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Abgas-Skandal: Neue Manipulationsvorwürfe beim Audi A6 (C7) - Aua, Audi

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Update: VW-Abgasskandal und kein Ende: Laut Spiegel Online soll es eine bislang unbekannte Abschalteinrichtung in Audi-Dieseln geben. Wackelt diesmal der Audi-Chef?

Das KBA vermutet eine unzulässige Abschalteinrichtung im auslaufenden Audi A6 und A7 mit V6-Diesel. Noch eine. Das KBA vermutet eine unzulässige Abschalteinrichtung im auslaufenden Audi A6 und A7 mit V6-Diesel. Noch eine. Quelle: Audi

Ingolstadt - Heute ist kein guter Tag für Audi. Die Nachfrage in Europa sinkt, besonders in Deutschland und Frankreich. Im April 2018 um gut 4 Prozent. Daimler legte in dieser Zeit um 6,6 Prozent zu. Auf Audi-Seite gibt es viele Gründe dafür, wie Modellwechsel bei A1, Q3, A6 und A7. Doch der Trend zeigt: Audi wird weniger attraktiv. Die aktuellen Skandale helfen da wenig. Erst im Januar musste Audi rund 130.000 Dieselmodelle zurückrufen. Das KBA hatte unzulässige Abschalteinrichtungen gefunden.

Heute steht Audi wieder am Pranger. Wieder geht es um eine verbotene Betrugssoftware. Rund 60.000 Audi A6 und A7 mit SCR-Kat sollen betroffen sein. Das berichtet Spiegel Online. Auslöser sind demnach Ermittlungen des KBA und der Bundesregierung gegen Audi. "Das KBA hat eine amtliche Anhörung wegen des Verdachts einer unzulässigen Abschalteinrichtung bei Audi V6-TDI-Fahrzeugen der Modelle A6/A7 eingeleitet", zitiert der Spiegel einen Sprecher des Verkehrsministeriums. Betroffen sind die Modelle, die bereits im Januar zurückgerufen wurden, allerdings soll eine weitere Betrugssoftware eingebaut sein. Rund 30.000 Audi in Deutschland sollen betroffen sein und etwa genauso viele Fahrzeuge für den Export.

Update, 14:45 Uhr: Audi hat die Untersuchungen inzwischen bestätigt. Auf Nachfrage von MOTOR-TALK betonte ein Sprecher, dass das Unternehmen die "Auffälligkeiten in der Steuerungssoftware" selbst festgestellt und an das Kraftfahrt-Bundesamt und die Luxemburgischen Zulassungsbehörden gemeldet hat. Die Auslieferung betroffener A6- und A7-Modelle mit V6-Dieselmotoren (Gen2 evo, 200 kW) sei gestoppt worden. Bei den nächsten Gesprächsrunden mit den Zulassungsbehörden will Audi die Software im Detail erläutern.

Damit das Adblue bis zur nächsten Wartung "reicht"

Laut Spiegel haben die betroffenen Modelle einen SCR-Katalysator, der die Stickoxide mit der Einspritzung von einer wässrigen Harnstofflösung (das sogenannte AdBlue) in Stickstoff und Wasserdampf umwandelt. Der Harnstoff befindet sich in einem zusätzlichen Behälter und muss regelmäßig nachgefüllt werden. Das kann der Kunde theoretisch selbst machen. Audi, so der Vorwurf laut Spiegel, soll die Einspritzung von Harnstoff auf den letzten 2.400 Kilometer Harnstoffreichweite so stark gedrosselt haben, dass die Nachfüllung von Harnstoff mit dem kommenden Werkstattintervall zusammenfällt. Das steht in der Regel alle 30.000 Kilometer an.

Sollten die Untersuchungen des KBA den Verdacht bestätigen, wäre das in zweifacher Hinsicht problematisch. Erstens, weil der Stickoxidausstoß drastisch ansteigt. Die AdBlue-Einspritzung ist ein wichtiger Teil in der Abgasreinigung des Autos. Einen NOx-Speicherkat baut Audi nicht in die Autos ein. Zweitens, weil das Nachfüllen von AdBlue in der Werkstatt in der Regel teurer ist, die Kunden also mehr dafür hätten zahlen müssen.

Update, 23:50 Uhr: Audi gibt den Sachverhalt anders an. Die AdBlue-Einspritzung sei nicht bei geringem Füllstand automatisch gedrosselt worden. Sie sei lediglich nicht ausreichend für Fahrweisen, bei denen besonders viel Stickoxid ausgestoßen wird. Bei normaler Fahrweise funktioniere das System wie gehabt. Gibt der Fahrer oft Vollgas, spritzt das System nicht genug AdBlue ein, um die angegebene Reichweite zu garantieren. Eigentlich müsste eine ausreichende Menge eingespritzt und die Reichweitenanzeige angepasst werden.

Weitere Rückrufe bei Audi stehen an

Audi-Boss Stadler hatte Anfang März angekündigt, dass es noch weitere Rückrufe geben werde. Für rund 200.000 Fahrzeuge stünden noch Prüfungen aus. Audi hatte im Juli 2017 die interne Überprüfung von 850.000 Autos mit Sechs- und Achtzylindermotoren wegen möglicher Abgasmanipulation angekündigt und Nachrüstungen angeboten. Inzwischen seien mehr als 90 Prozent davon überprüft, die Ergebnisse dem KBA gemeldet: Die Hälfte der Motoren sei völlig in Ordnung, bei einem Viertel sei der KBA-Bescheid noch offen, für 156.000 habe das KBA Rückrufe wegen illegaler Abschalteinrichtungen angeordnet, sagte Stadler damals.

Wie Spiegel Online berichtet, soll diese neuerliche Abgasmanipulation auf der vorherigen Aufsichtsratssitzung des VW-Konzerns ein Thema gewesen sein. Die Produktion des A6 mit V6-TDI sei deshalb gestoppt worden. Auch die Auslieferung bereits gefertigter Modelle könnte untersagt werden.

Für den neuen Konzernchef Diess ist das Thema maximal unangenehm. Er kämpft dafür, die Schatten der Dieselaffäre (die im Wesentlichen vor seiner Zeit beim VW-Konzern ihre Ursachen hat) abzuschütteln.

Es wird eng für Audi-Chef Rupert Stadler

Vielleicht wird es diesmal eng für Audi-Chef Rupert Stadler. Bislang überstand der langjährige Vorstandsvorsitzende noch jede Affäre, auch die wiederholten Durchsuchungen seines Büros durch die Staatsanwaltschaft. Morgen findet die Audi-Hauptversammlung statt. Gegebenenfalls wird es dann mehr Aufklärung dazu geben.

Quelle: Spiegel Online

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Avatar von TimoFriedmann
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