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60 Jahre Verkehrszentralregister in Flensburg - Dieses Jubiläum flenst

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Bier findet sich häufig in dieser Kartei: Vor 60 Jahren wurde das Verkehrszentralregister beschlossen. Die Grundlage fürs Punktesammeln in Flensburg.

Flensburg - Urlaubszeit. Auf der Autobahn wird ein Wohnwagengespann von der Polizei gestoppt. Mit 140 Kilometer pro Stunde anstatt Tempo 80 wie erlaubt fuhr der Urlauber über die Autobahn. Das kostet: Fahrverbot, Bußgeld und Punkte in Flensburg. So ähnlich geht es jährlich vielen Autofahrern, und zwar seit 60 Jahren. So lange existiert das so genannte Verkehrszentralregister in Flensburg.

In diesem Jahr gibt es also etwas zu "feiern". Am 25. Juli 1057 trat die Verordnung in Kraft, mit der das Register mit Zustimmung von Bundestag und Bundesrat auf den Weg gebracht wurde. Die Arbeit nahm das Verkehrszentralregister dann wenige Monate später am 2. Januar 1958 auf. Angesiedelt wurde die Aufgabe beim Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) in Flensburg.

Warum brauchte unsere Republik damals eine solche Kartei? Weil der Autoverkehr in den 1950er-Jahren stark anwuchs, und mit ihm die Zahl der schweren Unfälle. In den ersten Jahren habe es noch kein Punktesystem gegeben, sagt KBA-Sprecher Stephan Immen. In der sogenannten Verkehrssünderdatei wurde zunächst nur registriert, wenn jemandem die Fahrerlaubnis versagt oder entzogen wurde.

Seit 1974 wird gesammelt

Erst 1974 wurde das Punktesystem mit seinem präventiven Charakter eingeführt. Anfang der 1970er-Jahre waren nach Angaben des Statistischen Bundesamtes mehr als 21.000 Verkehrstote pro Jahr zu beklagen. Bei einem Fahrzeugbestand von 20,8 Millionen Fahrzeugen bedeutete dies statistisch 102 Tote pro 100.000 Fahrzeuge jährlich.

Heute ist das Verhältnis nicht mehr so fatal. Es fahren gut 55 Millionen Autos, Lastwagen und Motorräder auf Deutschlands Straßen. Die Zahl der Verkehrstoten betrug im Vorjahr 3.206. "Das Verkehrszentralregister hat dazu einen erheblichen Beitrag geleistet", ist Immen überzeugt.

Dass den Punktezählern in Flensburg bald die Arbeit ausgehen könnte, glaubt auch der Verkehrspsychologe Rüdiger Born aus Hamburg nicht. Er hält das Register für eine gute Idee: "Es ist ja nicht naturgegeben, sich an Regeln zu halten." Viele Menschen bekämen in ihrer Autofahrerkarriere mal einen Punkt. "Die überwiegende Zahl der Einträge wird innerhalb einiger Jahre aber wieder gelöscht."

Der Autofahrer lerne also dazu und halte sich eher an die Regeln, weil er weitere Punkten vermeiden wolle. Um so viele Punkte zu sammeln, bis der Führerschein entzogen wird, brauche es eine "große Beharrlichkeit", sagt Born.

ADAC: Register hilft nicht gegen Verstöße

Ob es ohne das Register mehr (tödliche) Unfälle und Regelverstöße gäbe, lässt sich schwer sagen. "Die wenigsten Unfälle werden mit Vorsatz verursacht", heißt es beim ADAC. Auch jetzt komme es immer wieder zu schweren Regelverstößen. "Dabei spielt häufig die Illusion eine große Rolle, jede Situation unter Kontrolle haben zu können."

Dennoch ist die Verkehrssünderdatei oder das Fahreignungsregister, wie es seit 2014 offiziell heißt, auch nach Ansicht des Automobilclubs ein wichtiges Instrument, weil es einen pädagogischen Ansatz habe. "Das Fahreignungsregister dient dem Zweck, riskantes Verhalten zu reflektieren und insbesondere Mehrfachtäter entsprechenden Maßnahmen zuzuführen", so der Autoclub. Damit es etwa zum Führerscheinentzug gar nicht erst kommt, könnten die Betroffenen ihr Verhalten ändern.

Fakten aus Flensburg

Nach Angaben des KBA hatte 2015 etwa jeder zehnte Einwohner Deutschlands einen Eintrag im Fahreignungsregister. Von den 8,6 Millionen Punkte-Inhabern waren etwa 6,7 Millionen Männer. Die meisten Einträge gab es wegen Geschwindigkeitsverstößen: bei Männern waren es 3,8 Millionen, bei Frauen 1,1 Millionen.

Die Zahlen sind seit Jahren relativ konstant: zum 1. Januar 2017 stieg der Bestand wegen der Reform des Punktesystems im Mai 2014 kurzfristig auf mehr als zehn Millionen Personen. Damals wurden die Tilgungsfristen verlängert.

Quelle: dpa

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