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Mercedes X-Klasse 2017 im Test: Fahrbericht, Motoren, Preise - Der fühlt sich nicht nach Pick-up an

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Ein Bauarbeiter in feinstem Zwirn: Mercedes baut einen Midsize-Pick-up. Die X-Klasse bekommt Technik von Renault und Nissan, fühlt sich aber ganz anders an. Ein Fahrbericht.

Erste Fahrt in der Mercedes X-Klasse: Technisch Renault und Nissan, optisch ein Mercedes Erste Fahrt in der Mercedes X-Klasse: Technisch Renault und Nissan, optisch ein Mercedes Quelle: Daimler

Santiago de Chile - In Asien, Afrika und Südamerika gehören Midsize-Pick-ups zum Alltag. Die Mini-Laster transportieren so ziemlich alles, was sich irgendwie festzurren lässt: Kisten, Kühe oder Kamele. Ganze Familien fahren auf der offenen Pritsche in die nächste Stadt. Das Segment macht weltweit rund zwei Millionen Fahrzeugverkäufe aus – pro Jahr.

Ein lukratives Geschäft. Besonders, wenn man als Hersteller bei der Entwicklung Geld spart, indem man gemeinsam mit anderen entwickelt und produziert. Mercedes baut deshalb keinen eigenen Pick-up. Die X-Klasse gleicht technisch dem Nissan Navara und dem Renault Alaskan. Alle drei laufen in Barcelona vom Band.

Mercedes X-Klasse: Erste Fahrt im Lifestyle-Pick-up

Im Sommer 2018 reicht Mercedes Sechszylinder nach. Bis dahin gibt es nur vier Töpfe in der X-Klasse Im Sommer 2018 reicht Mercedes Sechszylinder nach. Bis dahin gibt es nur vier Töpfe in der X-Klasse Quelle: Daimler Natürlich möchte Mercedes sich dennoch abheben. So gleicht kein Blechteil denen der Brüder. Die Stuttgarter gingen sogar soweit, die Karosserie fünf Zentimeter breiter zu gestalten. Damit kann nicht einmal mehr die Windschutzscheibe gemeinsam verwendet werden.

Im Innenraum erinnert die Gestaltung des Armaturenbretts an die V-Klasse. Gleiche Instrumente, gleiche Schalterleiste, gleiches freistehende Display. „Wir wollten ein Coming-Home-Gefühl erzeugen“, sagt Kai Siebert, Designchef Mercedes-Benz Vans. Leider hat man es aus Kostengründen versäumt, die Lenksäule auch in Längsrichtung verstellbar zu machen. Das passt dann eben nicht für alle und verhindert mitunter eine optimale Sitzposition.

Die X-Klasse gibt es ausschließlich als Doppelkabine, also als Fünfsitzer. Das kostet Ladelänge auf der Pritsche. Dafür eignet sich der Pick-up als Familienauto. Überhaupt will Mercedes die X-Klasse eher in Richtung Privatkunde positionieren. Entsprechend vielfältig ist die Preisliste gestaltet, vor allem bei Materialien und Zierteilen.

Wählen kann der Kunde zwischen drei Ausstattungslinien. Sie heißen Pure, Progressive und Power. Letztere macht die X-Klasse zum kleinen Luxus-Laster. Klar, dass sich das preislich niederschlägt. Generell sollte man den Einstieg von 37.295 Euro nicht für bare Münze nehmen. So viel kostet ein karges Basismodell in tristem Outfit, ohne Chrom und Bling-Bling, mit 163 PS, Handschaltung und Hinterradantrieb. Anfreunden sollte man sich eher mit Preisen um die 50.000 Euro.

Zunächst nur Vierzylinder in der X-Klasse

Achsgeometrie und Lager hat Mercedes neu entwickelt, um sich von den technischen Brüdern abzuheben Achsgeometrie und Lager hat Mercedes neu entwickelt, um sich von den technischen Brüdern abzuheben Quelle: Daimler Wir fuhren die 190-PS-Version mit Sechsgang-Automatik und zuschaltbarem Allradantrieb. Der X 250d kostet mindestens 41.781 Euro. 450 Newtonmeter bringen die zwei Tonnen schwere X-Klasse munter auf Trab und sorgen für ausreichend Elastizität. Es überrascht, wie fest und solide die X-Klasse wirkt, wie leise und komfortabel sie sich fahren lässt.

„Wir haben sehr viel Aufwand bei der Geräuschdämmung und bei der Fahrwerksabstimmung getrieben“, sagt Entwicklungs-Ingenieur Christophe Pierron. Die X-Klasse erhielt im Vergleich zu Navara und Alaskan eine breitere Hinterachse, eine andere Geometrie und andere Lager. Alles mit dem Ziel, den Komfort und die Fahrstabilität zu erhöhen. Selbst längere Autobahnstrecken sollten damit möglich sein.

In den Grenzbereich gerät die X-Klasse vor allem in der Stadt. Sie misst immerhin 5,34 Meter in der Länge. Das ist mehr, als die S-Klasse in der Langversion auf die Straße bringt. Hinzu kommen 1,92 Meter Breite und 1,82 Meter Höhe. Das Auto ist ein ordentlicher Brocken. Man ist dankbar um jeden Sensor und um die serienmäßige 360-Kamera, die das beulenfreie Rangieren halbwegs erträglich macht.

1,1 Tonnen Zuladung und bis zu 3,5 Tonnen Anhängelast

Nutzfahrzeug: Die X-Klasse lädt bis zu 1,1 Tonnen zu Nutzfahrzeug: Die X-Klasse lädt bis zu 1,1 Tonnen zu Quelle: Daimler Die meisten Kunden dürften die X-Klasse als Nutzfahrzeug mit Pkw-Talenten in Dienst nehmen. Der eine für die Großbaustelle oder den Gartenbaubetrieb. Der andere, um sein Cross-Motorrad mit auf Wochenend-Tour zu nehmen oder um einen schweren Hänger zu ziehen. 1,1 Tonnen erlaubt Mercedes als maximale Zuladung. Das dürfte im durchschnittlichen Privatgebrauch wohl selten erreicht werden. Es sei denn, man packt die Pritsche mit Ziegelsteinen voll.

Boots- und Pferdebesitzer können sich über eine Anhängelast von bis zu 3,5 Tonnen freuen. Und auf einen kräftigen Sechszylinder-Selbstzünder. Denn im Sommer 2018 will Mercedes einen V6 mit 258 PS, 7-Gang-Automatik und neu entwickeltem Allradantrieb nachreichen.

Mercedes X-Klasse: Technische Daten

  • Modell: Mercedes X-Klasse 250d 4Matic
  • Motor: 2,3-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel
  • Leistung: 190 PS (140 kW) bei 3.750 U/min
  • Drehmoment: 450 Nm bei 1.500 – 2.500 U/min
  • 0 – 100 km/h: 11,8 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 175 km/h
  • Verbrauch: 7,9 l/100 km (NEFZ)
  • Länge: 5,34 Meter
  • Breite: 1,92 Meter
  • Höhe: 1,82 Meter
  • Radstand: 3,15 Meter
  • Zuladung: 1,067 kg
  • Anhängelast: 3,5 Tonnen
  • Basispreis X 220d 4Motion: 41.781 Euro
  • Basispreis X-Klasse: 37.295 Euro

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Quelle: SP-X (Michael Specht)

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