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Abgas-Vorwürfe: Daimler bekommt zwei Wochen Frist - Vito-Verkauf vorerst gestoppt

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Wegen des Verdachts auf Abgas-Betrug bei Hunderttausenden Dieselautos sprach Daimler-Chef Zetsche heute beim Verkehrsminister vor. In zwei Wochen muss er wieder antreten.

Daimler-Chef Dieter Zetsche am Montagmorgen bei der Ankunft im Bundesverkehrsministerium Daimler-Chef Dieter Zetsche am Montagmorgen bei der Ankunft im Bundesverkehrsministerium Quelle: dpa/Picture Alliance

Hinweis: Dieser Artikel wurde aktualisiert. Letztes Update: 28.05.2018, 17:30 Uhr

Berlin - Nach neuen Abgas-Vorwürfen fordert Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer Aufklärung von Daimler-Chef Dieter Zetsche. Der CSU-Politiker hat Zetsche für Montag ins Ministerium nach Berlin eingeladen.

Auch Daimler hat nach Auffassung des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) die Abgasreinigung bei Dieselfahrzeugen manipuliert. Bei Untersuchungen des Kleintransporters Mercedes-Benz Vito habe die Behörde unzulässige Abschalteinrichtungen der Abgasreinigung entdeckt, hatte das Verkehrsministerium vergangene Woche mitgeteilt.

Für weltweit gut 4.900 Fahrzeuge, darunter gut 1.370 in Deutschland, sei bereits ein Rückruf angeordnet worden. Daimler hat Widerspruch angekündigt. Der Konzern wehrt sich gegen Vorwürfe, bei der Abgasreinigung getrickst zu haben. Scheuer sagte, er habe das KBA angewiesen, weiteren Verdachtsfällen bei Mercedes unverzüglich nachzugehen. "Ich erwarte, dass Mercedes seinen Kunden gegenüber Klarheit schafft."

Im Vito hat das KBA unzulässige Abschalteinrichtungen der Abgasanlage entdeckt. Nun hat Verkehrsminister Scheuer Daimler-Chef Zetsche für Montag ins Ministerium einbestellt Im Vito hat das KBA unzulässige Abschalteinrichtungen der Abgasanlage entdeckt. Nun hat Verkehrsminister Scheuer Daimler-Chef Zetsche für Montag ins Ministerium einbestellt Quelle: Picture Alliance Die Grünen forderten den Verkehrsminister auf, von Zetsche verbindliche Maßnahmen zu verlangen. Scheuer müsse deutlich machen, "dass die Kumpanei mit der Autoindustrie ein Ende" habe, sagte Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter. Der Verkehrsminister dürfe auch nicht länger selbst auf die Bremse treten. Fraktionsvize Oliver Krischer forderte, Scheuer müsse klar stellen, "dass ab sofort alle illegalen Abschalteinrichtungen von Daimler veröffentlicht werden müssen". Ansonsten würden Bußgelder fällig.

Bis zu 600.000 Fahrzeuge

Nach einem Bericht der "Bild am Sonntag" müssen bei Daimler voraussichtlich rund 120.000 Dieselfahrzeuge auf mögliche unzulässige Abschalteinrichtungen untersucht werden. Dabei handele es sich um weltweit rund 40.000 Dieselmotoren im "Vito" und 80.000 in der "C-Klasse".

Der "Spiegel" berichtete am vergangenen Freitag, es seien sogar rund 600.000 Fahrzeuge betroffen. Die Modelle haben der Meldung zufolge einen vergleichbaren Motor wie der Mercedes Vito mit 1,6-Liter-Diesel (Euro 6).

Daimler betonte, dass für die zusätzlich genannten Fahrzeuge derzeit keine amtliche Anhörung vorliege. Man kooperiere vollumfänglich mit den Behörden, äußere sich aber nicht zu Spekulationen. Für den Vito 1,6 Liter Diesel mit der Euro 6 hat das KBA wegen unzulässiger Abschalteinrichtungen der Abgasreinigung einen Rückruf angeordnet, um die Technik zu entfernen. Betroffen sind weltweit 4.900 Fahrzeuge, darunter gut 1.370 in Deutschland. Wie das Ministerium weiter mitteilte, bedeutet der KBA-Bescheid auch ein vorläufiges Verbot von Erst-Zulassungen neuer Wagen dieses Modells.

Konkrete Ergebnisse in 14 Tagen

Die Bundesregierung dringt auf eine baldige Klärung möglicher weiterer Fälle. "Wir werden jetzt einen vertieften Austausch über die hochkomplexen technischen Fragen vornehmen mit dem Ziel, anhand unserer konkreten Prüfungen umgehend die genaue Zahl der betroffenen Modelle zu ermitteln", sagte Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) nach dem Gespräch mit Daimler-Chef Dieter Zetsche am Montag im Ministerium in Berlin.

"Bei einem weiteren Treffen in 14 Tagen werden die konkreten Ergebnisse auf dem Tisch liegen." Das Kraftfahrtbundesamt gewährt Daimler nun eine Frist bis zum 15. Juni "zur Vorlage einer technischen Lösung und deren Umsetzung", wie Scheuer sagte. Zetsche erklärte nach dem Treffen im Ministerium: "Es war ein gutes, konstruktives Gespräch. Wir haben verabredet, uns in zwei Wochen wieder zu treffen."

Daimler-Beeschäftigte in Sorge

Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht hat angesichts der neuen Abgas-Vorwürfe eine lückenlose Aufklärung gefordert. "Es gilt, Transparenz zu schaffen", betonte er am Montag nach dem Treffen von Vorstandschef Dieter Zetsche mit Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer. Brecht erklärte, er habe im Anschluss mit Zetsche telefoniert und ihm die Sorge der Belegschaft um den Ruf des Unternehmens geschildert.

"In den Daimler-Werken greift die Angst um sich, dass an den Vorwürfen zum Vito etwas dran ist", betonte er in einem schriftlichen Statement. "Wir als Arbeitnehmervertreter nehmen diese Angst ernst. Wir erwarten von allen Verantwortlichen auf Unternehmensseite, dass sie dies auch tun."

 

 

Quelle: dpa

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