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Tarifstreit: PSA vertagt Investition in Eisenacher Opel-Werk - Unsichere Zukunft für Opel in Eisenach

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Die Fronten zwischen Arbeitnehmern bei Opel und dem PSA-Management verhärten sich. Ein geplante Investition ins Werk in Eisenach hat der Mutterkonzern ausgesetzt.

Wegen eines Streits mit der IG-Metall hat die Opel-Mutter PSA eine geplante Investition ins Werk in Eisenach vorerst ausgesetzt Wegen eines Streits mit der IG-Metall hat die Opel-Mutter PSA eine geplante Investition ins Werk in Eisenach vorerst ausgesetzt Quelle: dpa/picture-alliance

*Aktualisiert um 17:18

Rüsselsheim/Eisenach - Bei der anstehenden Sanierung des Autobauers Opel verhärten sich die Fronten zwischen Management und Arbeitnehmern. Wegen des Widerstands der IG Metall hat das Führungsgremium des Mutterkonzerns PSA die geplante Investitionsentscheidung für das Montagewerk Eisenach ausgesetzt, wie Unternehmenschef Michael Lohscheller am Montag der Belegschaft mitteilte.

Die Investition habe noch kein grünes Licht erhalten, weil die Verhandlungen mit den Sozialpartnern noch nicht zu einer Einigung geführt hätten, schrieb der Opel-Chef an seine Mitarbeiter.

Am Freitag waren Verhandlungen mit der IG Metall und Betriebsrat unterbrochen worden. Opel hatte vergeblich die Stundung der im April anstehenden Tariferhöhung um 4,3 Prozent und den Abbau übertariflicher Zulagen verlangt. Erst dann sollte der Bau eines elektrifizierbaren Geländewagens im Werk Eisenach ab der ersten Jahreshälfte 2019 zugesagt werden. Opel hält nach Lohschellers Worten an dem Plan fest, in alle deutschen Standorte zu investieren. Die Verhandlungen gingen weiter, wobei man keine Zeit zu verlieren habe.

"Einmalig und beispiellos"

Opel-Betriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug bezeichnete die Lohscheller-Mitteilung als "einmalig und beispiellos in der Opel-Geschichte": "PSA stellt gültige Tarifverträge offen und brutal in Frage", sagte Schäfer-Klug der Deutschen Presse-Agentur.

Wolfgang Schäfer-Klug (r.) ist seit 2012 Betriebsratsvorsitzender bei Opel Wolfgang Schäfer-Klug (r.) ist seit 2012 Betriebsratsvorsitzender bei Opel Quelle: Picture Alliance Die IG Metall reagierte scharf auf die vorläufige Verschiebung der Investition. Opel habe sich tariflich verpflichtet, die Standorte bis Ende 2020 auszulasten, erklärte der Chef des Gewerkschaftsbezirks Mitte, Jörg Köhlinger. "Verträge sind einzuhalten, dazu fordern wir auch Opel auf", sagte er laut einer Mitteilung. Die Belegschaft habe in der Vergangenheit über Jahre hinweg Verzicht geübt, um diese Zusagen zu erhalten. Dem Vernehmen nach erwartet die IG Metall, dass in Eisenach zwei verschiedene Modelle montiert werden, wozu sich der PSA-Vorgänger General Motors (GM) verpflichtet habe.

Beide Seiten zeigten sich aber zu weiteren Verhandlungen bereit. Ziel der IG Metall ist nach Köhlingers Worten der Erhalt der Arbeitsplätze in Eisenach, Kaiserslautern und Rüsselsheim sowie die Sicherung aller Opel-Standorte. Lohscheller erklärte: "Wir wollen das Unternehmen schützen und in die deutschen Standorte investieren."

Politik fordert Einhaltung der Verträge

Zuvor hatten die rheinland-pfälzische Regierungschefin Malu Dreyer (SPD) und andere Sozialdemokraten Opel zur Einhaltung von Zusagen gemahnt. Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) erklärte, die Landesregierung habe die Übernahme durch PSA begrüßt, da PSA eine gute Zukunft für Opel versprochen habe. "Klar ist aber auch, dass Verträge dazu da sind, um sie einzuhalten", erläuterte ein Regierungssprecher. Dies schaffe auch Vertrauen, ansonsten werde der Prozess schwierig. PSA müsse außerdem transparent machen, was das Unternehmen mit Opel vorhabe, sagte der Sprecher: "Opel soll auf keinen Fall eine Hülle werden, sondern wie vereinbart ein zukunftsträchtiges Unternehmen."

Dreyer, Hessens SPD-Chef Thorsten Schäfer-Gümbel, Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee und Bundestagsfraktionschefin Andrea Nahles (beide SPD) betonten: "Wir erwarten die Einhaltung der Zusagen für Investitionen und Beschäftigte aus dem letzten Jahr." Die Versprechen dürften nicht in Frage gestellt und das Vertrauen in die PSA-Führung nicht beschädigt werden.

Opel war im August 2017 vom französischen PSA-Konzern übernommen worden und steckt in einer harten Sanierung, die Ankündigungen zufolge ohne betriebsbedingte Kündigungen und Werkschließungen auskommen soll. An den deutschen Standorten mit fast 19.000 Beschäftigten wird derzeit massiv kurzgearbeitet.

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