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50 Jahre Opel-Designcenter - Als Rüsselsheim Schule machte

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Wer von aufregendem Blech träumt, denkt selten an Opel. Zu Unrecht. Als erste Marke in Europa eröffneten die Rüsselsheimer vor 50 Jahren ein eigenes Designcenter. Ein Rückblick.

1965 stellte Opel mit dem Experimental GT sein erstes Konzeptauto vor 1965 stellte Opel mit dem Experimental GT sein erstes Konzeptauto vor Quelle: Opel

Rüsselsheim - Opel feiert das 50-jährige Jubiläum des eigenen Designcenters. Angesichts der über 100 Jahre alten Automarke stellen sich nun sicher viele die Frage: Hatten die vorher keins? Nein, hatten sie nicht. Und das war auch nicht ungewöhnlich. Denn tatsächlich ist das Rüsselsheimer Desingcenter das erste eines europäische Herstellers.

Bis zum Jahr 1964 leistete sich nur der Opel-Mutterkonzern ein eigenes Designzentrum in Detroit. Dort arbeiteten schon 1956 mehr als 1.200 Menschen an der Gestaltung von Fahrzeugen. In Europa waren damals italienische Karossiers für das Design zuständig. Sie verpassten sowohl Luxuskarossen als auch europäischen Kleinwagen schöne Blech-Kleider.

Studien wie der Opel CD mit einer nach vorne öffnenden Glaskuppel sorgten Anfang der Siebziger Jahre für Aufsehen Studien wie der Opel CD mit einer nach vorne öffnenden Glaskuppel sorgten Anfang der Siebziger Jahre für Aufsehen Quelle: Opel

Erst Detroit, dann Rüsselsheim

Natürlich hatten auch BMW oder Mercedes ihre Design-Abteilungen, aber ein eigenes Center im Stile des GM-Baus gab es in Stuttgart und München nicht. Und Konzepte, die man auf Messen als Ideen für die Zukunft zeigen konnte, ebenfalls nicht. Opel nimmt für sich in Anspruch, mit dem Experimental GT das erste Konzeptfahrzeug eines europäischen Herstellers auf einer Messe präsentiert zu haben. Der Vorläufer des späteren Opel GT stammt aus der Feder des Frankfurter Designers Erhard Schnell.

Der heute 85-jährige war 1964 von Clare MacKichan, dem ersten Designchef in Rüsselheim, mit der Gestaltung des GT beauftragt worden. Ein Jahr später lieferte er ein Konzept ab, das für Aufsehen sorgte. Mercedes brauchte noch vier Jahre bis zum ersten eigenen Konzeptfahrzeug, dem C111. BMW zog weitere drei Jahre später mit dem BMW Turbo als Vorläufer des M1 nach.

1983 zeigte Opel den Junior und nahm der Generation "Viva" ihr Auto vorweg - man beachte die Radkappen 1983 zeigte Opel den Junior und nahm der Generation "Viva" ihr Auto vorweg - man beachte die Radkappen Quelle: Opel

Opel-Designer wechseln zu Porsche und BMW

Die heutige Mode, bei jeder Messe eine neue Studie zu zeigen, entwickelte sich erst in den späteren Achtziger- und frühen Neunzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts. Bis dahin hatte man sich im Rüsselsheimer Designzentrum längst einen Namen als Hochschule modernen Designs gemacht. Studien wie der Opel CD mit einer nach vorn öffnenden Glaskuppel sorgten Anfang der Siebziger Jahre für Aufsehen.

Ferry Porsche warb 1969 Anatole Lapine aus Rüsselsheim ab und bat ihn, einen Nachfolger für den Porsche 911 zu entwerfen. Auch der heutige Porsche-Designchef Michael Mauer kam von GM beziehungsweise der ehemaligen Tochter Saab nach Zuffenhausen. Zu den Absolventen der „Rüsselsheimer Schule“ gehört auch Chris Bangle, dessen extravagante Formen das BMW-Design umkrempelten.

Straßenkreuzer aus Hessen

Betrachtet man die frühen Entwürfe des Designcenters, ist eine klare Formensprache zu erkennen, die sich ganz am Geschmack der US-Mutter orientierte. Große Limousinen wie Admiral oder Diplomat wirken auch heute noch stimmig. Allerdings erinnern sie mehr an US-Straßenkreuzer, als dass sie als originäre Opel-Ideen erkennbar wären. Das Gleiche gilt für die Modelle Rekord und Commodore. Selbst der hochgelobte Opel GT gilt dank markantem Coke-Bottle-Design als kleine Corvette - auch wenn die Designer beim Entwurf eigentlich nach Italien geschielt hatten.

Die Designer Darren Luke (l.), Boris Jacob (m.) und Mark Adams (r.) an einem Modell Die Designer Darren Luke (l.), Boris Jacob (m.) und Mark Adams (r.) an einem Modell Quelle: GM Den letzten Umbruch im Opel-Design leitete Mark Adams ein. Dem heutigen Leiter des Opel-Designcenters ist es gelungen, seit der Einführung des Insignia alle Modelle auf eine einheitliche Linie zu bringen. Das Insignia-Concept von 2003 brachte zudem eine deutliche technische Note in die Formensprache der Rüsselsheimer.

Zwischen diesen beiden Polen versucht Adams heute das Design der Marke zu positionieren. Wie das in Zukunft aussehen könnte, zeigte die Monza-Studie von der IAA 2013: Ein Konzept, das Betrachter wohl ähnlich beeindruckt haben dürfte, wie der Experimental GT 1965. Mit einem großen Unterschied: Der Monza hat keine Chance, fast unverändert in Serie zu gehen.

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