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Ratgeber: Fallstricke europäischer Mautsysteme - Bezahlstraßen mit Hindernissen

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Mal geht es nicht ohne Voranmeldung, mal nicht ohne Kreditkarte: Europas Mautsysteme halten viele Fallen für unwissende Urlauber bereit. Die wichtigsten Tipps.

Die Europabrücke ist ein Teil der Brenner-Autobahn. Wer von Österreich nach Italien fährt, passiert drei unterschiedliche Mautsysteme: Tageweise in Österreich, eine Gebühr pro Passage auf dem Brenner sowie eine kilometerweise Abrechnung in Italien Die Europabrücke ist ein Teil der Brenner-Autobahn. Wer von Österreich nach Italien fährt, passiert drei unterschiedliche Mautsysteme: Tageweise in Österreich, eine Gebühr pro Passage auf dem Brenner sowie eine kilometerweise Abrechnung in Italien Quelle: Asfinag

München - Die Sommerferien stehen bevor, und viele Urlauber werden wie jedes Jahr mit dem Auto den Weg Richtung Nachbarstaaten antreten: Nach Italien und Spanien, Frankreich oder Dänemark. Das Fahren auf den dortigen Mautstraßen wird jedoch zunehmend komplizierter.

Einige Länder rechnen pro Jahr ab, andere pro 10 Tage, wieder andere nach Kilometern. Einige Autobahnen betreiben staatliche Gesellschaften, andere werden privat bewirtschaftet. Die schlechte Nachricht: Der Flickenteppich europäischer Mautsysteme wird in den nächsten Jahren nicht übersichtlicher werden.

Zwar denkt die EU-Kommission über eine europaweit einheitliche Maut nach: "Wir brauchen eine europäische Lösung bei den Straßennutzungsgebühren", sagte die zuständige Kommissarin Violeta Bulc im Januar 2016. Aber eine schnelle Einigung mit den Mitgliedsstaaten und ihren Autobahnbetreibern erwartet niemand.

Deshalb müssen sich Urlauber heute mehr denn je auf die Fahrt in den Urlaub vorbereiten. Darauf weist der ADAC hin. In vielen Ländern lauern komplizierte Regeln und gefährliche Fallstricke. Beratungen bieten die Automobilclubs an.

Mautstraßen mit Anmeldung

Für einige Mautstrecken müssen sich Autofahrer vorab im Internet anmelden. Solche Abschnitte existieren laut ADAC derzeit in England (London) und Irland (Dublin). Einheimische sind darüber informiert, Touristen häufig nicht.

Auf vielen Strecken kommt man ohne das richtige Zahlungsmittel nicht weiter. In Frankreich, Spanien und Italien wächst die Zahl der Mautstellen ohne Personal, an denen keine Barzahlung mehr möglich ist. Da hilft dann nur die Kreditkarte - oder eine vorher gekaufte Mautbox.

In Italien kommt es öfter zu Defekten an den Mautstationen. Wer in so einem Fall ohne zu zahlen durch eine bereits geöffnete Schranke fährt, riskiert hohe Bußgelder. Der ADAC rät, den Hilfeknopf zu drücken und einen Beleg anzufordern, mit dem die Maut nachgezahlt werden kann.

Wer mit Gespann oder Wohnwagen reist, sollte sich besonders gezielt informieren. Denn in jedem Land gelten für die Klasseneinordnung andere Regeln. In Frankreich geht es nach dem zulässigen Gesamtgewicht oder der Fahrzeughöhe. Feste Aufbauten zählen mit, Antennen und Dachboxen nicht. Bei automatischer Messung ist das eine häufige Fehlerquelle. Daher: Kategorie sofort prüfen und im Zweifel das Mautpersonal rufen.

In Polen zahlen Fahrzeuge und Gespanne (Zugfahrzeug+Anhänger) mit mehr als 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht auf Schnell- und Bundesstraßen eine Maut – nicht nur auf den Autobahnen. Außerdem benötigen sie einen Transponder. Der ADAC rät, den Transponder zu deaktivieren, wenn der Wohnwagen nicht am Pkw hängt (sondern zum Beispiel auf dem Campingplatz steht). Sonst werden für das Gespann Mautgebühren berechnet, auch wenn man nur mit dem Pkw fährt.

Ungarn: Nur noch elektronisch

In Portugal kann auf vielen Mautstrecken nur elektronisch gezahlt werden, und zwar per Transponder. Wenn der nicht vorhanden ist, speichert das Mautsystem das Kennzeichen, bis die Maut bezahlt wurde - was allerdings erst 48 Stunden nach der Fahrt möglich ist. Der ADAC empfiehlt daher, bei Mietwagen auf einem Transponder zu bestehen.

In Ungarn gibt es nur noch die elektronische Vignette namens "e-Matrica". Wer sie kauft, sollte sich davon überzeugen, dass alle Daten richtig eingegeben wurden - insbesondere das Kennzeichen und die Gültigkeitsdauer. Denn das nachträgliche Ändern kostet jedes Mal fünf Euro. Bleiben Fehler unbemerkt, ist die Vignette ungültig. Die Strafe beträgt etwa 50 Euro - deutlich teurer wird es, wenn für diese Gebühr die Nachzahlfrist versäumt wird.

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