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Dacia Duster II (2018) im Test: Fahrbericht, Motoren, Preise - Philosophie des Sparens

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Der Dacia Duster II bleibt das günstigste SUV. Und wird ein Auto wie aus der Antike. Das niemand "geil" nennen sollte. Warum das nichts Schlechtes ist? Lest Ihr hier.

Erste Fahrt mit dem Dacia Duster II: Das günstigste SUV Deutschlands wird geringfügig teurer. Und in vielen Belangen gefälliger Erste Fahrt mit dem Dacia Duster II: Das günstigste SUV Deutschlands wird geringfügig teurer. Und in vielen Belangen gefälliger Quelle: Dacia

Athen – Der arme Dacia Duster. Legendäre und wohlgemeinte Zitate hat ihm noch keiner gewidmet, kein „Eine Garage ohne 911er ist ein leeres Loch“, wie einst Walter Röhrl seinen Porsche lobte. „Kitt, ich brauche Dich“, gestand David „Michael Knight“ Hasselhoff mehrfach seinem Pontiac Firebird. Und was muss sich der Duster täglich anhören? „Geiz ist geil.“ Nur weil er das günstigste SUV Deutschlands ist (Der Lada 4x4 ist schließlich ein echter Geländewagen)? Das ist gemein. Wir glauben: Wenn schon Zitate, dann Worte großer Meister. Erst dann versteht man den Duster so richtig.

Die Dichter und Denker wären seine Käufer und Lenker

Vielen wird der Dacia Duster II nicht als Neuerscheinung auffallen - sofern kein Vorgängermodell daneben parkt. Doch kein Karosserieteil ist identisch Vielen wird der Dacia Duster II nicht als Neuerscheinung auffallen - sofern kein Vorgängermodell daneben parkt. Doch kein Karosserieteil ist identisch Quelle: Dacia „Genügsamkeit ist (..) Reichtum, Luxus künstliche Armut“, sagt Sokrates. Dacia ebenfalls, nur mit weniger Pathos: Man habe mit der ersten Generation 2010 ein günstiges und robustes Auto bringen wollen. Nun erneut, aber mit Verbesserungen. „Sieben Jahre schweigender Forschung werden gefordert, um zu lernen, was wahr ist.“ Naja, Platon - wahr ist, dass der erste Duster über den gesamten Produktzyklus erfolgreich war. Bis zuletzt setzte Dacia nur vom Sandero mehr ab. Außen änderte Dacia entsprechend wenig. Die markantesten Änderungen sind die flacher abfallende A-Säule sowie der weiter nach oben gezogene angedeutete Unterfahrschutz. Alles neu, sieht aber nicht so aus.

Platon hat schon recht, Dacia vernahm in diesen sieben Jahren auch Kritik. Am häufigsten betraf sie die Innenraumgestaltung. Ein Duster-Cockpit war eine karge Plastikwüste. Beim neuen ist der Hartplastikanteil kaum geringer, doch die Gestaltung gefälliger. Das Infotainment-Display an der Mittelkonsole rückte weiter nach oben und ist dem Fahrer leicht zugewandt. Die Tasten darunter sind im Stile einer Klaviertastatur angeordnet.

Lenkung: Wenig Widerstand - aber nicht schwammig

Der Dacia Duster II ist 4,34 Meter lang. Wie der Vorgänger. Und hat ebenfalls einen Radstand von 2,673 Metern. Zufall? Gleiche Plattform! Der Dacia Duster II ist 4,34 Meter lang. Wie der Vorgänger. Und hat ebenfalls einen Radstand von 2,673 Metern. Zufall? Gleiche Plattform! Quelle: Dacia Man sitzt bequem im neuen Duster: Das Lenkrad ist erstmals in Höhe und Länge verstellbar, der Seitenhalt des Gestühls ausreichend. Er ist ja kein Spartaner. Im Vergleich zum Vorgänger verlängerte Dacia die Sitzflächen beider Reihen um 20 Millimeter. „Stärke, Größe und Schönheit sind ein Gelächter und Nichts wert“, lauten harte Worte des Aristoteles - die man im Falle des Duster ergänzen muss: „… wenn das Fahren selbst zu wenig Spaß macht.“ Der Vorgänger wurde für seine schwammige Lenkung und ungehörig viel Seitenneigung gescholten. Der Nachfolger baut auf derselben Bodengruppe (B0), selbst der Radstand ist mit 2,673 Metern identisch. Doch Dacia überarbeitete das Fahrwerk und ersetzte die hydraulische durch eine elektrische Servolenkung.

„Das gute Gelingen ist zwar nichts Kleines, fängt aber mit Kleinigkeiten an.“ Sehen wir beim Duster auch so, Sokrates. Die neue Lenkung ist unglaublich leichtgängig. Bei geringem Tempo meint man, an einem Playstation-Lenkrad zu drehen, bei ausgeschalteter Spielkonsole. Bei höherem Tempo erhöht sich der Widerstand der progressiven Lenkung nur geringfügig.

Doch schwammig lenkt sich der Dacia nicht. In schnellen Kurven lassen sich die Scheitelpunkte recht exakt treffen. In engeren Kehren macht das SUV jedoch weniger Spaß. Der Grund ist das Fahrwerk. Wir spüren kein Neigen, eher kniet sich die Karosserie in Richtung des jeweils kurvenäußeren vorderen Rades: Die vorderen Dämpfer scheinen weicher ausgelegt. Dafür schlucken sie moderate Wellen. Hinten kommen die Schläge öfter und unvermittelter durch.

Doppelkupplungsgetriebe für den starken Diesel

Schönheit ist Geschmacksache. Trotzdem: Endlich ein gefälligeres Cockpit im Dacia Duster II Schönheit ist Geschmacksache. Trotzdem: Endlich ein gefälligeres Cockpit im Dacia Duster II Quelle: Dacia Sokrates meint: „Das Leben besteht in der Bewegung.“ Stimmt. In der Längsbewegung. Möglichst entspannt, aber ausreichend schnell nach vorne, so wollen Autofahrer leben. Gelingt im Top-Benziner. Ein aufgeladener 1,2-Liter-Motor mit 125 PS und 205 Nm als passender Antrieb für ein 4,34 Meter langes Geländefahrzeug – das klappt wohl hauptsächlich aufgrund des geringen Leergewichts. In keiner Motor- und Antriebsvariante wiegt der Duster in der Basisausstattung mehr als 1.400 Kilogramm.

Der Motor arbeitet im unteren Drehzahlbereich überraschend kraftvoll, im oberen Bereich überraschend leise. Vom stärksten Diesel hört man oberhalb der 3.000 Umdrehungen mehr. Der 1,5-Liter-Motor leistet 109 PS und 260 Nm. Dieser Diesel ist die einzige Chance auf ein Automatikgetriebe im Duster. Und gleichsam der einzige Dacia mit Doppelkupplungsgetriebe.

Renault-Kenner kennen diese Kombination aus Scénic und Mégane. Das EDC-Getriebe wurde an den Einsatz im SUV angepasst. Womöglich im Sinne des Sokrates: „Ein guter Start ist sicherlich keine unbedeutende Sache, hat aber nicht viel zu sagen.“ Beim Anfahren und den ersten Gangwechseln gibt es manchmal einen leichten Ruck, doch je höher der Gang, desto souveräner agiert das Getriebe. Der Philosoph hat Recht. Ist nicht schlimm, macht die 6-Gang-Handschaltung aber dem ersten Eindruck nach zur besseren Wahl. Bei einem Allrad-Modell ist sie sowieso alternativlos. Neben diesen Antrieben hat Dacia noch eine 90-PS-Version des 1,5-Liter-Diesels sowie einen 114 PS starken 1,6-Liter-Saugbenziner im Programm. Den wird es auch als geringfügig schwächere LPG-Variante geben.

Fazit

Die Lichter des Dacia Duster II sind runder als jene des Vorgängermodells Die Lichter des Dacia Duster II sind runder als jene des Vorgängermodells Quelle: Dacia „Gut alt werden heißt, gelernt haben zu verlieren." Hat der Dacia schon in jungen Jahren, Sokrates. Gerade deswegen wird er weiterhin gewinnen. Andere sind sportlicher, cleverer, und ja, objektiv besser. Aber eben auch: teurer. War beim Duster immer so, wird trotz der Verbesserungen weiterhin so sein. Die zweite Generation ist ab 11.290 Euro erhältlich, macht moderate 600 Euro mehr als bisher für den günstigsten Duster. Selbst mit sämtlichen erdenklichen Extras, Allrad und Top-Motor bleibt der Preis unterhalb der 21.000 Euro-Marke. „Wer sich aufs Geld versteht, versteht sich auf die Zeit“, sagt dazu kein Grieche, sondern Johann Wolfgang von Goethe. Der spielt womöglich auf den Verkaufsstart Zuhause in Deutschland ab Mitte Januar an. Oder doch einfach nur auf „Geiz ist geil.“

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Technische Daten Dacia Duster

Der stärkste Benziner:

  • Modell: Dacia Duster TCe 125 4x4
  • Motor: 1,2-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner
  • Getriebe: Sechsgang-Handschaltung
  • Leistung: 125 PS bei 5.200 Umdrehungen
  • Drehmoment: 205 Nm bei 2.300 Umdrehungen
  • Verbrauch: 6,4 l/100 km (NEFZ)
  • CO2: 145 g/km
  • 0 – 100 km/h: 11,0 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 179 km/h
  • Länge: 4,34 m
  • Breite: 1,80 m
  • Höhe: 1,62 m
  • Radstand: 2,67 m
  • Leergewicht (EU): 1.392 kg
  • Kofferraum: 445-1.487 l (Allrad 376 - 1.501 Liter)
  • Grundpreis Dacia Duster: ab 11.290 EUR
  • Grundpreis TCe125 4x4: ab 16.550 Euro EUR
  • Marktstart: Mitte Januar 2018

Der einzige Duster mit DSG:

  • Modell: Dacia Duster dci 110 EDC 4x2
  • Motor: 1,5-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel
  • Getriebe: 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe EDC
  • Leistung: 109 PS bei 4.000Umdrehungen
  • Drehmoment: 260 Nm bei 1.750 Umdrehungen
  • Verbrauch: 4,5 l/100 km (NEFZ)
  • CO2: 116 g/km
  • 0 – 100 km/h: 11,9 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 171 km/h
  • Länge: 4,34 m
  • Breite: 1,80 m
  • Höhe: 1,62 m
  • Radstand: 2,67 m
  • Leergewicht (EU): 1.379 kg
  • Kofferraum: 445-1.487 l
  • Grundpreis dci 110 EDC: ab 17.200 Euro EUR
  • Marktstart: Mitte Januar 2018
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