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Kuba: Fast keine Neuwagen verkauft - 54 Fahrzeuge nach 54 Jahren

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Seit dem Ende des Neuwagenverbots auf Kuba darf dort jeder neue Autos kaufen. Doch den meisten Kubanern mangelt es am nötigen Geld: Nur 54 Fahrzeuge fanden einen Abnehmer.

Das Verkaufsverbot für Neuwagen in Kuba ist Geschichte. Trotzdem fahren fast alle Kubaner Gebrauchte: In sechs Monaten verkauften kubanische Autohändler nur 54 Fahrzeuge Das Verkaufsverbot für Neuwagen in Kuba ist Geschichte. Trotzdem fahren fast alle Kubaner Gebrauchte: In sechs Monaten verkauften kubanische Autohändler nur 54 Fahrzeuge Quelle: tupungato - istockphoto.com, Peugeot

Havanna – Am 1. Januar 2014 endete in Kuba ein 54 Jahre altes Verbot: Die Regierung hatte wenige Tage zuvor beschlossen, den Fahrzeugmarkt zu liberalisieren. Erstmals seit 1959 sollten Neuwagen nicht länger Regierungsmitgliedern, Militärs und Anwälten vorbehalten bleiben, sondern für jeden Bürger verfügbar sein. Doch die kubanische Steuerpolitik zerstörte den Traum.

Hohe Zuschläge und Steuern auf den Fahrzeugpreis

Als die elf kubanischen Autohändler ihre Ausstellungsflächen für jedermann öffneten, drängten viele Einheimische in die Showrooms. Aber fast keiner von ihnen kaufte tatsächlich ein Auto. Sonderabgaben, Steuern und Zuschläge machen die Fahrzeuge bis zu achtmal teurer als in Europa – bei einem kubanischen Durchschnittsgehalt von umgerechnet etwa 15 Euro pro Monat.

Ursprünglich sollten die Autos zum üblichen Marktpreis verkauft werden. Tatsächlich verlangt die Regierung aber etwa 500 bis 800 Prozent Aufschlag. Hinzu kommen 75 Prozent Sondersteuer und zehn Prozent Umsatzsteuer. Wer mit der kubanischen Zweit-Währung Peso Convertible (CUC) kauft, bezahlt weitere 20 Prozent mehr.

So kostet beispielsweise ein Peugeot 206+ 91.113 Pesos. Das entspricht etwa 67.000 Euro, also 57.000 Euro mehr als zuletzt in Deutschland. Kubaner lachen verzweifelt über die „Peugeot-Ferraris“ und können von Neuwagen weiterhin nur träumen.

Von den Einnahmen durch den Neuwagenverkauf möchte der Staat die öffentlichen Verkehrsmittel sanieren. Auf der kubanischen Nachrichtenseite cubadebate.cu kommentieren einige Nutzer, dass dafür wohl der Verkauf eines einzigen Autos genügen würde.

Fahrzeugmarkt in Kuba: 54 Jahre Stillstand

54 Jahre lang durften Privatleute in Kuba Neufahrzeuge nur mit einer Sondergenehmigung kaufen, 52 Jahre lang nicht mit Gebrauchtwagen handeln. Seit der Revolution im Jahr 1959 und dem folgenden Handelsembargo mit den USA stand der kubanische Fahrzeugmarkt beinahe still. Vereinzelt importierte der Staat Neuwagen aus Osteuropa oder China, brachte diese aber nicht in den freien Handel.

Bis zu dem Verbot florierten die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Kuba und den USA. Ein Großteil der kubanischen Landwirtschaft befand sich in amerikanischem Besitz. Aus diesem Grund kauften damals viele Kubaner Autos aus den Staaten. Bis heute fahren vor allem Buick, Chevrolet, Chrysler und Ford aus den 40er- und 50er-Jahren über die Insel, meist in desolatem Zustand und mit anderen Motoren.

Kuba: 54 Fahrzeugverkäufe in sechs Monaten

Ein halbes Jahr nach der Aufhebung des Neuwagenverbots zieht der Staat erstmals Bilanz. Die fällt erschreckend aus: Gerade einmal 50 Autos und vier Motorräder wurden verkauft. Alle 54 Fahrzeuge kosteten zusammen 1.283.000 Pesos, also rund 940.000 Euro. Das macht im Durchschnitt 21.000 Euro pro Fahrzeug.

Der für die kubanischen Verhältnisse geringe Preis deutet darauf hin, dass unter den verkauften Autos nur wenige Neufahrzeuge waren. Der Rest sind Gebrauchtfahrzeuge, die über Händler verkauft werden. Ein acht Jahre alter Renault Clio kostet beispielsweise etwa 25.000 Pesos (rund 18.000 Euro), ein Suzuki Jimny Baujahr 2008 rund 30.000 Pesos (22.000 Euro).

 

 

Quelle: Cubadebate.cu, cubaheute.wordpress.com, havanatimes.org

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