Autohersteller entwickeln neue Techniken zum Schutz von Fußgängern. Doch in der Realität rettet das mehr Image als Leben.
Berlin - Beim Crashtest müssen Autos punkten, damit sie viele Sterne von der Prüfgesellschaft Euro NCAP bekommen. Das ist ein wichtiges Verkaufsargument und deshalb konzentrieren sich die Autohersteller voll und ganz auf die Anforderungen des Tests. Leider verlieren sie dabei Blick für das Wesentliche: den realen Unfall.
Zwei Beispiele hierfür sind der Fußgängerairbag und die sich wölbende Motorhaube. Beide sollen Folgen für einen Fußgänger bei einem Unfall mit einem Auto mindern. Doch in der Realität schlagen nur die wenigsten Passanten mit dem Kopf auf der Motorhaube auf. Laut einem Bericht der „Welt“ sind es nur knapp sechs Prozent. Weitaus häufiger seien Unfälle, bei denen Fahrzeugteile wie Kühlergrill oder Dach getroffen würden. Diese Zahlen beruhen auf einer Untersuchung von BMW, die der „Welt“ vorliegt. Der Experte Klaus Kompass sagt darin: "In der Praxis ist die Effektivität der Maßnahmen, die den Aufprall auf die Motorhaube abfedern sollen, recht gering". Kinder profitieren nur minimal![]() Auch der Windschutzscheibenairbag zielt an der Realität vieler Unfälle vorbei. So wird nach Aussage der UDV bei den Crashtests nicht berücksichtigt, dass ein Fußgänger vor allem bei hohen Geschwindigkeiten wieder vom Airbag abprallen und erneut auf dem Auto oder auf der Straße aufschlagen kann. Kinder profitieren zudem nur minimal oder gar nicht von dem luftigen Sicherheitsfeature. Alle bestehenden Sicherheitssysteme berücksichtigen dazu immer nur einen Querschnitt aus Größe, Gewicht und Aufprallgeschwindigkeit. Der Körper eines fünfjährigen Kindes reagiert bei einem Unfall aber völlig anders als der eines 1,80 Meter großen 80-Kilo-Mannes. Günstiger und effektiver![]() Ein Test mit 19 Fahrzeugmodellen hat gezeigt, dass das Risiko für schwere Kopfverletzungen bei einem Crash mit 40 km/h zwischen 11 und 86 Prozent variiert. Bei einer Aufprallgeschwindigkeit von 20 km/h schnitten dagegen alle Modelle "gut" ab. Klaus Kompass von BMW plädiert dafür, dass Systeme zur Unfallvermeidung von anerkannten Prüforganisationen mit Sternen ausgezeichnet werden. Zudem sollten Assistenzsysteme den Fahrer vor dem Zusammenstoß warnen und ihn bei der Notbremsung unterstützen. Das sei allemal besser als die heutigen Konstruktionen um die Motorhaube. Quelle: MOTOR-TALK, Welt |
