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VW mietet Flughafen BER als Lagerfläche - Ein unfertiger Flughafen für unfertige Autos

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Zwei, die nicht rechtzeitig fertig werden: VW baut Autos, die wegen des WLTP-Zyklus noch nicht zulassungsfähig sind. Die lagern bald auf dem Berliner Flughafen BER.

Viel Platz, bisher wenig Nutzen: Berlins und Brandenburgs Flughafen-Baustelle BER. Ob die Autos auf dem Vorfeld abgestellt werden wie in dieser Montage, darf bezweifelt werden - die Parkhäuser im Hintergrund stehen leer Viel Platz, bisher wenig Nutzen: Berlins und Brandenburgs Flughafen-Baustelle BER. Ob die Autos auf dem Vorfeld abgestellt werden wie in dieser Montage, darf bezweifelt werden - die Parkhäuser im Hintergrund stehen leer Quelle: dpa/Picture Alliance

Berlin/Wolfsburg – VW steht vor einem Platzproblem. Die Bestellbücher sind voll, die Bänder laufen, aber bald dürfen viele Autos nicht mehr ausgeliefert werden. Der Grund sind neue Abgasnormen, für die die Modelle zertifiziert werden müssen - und belegte Prüfstände. VW wird bis zum Stichtag 1. September 2018 nicht fertig.

Der Konzern muss deshalb viele fertig gebaute, aber noch nicht zulassungsfähige Autos zwischenlagern und wendet sich an die Betreiber eines anderen Projekts, das nicht rechtzeitig fertig wird. VW mietet für seine Lagerfahrzeuge Stellflächen auf dem Berliner Flughafen BER. Das „Handelsblatt“ hatte zuerst darüber berichtet. Ein VW-Sprecher bestätigte die Angaben.

Das klingt nach einer echten Win-Win-Situation: Der unfertige Flughafen bietet jede Menge fertiger Parkflächen und ist von Wolfsburg aus gut zu erreichen. Bald warten dort also keine Passagiere auf ihre Anschlussflüge, sondern Neuwagen auf den Segen des Kraftfahrt-Bundesamtes.

VW produziert auf Halde

Der Hintergrund: Ab dem 1. September 2018 gilt in der EU eine neue Abgasnorm für Neuwagen. Jeder Hersteller muss deshalb alle Modelle und Varianten neu homologieren: Schadstoffausstoß und Verbrauch müssen im Prüfzyklus WLTP festgestellt werden. Bisher galt die überholte NEFZ-Norm.

Weil alle Hersteller gleichzeitig an diesem Projekt arbeiten, sind die nötigen Prüfstände ausgebucht. Das Kraftfahrt Bundesamt (KBA) kommt bei den Genehmigungen nicht hinterher. Autos dürfen aber erst mit der neuen Norm verkauft werden, wenn das KBA zustimmt. Auch dann, wenn theoretisch alles stimmt.

Einige Hersteller sind bei der Umstellung auf die neuen Normen schon weit fortgeschritten. Beim VW-Konzern läuft es schleppend. Die Dieselkrise hatte Vorrang. Alte Autos mit neuen Softwareständen blockierten über viele Monate die Prüfstände. Ein großer Teil der Flotte ist bis zum Herbst nicht zulassungsfähig.

Laut VW-internen Tests erfüllen viele Modelle die neue Norm schon. VW produziert deshalb bereits alle Autos auf Vorrat, für die sie ohne technische Änderungen eine Zulassung erwarten. Sie lagern auf Parkplätzen, bis das KBA die Modelle freigibt. Erst dann dürfen sie ausgeliefert werden.

Konzernweit könne es durch die Umstellung auf das WLTP-Verfahren zu Lieferverzögerungen bei 200.000 bis 250.000 Fahrzeuge kommen, sagte der Sprecher. Ein Teil davon werde auf den angemieteten Parkplätzen abgestellt. „Nach unseren Betriebsferien Ende Juli werden wir schon mehr Freigaben haben“, sagte der Sprecher. Neben dem BER nutzt VW derzeit auch ein konzerneigenes Testgelände in Ehra-Lessien bei Wolfsburg. Man prüfe außerdem die Anmietung weiterer Flächen.

 

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Avatar von SerialChilla
VW
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