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Rückrufe: Unübersichtliche Darstellung beim Kraftfahrt-Bundesamt - Verbraucherschützer fordern mehr Information

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Rückrufe gerieten dieses Jahr mehrfach in die öffentliche Diskussion. Weniger öffentlich zeigt sich die Rückrufdatenbank des KBA. Verbraucherschützer wollen das ändern.

Die Diesel-Rückrufe bei VW brachten Nachbesserungen am Auto in die öffentliche Debatte. Die öffentlich verfügbaren Informationen sind jedoch dürftig, befinden Verbraucherschützer Die Diesel-Rückrufe bei VW brachten Nachbesserungen am Auto in die öffentliche Debatte. Die öffentlich verfügbaren Informationen sind jedoch dürftig, befinden Verbraucherschützer Quelle: dpa/Picture Alliance

Berlin/Flensburg - Spätestens seit den Massenrückrufen von VW wegen manipulierter Diesel steigt das öffentliche Interesse an Rückrufen. Beim zuständigen Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) sind sie online abrufbar - dies allerdings nur sehr eingeschränkt und mit wenig Informationen.

Verbraucherschützer fordern nun, dass sich das ändert. "Die Darstellung des Kraftfahrtbundesamtes ist ziemlich unübersichtlich, gerade weil die Rückrufe zunehmen", sagte Marion Jungbluth, Leiterin des Teams Mobilität und Reisen beim Verbraucherzentrale Bundesverband in Berlin. Es brauche ein modernes Tool oder eine Datei, welche die Informationen verbraucherfreundlich aufbereiteten. Verbraucherschutz müsse "Aufsichtsziel" des KBA werden, sagt sie. Die Bundesregierung prüfe das derzeit.

Bislang können Nutzer auf der Rückruf-Abfrageseite des KBA lediglich nach einem Modell und Baujahr suchen und so herausfinden, ob es von einem oder mehreren Rückrufen betroffen ist. Der Vergleich mehrerer Modelle ist ebenso schwierig wie eine proaktive Abfrage aktueller Rückrufe.

KBA veröffentlicht einmal im Jahr eine Übersicht

Das KBA verwies auf Nachfrage auf die jährliche Veröffentlichung der Rückrufe: Einmal im Jahr gibt die Behörde eine Gesamtzahl bekannt, ohne allerdings auf einzelne Modelle einzugehen. Sowohl die Zahl der Produktsicherheitsuntersuchungen als auch die der Rückrufe ist danach in den vergangenen fünf Jahren stetig gestiegen.

Zuletzt explodierten die Zahlen: Nicht nur wegen der VW-Rückrufe, vor allem wegen der Probleme beim Airbag-Hersteller Takata. Durch die Baukastenbauweise vieler Hersteller betrifft ein defektes Bauteil meist gleich mehrere Modelle.

Nach Ansicht von Verbraucherschützerin Jungbluth müsste das KBA neben der Abfragemöglichkeiten auch den Informationsgehalt der Rückrufmeldungen verbessern. Der Verbraucher müsse Informationen darüber erhalten, wie ein Mangel einzuschätzen sei. Darüber hinaus müsse darauf hingewiesen werden, wenn sich Fahrzeug-Eigenschaften wie etwa der Verbrauch durch Nachbesserung im Falle eines Rückrufs ändere, so Jungbluth.

Vorbild NHTSA

Rückruf-Datenbank des KBA: Verbraucherschützer fordern von dem Amt eine übersichtlichere Aufbereitung und mehr Informationstiefe Rückruf-Datenbank des KBA: Verbraucherschützer fordern von dem Amt eine übersichtlichere Aufbereitung und mehr Informationstiefe Quelle: Kraftfahrt-Bundesamt (Screenshot)

Vorbild könne die US-Behörde NHTSA sein. Auf deren Homepage können Autokäufer anhand der Identifikationsnummer sehen, ob ein Wagen bei einem Rückruf repariert wurde. Zudem ist eine Übersicht aktueller Untersuchungen und Rückrufe aufrufbar.

Auch die Seiten des ADAC hält Jungbluth für hilfreicher als die Aufstellung des KBA. Allerdings stützt sich der ADAC nicht auf Daten der Behörde. Der Club wertet Informationen aus, die er von Mitgliedern oder Werkstätten erhält. Die Sammlung erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit, heißt es beim ADAC - und auch nicht auf Aktualität.

Wer wissen will, wie viele Rückrufe es in diesem Jahr in Deutschland und bei den deutschen Herstellern bislang gegeben hat, kann sich nur annähern. Die einzige Zahl, die das KBA veröffentlicht, ist die "freiwillige Serviceaktion" für 630.000 Autos verschiedener Hersteller nach den Abgasprüfungen im April.

Daimler: 2-3 Dutzend Rückrufe

Der Autohersteller Daimler spricht darüber hinaus von "zwei bis drei Dutzend" Rückrufen. Genaue Zahlen seien irreführend, weil zum Teil nur eine Handvoll Fahrzeuge im eigenen Fuhrpark betroffen seien. BMW nennt zwei Rückrufe wegen Problemen mit Airbags und der Befestigungsbügel für Kindersitze, von denen etwa 122.000 Fahrzeuge betroffen waren.

Volkswagen hat neben den angekündigten 2,4 Millionen mit dem Dieselmotor EA 189 ausgestatteten Autos knapp 200.000 Fahrzeuge der Marke VW in die Werkstätten beordert. Die VW-Tochter Audi hat neben 1.600 Autos wegen defekter Schiebedächer auch 160 Fahrzeuge mit Takata-Seitenairbags zurückgerufen. Bei Porsche mussten ein Sicherungsring am Fußhebelwerk bei 30.600 Cayenne und Befestigungsschrauben an den Gurten bei 114 der in Manufaktur gefertigten 918 Spyder kontrolliert werden.

 

 

 

Quelle: dpa

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