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Audi R8 Spyder (2016): Erster Test, Fahrbericht, Preis - Oben ohne, dafür unten etwas mehr

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Audi setzt dem R8 eine Kapuze aus Stoff und Aluminium auf. Die merkt man beim Fahren nicht, denn der R8 Spyder wird steifer und schneller. Und etwas schwerer.

MOTOR-TALK-Redakteur Constantin im Audi R8 Spyder: Während die Coupé-Version des R8 für den Sport zuständig ist, bietet das Cabrio fast optimalen Angeber-Faktor MOTOR-TALK-Redakteur Constantin im Audi R8 Spyder: Während die Coupé-Version des R8 für den Sport zuständig ist, bietet das Cabrio fast optimalen Angeber-Faktor Quelle: Audi

Barcelona – Bei diesem Auto vergisst Audi kurz CO2-Grenzwerte, Öko-Ambitionen und Downsizing. Der R8 ist das einzige Modell in der ganzen Audi-Palette, das laut NEFZ mehr als zehn Liter Sprit säuft. Alle anderen pusten mit Turbos, der R8 darf noch saugen. 540 PS holen die Ingenieure aus einem Hochdrehzahl-V10 – und lassen dabei einige technische Optionen zum Spritsparen aus.

Mehr als nur ein Hauch Lamborghini fährt mit im sportlichsten Audi. Der erste R8 war mit dem Gallardo eng verwandt, Generation zwei teilt sich Chassis und Antrieb weitgehend mit dem Huracan. Optisch hat sich zum Modellwechsel viel zu wenig getan. Gefühlt hingegen eine Menge: Innen bleibt der R8 eng, wird aber viel moderner. Das antike Navi fliegt raus. Dafür gibt es ein digitales Cockpit, Smartphone-Vernetzung und ein Lenkrad mit vielen Rädchen, Knöpfen und Wippen.

Audi R8 Spyder 2016: Den "Plus"-Motor mit 610 PS bietet Audi nur im Coupé an. Beim Spyder ist bei 540 PS Schluss, vorläufig Audi R8 Spyder 2016: Den "Plus"-Motor mit 610 PS bietet Audi nur im Coupé an. Beim Spyder ist bei 540 PS Schluss, vorläufig Quelle: Audi Gut eineinhalb Jahre nach dem Coupé startet nun der R8 Spyder. Mit respektvollem Abstand auf den italienischen Bruder, zeitlich und dynamisch. Die wichtigsten Eigenschaften bringt er trotzdem mit: Er ist offen und schnell.

Verdeck-Origami in 20 Sekunden

Das Verdeck öffnet man am besten im Stand. Dann kann man im Rückspiegel beobachten, wie sich Stofflagen falten, Rahmen einklappen, Verkleidungen bewegen und die ganze Kapuze hinter den Sitzen im Kasten verschwindet. Dank Hydraulik und Hebelarmen schafft das jeder mit einer Hand. 20 Sekunden dauert es, dem R8 Spyder sein Oberteil auszuziehen. Es gilt die alte Strand-Regel: Alle glotzen, garantiert.

Toll zum Angeben, aber beim schärfsten Audi sollte es um Tempo gehen. Den Striptease schaffen andere schneller. Zum Beispiel der Mazda MX5 (zwei Armbewegungen), Konzernbruder Porsche 718 Boxster (neun Sekunden), Technik-Zwilling Lamborghini Huracan (17 Sekunden) und sogar der alte R8 (19 Sekunden).

Nur: Schnelle Faltdächer gewinnen keine Rennen. Audi verbessert den R8 Spyder deshalb an anderen Stellen. Sein überarbeiteter V10 bekommt mehr Dampf (+15 PS), das Chassis wird steifer und seine Karosserie leichter (-25 kg).

Audi R8 Spyder: Zehnzylinder am Ohr

Die Schneller-leichter-Kur kennen wir schon vom Coupé. Beim Spyder fühlt sich das intensiver an, weil der Zehnzylinder besser ans Ohr kommt – wenn man es will. Im Komfort-Modus bleibt er draußen, das Stoffdach fängt den Motorsound erstaunlich gut ab. Laut wird es mit offener Heckscheibe (ein bisschen), offenem Verdeck (ordentlich) oder offenen Auspuffklappen (sehr).

Wenn man ihn lässt, dann grölt und brüllt der V10, als gäbe es keinen TÜV. Audi lässt den Auspuff frotzeln und knallen, unter Last schreien und kreischen. Im schnellsten Roadster der Marke blockiert kein Turbo Lautstärke oder Drehzahl. Der Motor dreht bis Achteinhalb und reagiert auf Gasstöße so spontan wie ein Luftballon auf einen Kaktus.

HN? Das Kennzeichen am Fotowagen steht für Heilbronn - die Stadt ist mit Neckarsulm, dem Sitz der quattro GmbH, komplett zusammengewachsen HN? Das Kennzeichen am Fotowagen steht für Heilbronn - die Stadt ist mit Neckarsulm, dem Sitz der quattro GmbH, komplett zusammengewachsen Quelle: Audi Trotz seines Hochdrehzahlkonzeptes und seiner Power wird der 5,2-Liter-Block nicht zur Diva. Lastwechsel und niedrige Drehzahlen nimmt er lockerer als viele Kompaktwagen-Benziner. Knapp über Leerlauf liegen 420 Newtonmeter Drehmoment an. Er lässt sich problemlos in hohen Gängen ruhig bewegen.

Verbräuche im einstelligen Rahmen lassen sich selbst dann kaum erreichen. Gleichmäßige 120 km/h fährt der R8 Spyder mit gut zehn Litern. Insgesamt spritzten die Düsen auf unserer Fahrt durchschnittlich 14,2 Liter in Saugrohr und Brennräume. Für einen Sportler mit 540 PS geht das in Ordnung.

So steif wie ein Coupé

Dass diesem R8 ein Dach fehlt, fällt beim Fahren nicht auf. Die Ingenieure rüsten Verstärkungen in Schweller, A-Säule und Scheibenrahmen nach. Audi spricht von einer Steifigkeit auf Coupé-Niveau (Torsionsmoment: 19.300 Newtonmeter pro Grad). Dachkonstruktion und Unterstützungen im Chassis steigern aber das EU-Leergewicht (inkl. Fahrer) auf 1.795 Kilogramm – 80 Kilogramm mehr als das Coupé.

Am Layout des R8 Spyder ändert sich nichts: Zehnzylinder mitte-hinten, dazu ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe und ein Haldex-Allradstrang. Eine Software koppelt die Vorderachse an, wenn der R8 rutscht oder schlupfen könnte. Mechanisch kommen maximal 50 Prozent der Antriebskraft vorn an, über Bremseingriff hinten auch mehr.

Beim Fahren spürt man die Verwandtschaft zu Lamborghini. Technisch sind R8 und Huracan eng verwandt. Für Audi-Verhältnisse lenkt der R8 Spyder deshalb geradezu lächerlich direkt. Fahrwerk und Gewichtsverteilung halten ihn lange neutral. Gaspedalstellung und Lenkwinkel entscheiden, ob er danach über- oder untersteuert.

Audi V10 Spyder für 179.000 Euro

Natürlich wird der offene R8 schneller als sein Vorgänger. 318 km/h läuft er maximal, Tempo 100 fällt nach 3,6 Sekunden. Tatsächlich geht es in diesem Auto aber nicht nur um Geschwindigkeit. Sondern natürlich auch ums Angeben. Ex-Lambo-Boss und neuer Audi-Sport-Chef Stefan Winkelmann nennt ihn einen „Athleten im Maßanzug“ und spricht von "Lifestyle".

Das Verdeck bekommen andere offene Sportler schneller auf - aber die Show zieht Blicke auf sich, garantiert Das Verdeck bekommen andere offene Sportler schneller auf - aber die Show zieht Blicke auf sich, garantiert Quelle: Audi Coupé für die Rennstrecke, Spyder für den Boulevard: Audi positioniert den offenen R8 preislich über, aber sportlich unterhalb der geschlossenen Variante. Der Spyder darf seinen V10 nicht ganz ausreizen, den „Plus“-Motor (610 PS) gibt es nur im Coupé. Dazu kommen einige Pfunde mehr unter dem Blech. All das macht den R8 nicht lahm, aber langsamer als seinen Bruder mit Blechdach.

Der offene R8 startet im November 2016 für mindestens 179.000 Euro. Damit kostet er 8.500 Euro mehr als das ausgelaufene Modell und 13.000 Euro mehr als das R8 Coupé. Navi, LED-Licht und ein adaptives Fahrwerk gibt es serienmäßig. Laser-Lampen (3.380 Euro), Sportauspuffanlage (1.900 Euro) und Keramik-Bremse (8.900 Euro) kosten Aufpreis.

Technische Daten: Audi R8 V10 Spyder

  • Motor: 5,2-Liter-V10-Saugbenziner
  • Leistung: 540 PS (397 kW) bei 7.800 U/min
  • Drehmoment: 540 Nm bei 6.500U/min
  • Getriebe: Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, Haldex-Allrad
  • 0-100 km/h: 3,6 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 318 km/h
  • Verbrauch: 11,7 l/100 km
  • CO2: 277 g/km
  • Länge: 4,43 m
  • Breite: 1,94 m
  • Höhe: 1,24 m
  • Radstand: 2,65 m
  • Leergewicht: 1.795 kg (EU-Norm, inkl. Fahrer)
  • Kofferraum: 112 l
  • Listenpreis: ab 179.000 Euro

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