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Wiener Motorensymposium: VW glaubt an den Diesel - Der Diesel soll weiter leben

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Auf dem Wiener Motorensymposium diskutieren Hersteller und Zulieferer über Motoren von morgen. Zu denen gehört auch langfristig der Diesel. Zumindest bei großen Autos.

Es bleibt beim Diesel: Der Selbstzünder ist für VW Teil der Zukunft, allerdings nur in großen Autos Es bleibt beim Diesel: Der Selbstzünder ist für VW Teil der Zukunft, allerdings nur in großen Autos Quelle: VW

Wien – So offen wie hier gibt sich der VW-Konzern selten. Auf dem Wiener Motorensymposium geht es um Antriebe im Allgemeinen. Elektro, Gas, Benzin, Diesel. Bei VW gehört da zwangsläufig der Dieselskandal um manipulierte Abgaswerte dazu. Auch um festzustellen: Ausgedient hat der Diesel noch lange nicht. Einfach „weiter so“ soll es aber auch nicht gehen.

Der VW-Konzern will deshalb bis 2022 neun Milliarden Euro in die Entwicklung von alternativen, vor allem elektrischen Antrieben investieren. Hinzu kommen zehn Milliarden Euro für Verbrennungsmotoren.

Wiener Motorensymposium: Abgasskandal und Umrüstungen

Am Vorabend des Symposiums ließ Volkswagens Motorenchef Friedrich Eichler die Geschehnisse noch einmal Revue passieren: Gut elf Millionen Fahrzeuge der Marken VW, Audi, Skoda, Seat und VW Nutzfahrzeuge sind betroffen. Das eigentliche Problem seien nicht die rund zehneinhalb Millionen Autos außerhalb der USA. Für die konnte VW eine neue Software entwickeln, die bei einem Großteil der Fahrzeuge auch schon aufgespielt ist. Laufruhe, Leistung oder Verbrauch sollen durch das Update nicht beeinflusst werden.

Anders sieht es in den USA aus: Lösen lässt sich das Problem in Amerika nur, indem man Nachteile in Kauf nimmt. Zum Beispiel bei der Laufkultur oder dem Spritkonsum. „Fakt ist“, gibt Eichler zu, „dass die amerikanischen Kunden nach der Überarbeitung ein anderes Auto zurückbekommen als sie vorher hatten. Der CleanDiesel ist dann kein CleanDiesel mehr!“

Der Diesel bleibt wichtig - für große Autos

Eichler erklärt, was die VW-Ingenieure bewältigt haben. Für jede betroffene Motor-Getriebe-Kombination musste eine Lösung gefunden werden. Die mussten nach den üblichen Konzernstandards erprobt, getestet und schließlich von den Behörden freigegeben werden. „Meine Mannschaft hat in einem dreiviertel Jahr geschafft, was sonst gut drei bis vier Jahre dauert“, betont der Chef. Die normale Serienentwicklung lief nebenbei weiter.

Die beinhaltet weiterhin Dieselmotoren. „Für schwere Fahrzeuge, SUV, Vans und Nutzfahrzeuge ist und bleibt der Selbstzünder wichtig“, erklärt Eichler. Die meisten Experten auf dem Wiener Motorensymposium stimmen zu. Zulieferer Bosch betont, dass die Dieselentwicklung längst noch nicht am Ende ist.

Der CO2-Ausstoß eines Diesels lasse sich bis 2020 um sieben bis neun Prozent senken. Fünf Jahre später könnten es nochmal fünf Prozent weniger sein. Hinzu kommt die Reduktion anderer Schadstoffe: Der SCR-Katalysator reduziert bald in allen VW-Fahrzeugen den Stickoxid-Ausstoß.

„Die Entwicklungskosten machen den Diesel aber irgendwann für kleinere Fahrzeuge uninteressant“, sagt Eichler. Im Polo könnte der Selbstzünder in zwei bis drei Jahren wegfallen – also noch vor dem Facelift des neuen Modells. „Allein mit Otto- und Dieselmotoren geht es nicht weiter, an der Elektrifizierung führt kein Weg vorbei.“

Diesel ist "Teil der Lösung

Denn wer CO2-Grenzen nicht einhält, muss bezahlen. Von 90 Euro pro Gramm und Fahrzeug über dem Richtwert ist die Rede – da kommt viel Geld zusammen, das man „besser gleich in die Forschung und Entwicklung steckt.“ Von Hybriden und E-Autos, und von besseren Verbrennern.

Die Anforderungen an die Ingenieure werden zu einer signifikanten Reduzierung der Motorenvielfalt führen. Einen ersten Schritt dazu hat Volkswagen mit dem neuen 1,5-Liter-Vierzylinder gemacht, der jüngst im VW Golf debütierte und auf den sich der Konzern in der nächsten Zeit konzentrieren wird.

Bald will VW eine neue Diesel-Generation auf den Markt bringen. Konzernchef Matthias Müller sagte der „Automobilwoche“: „Aus unserer Sicht ist der moderne Diesel (…) Teil der Lösung, nicht des Problems.“ VW möchte deshalb eine Kampagne für den Selbstzünder starten. Andere Hersteller können sich daran beteiligen.

 

 

Quelle: sp-x, dpa

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