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Ratgeber: Beim Autotuning ist nicht alles erlaubt, was gefällt - Ohne ABE geht beim Tunen nichts

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Nicht alles, was Tuner machen, ist legal. Das Aufmotzen des eigenen Wagens hat seine Tücken. Wer sich vorher informiert, kann Zeit und Geld sparen.

Auf den Tuning-Treffen wie der Tuning World Bodensee finden sich jedes Jahr viele Autoschrauber zusammen. Hier das Bild eines umgebauten VW Polo Auf den Tuning-Treffen wie der Tuning World Bodensee finden sich jedes Jahr viele Autoschrauber zusammen. Hier das Bild eines umgebauten VW Polo Quelle: picture alliance / dpa

Bonn - Dicke Felgen, große Theke oder fette Schweller: Wenn Tuning, dann bitte richtig. In mehrfacher Hinsicht. Laut Jürgen Bente vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) sind große und breite Räder besonders beliebt bei Tunern.

Dann folgen Karosserie-Kits mit Spoilern und Seitenschwellern. Harald Schmidkte vom Verband der Automobil Tuner (VDAT) sieht es ähnlich: "Rad-Reifenkombinationen mit Sonderrädern gehören uneingeschränkt zu den beliebtesten Tuning-Produkten." Damit können Autofahrer bereits mit geringem Budget das Aussehen ihres Serienfahrzeugs verändern. Aber auch Tieferlegungen oder Spurverbreiterungen oder das Optimieren von Motor oder Auspuff sei bei Tunern beliebt.

Fette Felgen am Auto gehört zu den beliebtesten Tuningmaßnahmen Fette Felgen am Auto gehört zu den beliebtesten Tuningmaßnahmen Quelle: picture alliance / dpa Dabei geht der Trend laut Arnulf Thiemel vom ADAC zum seriennahen Tuning ohne auffällige optische Veränderungen. Auch Maßnahmen ohne großen Umbauaufwand mit problemloser Rückrüstung seien beliebt. Dazu zählen andere Räder, Chiptuning, Folierungen und Auspuffanlagen. Aufkleber, LED-Lampen und Entertainment-Systeme werden von Autofahrern gern selbst montiert.

"Arbeiten an sicherheitsrelevanten Teilen wie Motor, Antriebsstrang, Fahrwerk und Bremsanlage, aber auch an Airbags und elektrischen Anlagen sind dagegen nur etwas für Profis", sagt Thiemel.

Bauteile ohne ABE müssen einzeln abgenommen werden

Grundsätzlich seien alle Veränderungen am Auto möglich, wenn Bastler die Teile einzeln abnehmen lassen. Allerdings kann die Einzelabnahme eines Auspuffs durch einen Sachverständigen schnell ein paar Tausend Euro kosten. Für die wenigsten rentiert sich deshalb dieser Aufwand. "Wer derartige Umbauarbeiten plant, sollte zu Projektbeginn einen Sachverständigen hinzuziehen, der die Arbeit bis zum Abschluss begleitet", rät Harald Schmidkte vom VDAT.

Auch für den Einbau von Musikanlagen gilt: Nicht alles ist zulässig Auch für den Einbau von Musikanlagen gilt: Nicht alles ist zulässig Quelle: picture alliance / dpa

Grundsätzlich führen alle Änderungen am Fahrzeug mit möglichem Einfluss auf die Verkehrssicherheit oder wesentliche Umweltwerte zum Erlöschen der Betriebserlaubnis. "Der Besitzer sollte daher darauf achten, dass das gewünschte Produkt mit dem für eine Legitimierung notwendigen Zertifikat für die Eintragung ausgeliefert wird", sagt Schmidtke. Er rät Kunden, sich vor dem Kauf über die Hürden und Zulassungsbestimmungen für ein legales Nutzen im Straßenverkehr zu informieren. Der Verband hat dazu die Initiative "Tune it safe" gegründet.

Jürgen Bente vom DVR empfiehlt, nur Teile zu kaufen, die eine Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE) haben. Sonst braucht man ein teures Gutachten für eine Einzelabnahme und muss zur Prüfstelle. Anschließend müsse die Veränderung noch in den Fahrzeugpapieren eingetragen werden. Das kostet Zeit und Geld.

Nach einer Tuningmaßnahme empfehlen die Experten, die Kfz-Versicherung darüber zu informieren, da sich die Daten des versicherten Risikos verändert haben. Dabei geht eine Motoroptimierung nicht zwangsweise mit einer Neueinstufung der Versicherungsklasse einher.

Von sicherheitsrelevanten Bauteilen wie Brems- oder Lichtanlage sollten Hobbybastler besser die Finger lassen. Werden Teile davon verändert, erlischt die Betriebserlaubnis. Bei einem Unfall hat der Fahrer dann keinen Versicherungsschutz. "Sicherheitsrelevante Teile müssen über entsprechende Freigaben verfügen, damit sie am Auto verwendet werden dürfen", sagt Thiemel. Sie müssen oft in Fahrzeugpapiere eingetragen werden.

Chiptuning unterliegt besonderen Auflagen

Nur mit den richtigen Federbeinen darf ein Auto tiefergelegt werden Nur mit den richtigen Federbeinen darf ein Auto tiefergelegt werden Quelle: picture alliance / dpa

Beim sogenannten Chiptuning raten die Experten zur Vorsicht. Dabei wird die Kennlinie der Motorsteuerung umprogrammiert, sodass der Motor mehr Leistung erzielt. Allerdings kann die Dauerhaltbarkeit der Bauteile verringert werden. "Auch wenn Motoren mit verschiedenen Leistungen ab Werk oft sehr ähnlich aussehen, wird der Unterschied meist nicht allein durch ein anderes Motorsteuergerät erzielt, sondern durch viele Detail-Maßnahmen", sagt ADAC-Mann Thiemel.

Wird die Leistung allein durch Änderung der Motorelektronik angehoben, steigt die Belastungen für Triebwerk, Antriebsstrang, Fahrwerk und Bremsanlage. Das kann zu erhöhtem Verschleiß und vorzeitigen Defekten führen. "Beim Chiptuning sollten Kunden darauf achten, dass der Verkäufer eine Garantie auf mögliche Schäden gibt", rät Bente. Außerdem sollte der Tuner schriftlich bestätigen, dass die Abgaseinstufung unverändert bleibt. Und Chiptuning muss meist in den Fahrzeugpapieren eingetragen und der Versicherung gemeldet werden.

Auch das Tieferlegen von Autos hat Tücken. Nach dem Einbau von kürzen Federn verändert sich die Fahrwerksgeometrie. Wird die nicht an die neuen Bauteile angepasst, verändert sich das Fahrverhalten des Autos massiv.

Vor dem Radio-Tausch die Kompatibilität prüfen

Vergleichsweise unproblematisch ist der Einbau eines Infotainmentsystems. Aber Bente gibt zu bedenken: "Bei modernen Fahrzeugen mit CAN-Bus-Vernetzung lässt sich nicht jedes beliebige Radio oder Navigationssystem ins Fahrzeugsystem integrieren." So kann die Lautstärkeregelung am Lenkrad in einigen Fällen nicht reagieren oder gar das System lahmlegen.

Nach Meinung von Bente bleibt der Trend zur Individualisierung aber ungebrochen. Künftig werden noch mehr Hersteller darauf reagieren. Mit einem größeren Angebot an Räder-Reifen-Kombinationen und mit mehr Innenraumfarben- und -polstern. Das einfachste Tuning zur Verbesserung der Motorleistung aber klingt so simpel wie banal: Eine regelmäßige Inspektion mit Luftfilter-, Kerzen- und Ölwechsel reduziert den Verbrauch und steigert die Leistung.

Weitere MOTOR-TALK-News findet Ihr in unserer übersichtlichen 7-Tage-Ansicht

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