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USA: Der Dieselskandal als Geschäftsidee - Das Geschäft mit der Diesel-Entschädigung

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VW entschädigt in den USA TDI-Besitzer mit bis zu 9.200 Euro. Daraus ist ein Geschäft entstanden: Privatpersonen kaufen Skandaldiesel und lassen sich ausbezahlen.

Neben dem VW-Rückkauf gibt es einen zweiten Markt für Skandaldiesel in den USA. Privatpersonen verdienen damit viel Geld Neben dem VW-Rückkauf gibt es einen zweiten Markt für Skandaldiesel in den USA. Privatpersonen verdienen damit viel Geld Quelle: dpa/Picture Alliance

Washington – Es geht schon lange nicht mehr um Gerechtigkeit, sondern um Geld. TDI-Fahrer in den USA versuchen, Profit aus dem Dieselskandal zu schlagen. VW agiert defensiv und lässt sich vieles gefallen. Denn der Skandal um gefälschte Abgaswerte dauert schon viel zu lang. Außerdem blickt die US-Justiz kritisch auf jede Bewegung.

Im Oktober 2016 einigte sich der Konzern mit den US-Behörden auf einen Vergleich. Das Ergebnis: Jeder Besitzer eines Skandaldiesels in den USA kann sein Auto an VW zurückgeben. Er erhält dafür den Gegenwert des Autos vor dem Skandal. Und eine Entschädigungszahlung in Höhe von 4.700 bis 9.200 Euro. Das kostet den Konzern insgesamt 9,2 Milliarden Euro für betroffene Vierzylinder-Modelle.

Ein guter Preis für den eigenen Gebrauchten reicht aber nicht. Einige Diesel-Piloten schlachten ihre Autos, bevor sie zurück zum Händler gehen. Sie verkaufen Navigation, Scheinwerfer oder Ledersitze bei eBay und machen zusätzlich Gewinn. Andere kaufen jeden TDI, den sie finden können – und verkaufen sie für mehr Geld an VW.

Profit mit Skandaldieseln: Handel mit betroffenen Autos

5.000 bis 15.000 Dollar Gewinn sind möglich, wenn der Einkaufspreis stimmt 5.000 bis 15.000 Dollar Gewinn sind möglich, wenn der Einkaufspreis stimmt Quelle: dpa/Picture Alliance Es klingt kurios, aber ein Geschäft mit dem Dieselgeschäft ist tatsächlich möglich. Denn obwohl der Dieselskandal und seine Folgen seit fast eineinhalb Jahren in den Medien präsent sind, gibt es neben dem VW-Rückkauf einen Markt für die Fahrzeuge. Einige verkauften ihre Autos früh, aus Angst vor hohen Verlusten. Derzeit bieten vor allem Händler oder Auktionshäuser die Autos an.

Im US-Blog „Jalopnik“ berichten zwei anonyme Personen von ihren Geschäften. Beide erkannten die Möglichkeit früh. Sie begannen im Juli 2016 mit dem Kauf der Fahrzeuge. Und geben sie nun an VW zurück. Einer berichtet von einer Rendite von etwa 55 Prozent. Der andere rechnet mit einem Gewinn von 5.000 bis 10.000 US-Dollar pro Auto. Ungefähr die Summe, die VW als Ausgleich bezahlt. Mit günstigem Einkauf seien sogar 15.000 US-Dollar Gewinn möglich – fast 14.000 Euro. Mittlerweile steigen die Einkaufspreise, die Gewinnspanne schrumpft.

In den USA sind neben den Vierzylinder-Dieseln noch einige V6-Modelle vom Skandal betroffen. VW einigte sich kürzlich mit den Behörden, jene Fahrzeuge ebenfalls umzurüsten oder zurückzukaufen. Beide Geschäftsmänner spekulieren hier auf Profit und haben bereits Autos eingekauft. Zudem schielen sie auf Abgasprobleme bei Fiat Chrysler, obwohl hier noch nichts entschieden ist. Für ihr Geschäft haben sie Ersparnisse aufgelöst und Kredite aufgenommen. Bisher habe es beim Rückkauf keine Probleme gegeben.

VW-Rückkauf: Keine rechtlichen Beschränkungen

Streng genommen ist dieser Handel nicht illegal. Anders als bei der Abwrackprämie in Deutschland (2009) müssen Dieselfahrer in den USA ihre Autos nicht lange besitzen, um sich für die Zahlung zu qualifizieren. Voraussetzung ist lediglich, dass sie der eingetragene Halter sind. Eventuelle Ansprüche von Vorbesitzern sind im September 2016 verfallen. Rechtlich kann es nur Probleme mit der Steuer geben.

Letztendlich soll VW die Dieselfahrer aber nur entschädigen, nicht reich machen. Mittlerweile hat sich der Dieselskandal-Richter Charles Breyer zu diesem Thema geäußert. Nach Angaben von „USA Today“ hatte ein VW-Anwalt ihn darauf hingewiesen, dass „eine Handvoll“ TDI-Besitzer ihre Autos ausgeschlachtet abgeben. Breyer habe geantwortet, das sei nicht im Sinne des Rückkaufs. Zum Handel mit Skandaldieseln äußerten sich Breyer oder VW bisher noch nicht.

Quelle: Jalopnik

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