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Motorkultur

Der Geruch von Nitro am Morgen: Nitrolympx 2009

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Nitrolympx 2009 - es würde keinen Sinn machen, über dieses Rennen im herkömmlichen Sinn zu berichten. Zu laut, zu krass, zu weit weg vom herkömmlichen Motorsportgeschehen in Kontinentaleuropa. 50.000 Vollgas-Freaks aus der ganzen Welt verfolgten letztes Wochenende eine der wichtigsten Drag Racing-Veranstaltungen außerhalb der USA im Hockenheimer Motodrom. Ob bei den Public Racern, den Pro Bikes oder den Funny Cars, die Stimmung auf den Rängen war trotz sengender Hitze super. Kurz vorm Überkochen stand das Motodrom, als die Top Fuel Dragster an den Start gingen. Die Königsklasse des Dragstersports erfüllte mit ihren brachialen Nitro-Monstern die ganze Rhein-Neckar-Region mit Angst und Schrecken. Obwohl mit 8 Litern nicht die hubraumstärkste Klasse, sind die kompressorbefeuerten Top Fuel Dragster die schnellsten Gefährte auf der Viertelmeile...

6.000 PS sprengen die 9 Meter langen Geschosse in 0,8 Sekunden auf 160 km/h und nach weniger als 5 Sekunden ist die Viertelmeile mit einem Top Speed von über 500 km/h absolviert. Selbst in der letzten Reihe werfen sich unbedarfte Zuschauer trotz Ohrenstöpsel im Affekt auf den Boden, wenn die über 120 Dezibel lauten Big Blocks unter Volllast mit über 9.000 Umdrehungen den Asphalt entlangballern und die bis zu 3.000 Grad heißen Abgase die Umgebungsluft entzünden. Die Trompeten von Jericho klingen dagegen wie ein Geburtstagsständchen von Stefan Mross.

Top Fuel Racing ist eine einzige Materialschlacht. Nach jedem Lauf werden die V8-Maschinen, die auf den Chrysler Hemis aus den Sechzigern basieren und immer noch mit einer untenliegenden Nockenwelle arbeiten, komplett zerlegt und teilrevidiert. Insbesondere Lager und Kolbenringe fliegen nach einem einzigen 5-Sekunden-Ritt bereits in die Altmetall-Tonne. Der Verbrauch von circa 40 Litern Nitro-Methan pro Lauf spielt da eine eher untergeordnete Rolle.

Wem Drag Racing aus der Ferne betrachtet immer zu kurz, zu amerikanisch und zu kurvenlos erschien, der hat noch keinen Top Fueler in nächster Nähe an sich vorbeifahren gespürt. Mit Rennsport wie man ihn kennt hat dieser Angriff auf das vegetative Nervensystem nichts zu tun. Wer sich für Technik oder Urgewalten interessiert, der sollte bei den Nitrolympx 2010 im Motodrom sitzen, mit Ohrstöpseln versteht sich.

Ach ja: im Finale der Top Fueler setzte sich erwartungsgemäß der Favorit Andy Carter aus UK durch, dies sei der herkömmlichen Berichterstattung am Rande geschuldet.

Fotos: Norman Gocke

Text: Colonel Kilgore

 

 

Quelle: Motoraver Magazin

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