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Automarkt: Neuzulassungen, Dieselkrise, Eigenzulassungen - Die Krise schwächt VW und den Dieselmotor

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Die Abgaskrise schlägt durch, schreibt das Duisburger CAR-Institut: Erstmals seit sieben Jahren sinkt der Diesel-Anteil. Parallel steigen Rabatte und Eigenzulassungen.

Mercedes-Benz liegt bei den Absätzen im April einige 100 Autos vor Audi und erzielte im abgelaufenen Monat mit 22 Prozent ein hohes Wachstum Mercedes-Benz liegt bei den Absätzen im April einige 100 Autos vor Audi und erzielte im abgelaufenen Monat mit 22 Prozent ein hohes Wachstum Quelle: Daimler

Flensburg – Auto-Deutschland freut sich über einen Frühjahrs-Aufschwung, aber im Jahresschnitt verweilt der Marktführer im Minus – und auch im Monat April wuchs VW deutlich schwächer als der Gesamtmarkt. Bei den übrigen deutschen Herstellern brummt es dagegen: Audi, BMW, Ford, Mercedes und Opel erzielten ein, teilweise deutliches, Wachstum.

Verglichen mit dem Vorjahresmonat stieg die Zahl der Neuzulassungen im April um 8,4 Prozent auf knapp 316.000 Personenwagen. In den ersten vier Monaten lag das Plus bei 5,6 Prozent. Bisher wurden 2016 1,1 Millionen Pkw neu zugelassen.

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hob seine Jahresprognose von bisher ein Prozent auf drei Prozent an. „Wir erwarten für das Gesamtjahr 2016 einen Absatz von 3,3 Millionen Pkw“, sagte VDA-Präsident Matthias Wissmann.

Vor dem Hintergrund der Diesel-Krise findet ein Großteil des Aufschwungs allerdings ohne den Marktführer VW statt. Mit bisher 226.994 Pkw im Jahr 2016 bleibt VW zwei Prozent unter seinem Vorjahres-Ergebnis. Immerhin: Nur auf den April bezogen, wuchs VW wieder um 3,1 Prozent.

Freuen wird die Konzernchefs, dass die Tochter Audi deutlich bessere Zahlen erzielt. Das Kraftfahrt-Bundesamt meldet im April 29.770 neu zugelassene Audi, ein Plus von zehn Prozent. Noch stärker (22,5 Prozent) wuchs allerdings der Konkurrent Mercedes, der 30.075 Autos neu zulassen konnte.

Übersicht des Kraftfahrt-Bundesamtes: Marktanteile, Zugewinne und Verluste der Marken Übersicht des Kraftfahrt-Bundesamtes: Marktanteile, Zugewinne und Verluste der Marken Quelle: KBA Ford brachte im April 22.976 Pkw in den Markt, was 7,3 Prozent Marktanteil bedeutet. Damit überflügelt der Kölner Autobauer Opel: Die GM-Tochter aus Rüsselsheim erreichte einen Marktanteil von 7,1 Prozent mit 22.559 Neuzulassungen.

Schlägt die Diesel-Krise am Markt an?

Das CAR-Center der Universität Duisburg-Essen diagnostiziert erstmals seit sieben Jahren einen Rückgang der Diesel-Quote bei Deutschlands Neuwagen. Gegenüber März 2015 sei die Quote im März 2016 um 0,4 Prozent gefallen. Im kompletten ersten Quartal sank der Wert sogar um ein ganzes Prozent. Und dies, obwohl der Marktanteil von SUV erneut gestiegen ist: Diese Fahrzeugart wird überdurchschnittlich häufig mit Dieselmotor gekauft.

Noch kein großer Einbruch, aber eine deutliche Delle im bisherigen Trend. Die Marktbeobachter erklären sie mit der betrügerischen VW-Software, den Schlagzeilen rund um andere Hersteller und die Untersuchungen des Kraftfahrt-Bundesamts. Zudem seien Autofahrer durch mögliche Fahrverbote verunsichert. Die Verkehrsminister hatten kürzlich eine „blaue Plakette“ für eng begrenzte Stadtgebiete gefordert.

Eigenzulassungen der Hersteller

In der Quote der Fahrzeugzulassungen auf Hersteller und Händler sieht das CAR-Institut ein Indiz für einen stark umkämpften, „nervösen“ Markt – denn zugleich sei der durchschnittliche Händler-Rabatt auf die 30 meistverkauften Modelle im April von 17,8 Prozent auf 18,6 Prozent gestiegen. Die Eigenzulassungsquote stieg im gleichen Zeitraum um ein Prozent auf 30,9 Prozent.

Deutlich unter diesem Wert bleiben Skoda und vor allem BMW und Ford. Deutlich darüber liegen dagegen Seat, Renault, Nissan oder Opel. Opels Vertriebschef Peter Christian Küspert will die traditionell hohe Eigenzulassungsquote bei Opel nicht nur negativ bewertet wissen. Er verweist gegenüber der „Automobilwoche“ darauf, dass darunter im Jahr 2015 auch „mehr als 22.000 Verkäufe an Mitarbeiter“ gewesen seien.

Das Magazin berichtete außerdem, Opel verschicke "blaue Briefe" an einige wenige Händler. Während 25 Prozent der Opel-Händler eine Umsatzrendite von im Schnitt 3,4 Prozent erreichen, schreibe ein weiteres Viertel Verluste, etwa fünf Prozent verkauften deutlich zu wenig. Opel organisiert seinen Vertrieb ausschließlich über unabhängige Händler und besitzt kein eigenes Niederlassungsnetz.

Marke März 2016 Jan-März 2016
Audi 27,0 36,2
BMW 21,3 25,8
Fiat 31,8 37,1
Ford 21,2 20,9
Hyundai 29,6 30,6
Kia 28,7 38,9
Mazda 34,6 33,9
Mercedes 26,3 31,2
Nissan 38,4 39,1
Opel 47,4 43,7
Peugeot 31,3 34,8
Renault 43,5 43,0
Seat 43,4 44,0
Skoda 25,9 22,6
Toyota 32,7 36,9
Volkswagen 33,0 32,4
Schnitt 30,9 32,4

 

 

Quelle: dpa; Automobilwoche; CAR

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