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Autoboom in Vietnam - Vietnamesen lieben deutsche Luxusautos

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In Vietnams Großstädten macht Autofahren keinen Spaß, zu viel Verkehr, keine Parkplätze. Trotzdem bestellen die Vietnamesen Luxusautos, vor allem aus Deutschland. Zum Angeben.

Stau auf den Straßen von Hanoi Stau auf den Straßen von Hanoi Quelle: picture alliance / dpa

Hanoi - Nichts geht mehr auf den Straßen in den vietnamesischen Metropolen Hanoi und Ho-Chi-Minh-Stadt. Wo sich vor wenigen Jahren noch Fahrräder und Mofas tummelten, stauen sich nun Pkw. Der Automarkt in dem kommunistischen Land erlebt einen beispiellosen Boom. Im oberen Preissegment sind vor allem deutsche Fahrzeuge gefragt.

Dominiert wird dieses Feld seit Jahren von Daimler. "Dieser Markt öffnet sich wirklich", sagt Michael Behrens, Chef von Mercedes-Benz Vietnam. "In den vergangenen zwei, drei Jahren sind alle Marken hierhergekommen, und man muss sich beweisen. Die Kunden werden auf positive Weise anspruchsvoller".

Ein Auto als Statussymbol

Um 5,6 Prozent ist die Wirtschaft des südostasiatischen Landes im Vorjahr gewachsen. Für 2015 und die Folgejahre prognostiziert die Weltbank ähnliche Wachstumsraten. Für viele der knapp 90 Millionen Vietnamesen wächst mit zunehmendem Wohlstand auch der Wunsch nach einem vierrädrigen Statussymbol.

Fahrzeuge von Mercedes-Benz sind in Vietnam sehr beliebt Fahrzeuge von Mercedes-Benz sind in Vietnam sehr beliebt Quelle: picture alliance / dpa Laut des vietnamesischen Autohersteller-Verbandes wurden 2014 insgesamt rund 106.000 Pkw verkauft. Seit 2012 haben sich die Verkaufszahlen beinahe verdoppelt. Für 2015 wird ein Verkaufsvolumen von 146.000 Pkw erwartet. Die absoluten Absatzzahlen sind im Vergleich zu wohlhabenderen Ländern in der Region wie Thailand oder Malaysia zwar gering - die Zuwachsraten aber enorm. Südostasien gilt als einer der wichtigsten Wachstumsmärkte weltweit.

Horst Herdtle vom BMW-Importeur Euro Auto in Ho-Chi-Minh-Stadt sieht starke Zuwächse und viele neue Premium-Marken auf dem vietnamesischen Markt. "Langfristig, wenn die vietnamesische Wirtschaft wächst, wächst auch der Automarkt und vor allem das Premium- und Luxussegment", sagt er.

Daimlers Marktanteil: 53 Prozent

"Wir sind sehr optimistisch", sagt auch Behrens. Der Markt reife rasch und die Konkurrenz werde größer, fügt er hinzu. Der Stuttgarter Hersteller hatte eigenen Angaben zufolge im Oberklasse-Segment 2014 einen Marktanteil von rund 53 Prozent. Daimlers Stärke liegt auch darin, dass der Hersteller seine Fahrzeuge im Land montiert und damit sehr hohe Einfuhrsteuern vermeiden kann. Trotz des Steuernachteils hat BMW nach eigenen Angaben 2014 erstmals mehr als 1.000 Fahrzeuge verkauft, sagt Herdtle. Der Marktanteil im Premium-Segment liege für die Münchner bei etwa 30 Prozent.

In den Straßen von Hanoi steht ein Mercedes neben dem anderen In den Straßen von Hanoi steht ein Mercedes neben dem anderen Quelle: picture alliance / dpa Vietnams erste Milliardäre haben etwa 50 Bestellungen für den Luxusschlitten Maybach bei Daimler aufgegeben. Auch die japanische Marke Lexus kann starke Zuwächse verzeichnen. Rolls-Royce-Limousinen und zum Volkswagen-Konzern gehörende Bentleys sieht man ebenfalls in den Straßen und Schauräumen. Die Straßenhändler vor den glitzernden Fassaden könnten sich die Autos bei einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Jahreseinkommen von etwa 1.500 Euro nicht einmal von ihrem Lebenseinkommen leisten.

Der Markt für die wachsende Mittelschicht hingegen wird vor allem von Herstellern aus Japan, Südkorea und den USA bedient. "Für Vietnams Mittelschicht ist die Frage nicht, ob sie ein Auto kaufen, sondern wann", sagt Gaurav Gupta von General Motors Vietnam. Und das trotz der nicht auf Autos ausgelegten Infrastruktur - es gibt kaum Parkplätze und wenn, dann sind sie eng und ständig belegt.

Der Unternehmer Pham Minh Tung aus Hanoi etwa hat sich einen Kia geleistet. Wie für Zehntausende andere Familien ist es auch für ihn das erste Auto. Allerdings nutze er es selten, gibt Tung zu: "Ich habe es, um anzugeben." In Hanoi sei ohnehin zu viel Verkehr. Dort fährt er - wie viele frischgebackene Autobesitzer - doch lieber mit dem Motorrad.

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