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Honda Clarity Fuel Cell (2017): Erster Test, Fahrbericht - Die Wasserstoff-Limo zum Kompaktklasse-Preis

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Der Honda Clarity Fuel Cell kann, was kein Elektroauto schafft: schnell Reichweite tanken. In den USA ist er ein Schnäppchen – nach Deutschland kommt er nicht.

Honda Clarity Fuel Cell: Das Wasserstoffauto kommt nur nach Japan und in die USA Honda Clarity Fuel Cell: Das Wasserstoffauto kommt nur nach Japan und in die USA Quelle: Honda

Kopenhagen - Warum eigentlich nicht bei uns? Der Honda Clarity Fuel Cell bringt schon heute mit, was Elektroautos noch lange fehlen wird: Er fährt laut Norm 650 Kilometer weit und lässt sich innerhalb von 3 Minuten volltanken. Schädliche Abgase gibt es nicht. Trotzdem fährt das Wasserstoffauto nur in den USA und dem Heimatmarkt. In Europa bietet Honda den Wagen nicht regulär an.

Leasing in den USA, kein Angebot in Deutschland

174 PS und 300 Newtonmeter ziehen den Clarity flott vorwärts 174 PS und 300 Newtonmeter ziehen den Clarity flott vorwärts Quelle: Honda Der Grund: Vor einigen Jahren, als Honda intern über den Nachfolger des FCX Clarity sprach, hob nur Honda Amerika die Hand und sagte: „Ja, wir wollen.“ Dort geht der Kunde nun zum Händler und kann ihn für den Zeitraum von drei Jahren leasen. Pro Monat kostet er 369 US-Dollar (ca. 340 Euro). In Deutschland gibt es für diese Summe einen Kompaktwagen mit Verbrennungsmotor.

Bei Honda gibt es neben jener futuristischen, modernen Mittelklasse-Limousine noch ein umfangreiches Paket. Clarity-Kunden erhalten zusätzlich einen Tankgutschein über 15.000 US-Dollar. Der dürfte für etwa zehn Jahre reichen. Außerdem können sie pro Jahr 20 Tage lang kostenlos ein Auto bei Avis mieten – zum Beispiel für Urlaubsreisen mit großem Gepäck.

Klar ist das für Honda ein dickes Minusgeschäft, aber anders lässt sich eine neue und alternative Technik nicht im Markt etablieren. Diese Erfahrung dürften auch Toyota mit Mirai und Hyundai mit dem ix35 Fuel Cell machen. An Gewinne ist nicht einmal in Jahren zu denken. Das kennt Honda schon von den Clarity-Vorgängern.

Honda Clarity Fuel Cell: Elektroauto mit Langstreckenqualitäten

Futuristische Limousine: Honda Clarity Fuel Cell mit Wasserstoffantrieb Futuristische Limousine: Honda Clarity Fuel Cell mit Wasserstoffantrieb Quelle: Honda Im Grunde seines Antriebs ist der Honda Clarity ein Elektroauto. Große Batterien gibt es aber nicht, sein Strom wird in Brennstoffzellen (englisch: Fuel Cells) generiert. In wenige Millimeter dünnen Zellen entsteht Strom, sobald Wasserstoff und Luft zusammengebracht werden. Als Abfallprodukt bleibt Wasserdampf zurück. Ein sehr sauberer Prozess also. Vorausgesetzt, der Wasserstoff stammt aus regenerativer Herstellung – also Sonne, Wind, Biomasse oder Wasserkraft.

 

Wunderbar geschmeidig zieht der Clarity los. Die Limousine fühlt sich größer und kräftiger an, als sie tatsächlich ist. Nichts zum Rasen, aber für bequeme und ruhige Reisen. Der Elektromotor im Clarity leistet 130 kW (174 PS) und kräftige 300 Newtonmeter Drehmoment. Letztere liegen praktisch vom Start weg an.

Honda verspricht 650 Kilometer Reichweite laut Norm. Dann wären fünf Kilogramm Wasserstoff verbraucht. Während unserer Testfahrt rund um Kopenhagen erreichten wir diesen Wert nicht. Im Display war trotz zurückhaltender Fahrt (strenges Tempolimit von 110 km/h) eine Reichweite von 86,5 Kilometer pro Kilo Wasserstoff angegeben. Macht 430 Kilometer insgesamt.

Praktisch, aber nicht so geräumig wie ein Verbrenner

Gegenüber dem Vorgänger wurde der Clarity vor allem praktischer. Das Brennstoffzellenpaket sitzt nicht mehr zwischen den Vordersitzen. Die Ingenieure verkleinerten das „Stack“ um ein Drittel, die Zellen wurden effizienter und dünner, ihre Anzahl verringert. Der Kasten passt nun unter die Motorhaube. „Wir konnten den Clarity so zum vollwertigen Fünfsitzer machen“, sagt Thomas Bachmann, bei Honda verantwortlich für die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie.

Eine letzte Problemzone hat die Limousine noch. Denn unter der Hutablage sitzt ein 117 Liter großer Drucktank für den Wasserstoff. Der dicke Zylinder nimmt damit dem Kofferraum einiges an Ladevolumen. Die restlichen 334 Liter haben Kleinwagenniveau. Großartige Reisen mit voller Besatzung gehen also nicht.

Das Cockpit des Honda Clarity Fuel Cell Das Cockpit des Honda Clarity Fuel Cell Quelle: Honda Auf der Infrastrukturseite mangelt es weiterhin an Wasserstofftankstellen. Selbst dann noch, wenn in Deutschland wie versprochen bis zum Ende des Jahres 50 Säulen aufgestellt sein sollten. Aber, wie erwähnt: Den Clarity interessiert der deutsche Markt höchstens am Rande. Den europäischen Markt will Honda aber nicht ganz ausblenden.

Wasserstoff-Förderungen in Europa

Insgesamt kommen zehn Fahrzeuge nach Europa. Drei fahren bereits in London, drei weitere in Kopenhagen. Sie sind Bestandteil des sogenannten HyFive-Projekts, das Wasserstoffautos beim Start helfen soll. BMW, Daimler, Honda, Hyundai und Toyota sind mit dabei.

Die Clarity-Modelle werden im Zweimonats-Rhythmus an Familien gegeben. Sämtliche Fahrdaten und Nutzungsprofile werden aufgezeichnet. Im November 2017 wechseln die Autos ins H2ME-Programm, dem Wasserstoff-Mobility-Europe-Projekt der Europäischen Kommission. H2ME geht bis 2022. Dann sollen die Clarity mindestens 22.000 Kilometer auf dem Tacho haben.

Vielleicht ist dann ja die nächste Generation des Clarity für europäische Kunden ganz regulär zu kaufen. Diesen Wunsch müsste allerdings schon heute ein Herr Yoshiaki Ikehata, Präsident Honda Deutschland, seinem Kollegen Katsushi Inoue, Präsident Honda Motor Europe, mitteilen. Der gibt das dann an seinen obersten Chef in Japan, Herrn Takahiro Hachigo, weiter. Wir finden: Diese Herren sollten das Gespräch möglichst bald führen.

Honda Clarity Fuel Cell: Technische Daten

  • Motor: Synchron-Elektromotor
  • Leistung: 130 kW (174 PS)
  • Drehmoment: 300 Nm
  • 0 – 100 km/h: 9,0 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 165 km/h
  • Durchschnittsverbrauch: 0,77 kg H2 pro 100 km laut NEFZ
  • Reichweite: 650 km laut NEFZ
  • Länge: 4,92 m
  • Breite: 1,88 m
  • Höhe: 1,48 m
  • Radstand: 2,75 m
  • Kofferraumvolumen: 334 l

Quelle: sp-x

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