, wünscht sich vor allem ein "Fußballfest". Konzern-Personalvorstand Karlheinz Blessing nimmt es sportlich: "Der Sport schreibt manchmal verrückte Drehbücher, und so werden wir es auch sportlich nehmen: Möge sich der Bessere in den beiden Spielen durchsetzen."

Blessing sagte, die Menschen in der Region hätten sich eher einen anderen Gegner gewünscht als Braunschweig: "Es sind zwei Vereine, mit denen auch viele Kolleginnen und Kollegen aus der Volkswagen-Belegschaft mitzittern und mitfiebern, über die sie auch am Arbeitsplatz diskutieren."

Zum VW-Imperium gehört auch die VfL Wolfsburg-Fußball GmbH - eine 100-Prozent-Tochter von Volkswagen. Mächtigster Mann im Club ist VW-Vorstandsmitglied Francisco Javier Garcia Sanz als Aufsichtsratschef der Fußball-Tochter. In dem Gremium sitzen neben Bode auch der heutige VW-Aufsichtsratsvorsitzende Pötsch und Betriebsratschef Osterloh.

Übersicht: Autokonzerne als Bundesliga-Sponsoren

 

Quelle: dpa

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