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Takata-Chef entschuldigt sich öffentlich - 45 Grad für acht Tote

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Sterben in Japan Menschen aufgrund von defekten Produkten, muss sich der Unternehmenschef öffentlich entschuldigen. Das schreibt die Etikette vor.

Takata-Chef Takada verneigt sich während seiner öffentlichen Entschuldigung Takata-Chef Takada verneigt sich während seiner öffentlichen Entschuldigung Quelle: dpa/Picture Alliance

Tokio/Japan - Die japanische Kultur fordert, dass eine tiefgreifende Entschuldigung mit einer Verbeugung unterstrichen wird. Je gravierender das Delikt, desto tiefer und länger dauert der Akt. Im Jahr 2006 wurde bekannt, dass in Japan mehrere Menschen wegen defekten Heizkörpern von Paloma ums Leben kamen. Der Firmenchef verbeugte sich 20 Sekunden, entschuldigte sich und verbeugte sich nochmals 15 Sekunden, berichtet die "Süddeutsche".

Anfang 2015 bat Honda-Chef Takanobu Ito öffentlich um Verzeihung und kündigte an, auf 20 Prozent seines Gehalts zu verzichten. Der Grund: Fünf Rückrufe in Folge und demnach gravierende Qualitätsmängel.

Am Donnerstag trat der Chef des Zulieferers Takata an die Öffentlichkeit und verneigte sein Haupt tief. Defekte Airbags aus seinem Unternehmen sind für den Tod von mindestens acht Menschen verantwortlich. „Ich möchte jenen mein Beileid aussprechen, die ihr Leben verloren haben", sagte Shigehisa Takada bei seinem ersten öffentlichen Auftritt seit Verschärfung der Rückruf-Krise im vergangenen Jahr.

Takata-Chef: Kein Rückruf geplant

Airbags von Takata haben zum größten Ruckruf der US-Geschichte geführt Airbags von Takata haben zum größten Ruckruf der US-Geschichte geführt Quelle: dpa/Picture Alliance Er bedauere den großen Ärger, den sein Unternehmen verursacht habe, sagte der Manager laut japanischen Medienberichten vom Freitag. Er konzentriere sich darauf, dem Problem mit den Airbags auf den Grund zu gehen und die "nötigen Maßnahmen zu ergreifen, die Sicherheit zu gewährleisten". Es ist das erste Mal, dass sich Takada persönlich zu der Krise äußerte.

Es sei seine eigene Verantwortung, das Problem zu lösen, sagte Takada weiter. Damit deutete er an, dass er trotz der Kritik an seiner Person nicht beabsichtigt, wegen des Debakels zurückzutreten. Zu finanziellen Einbußen scheint er jedoch bereit. Im vergangenen Geschäftsjahr kassierte der Enkel des Firmengründers nicht einmal die Hälfte seiner Vorjahresbezüge (weniger als 100 Mio Yen / 720.000 Euro statt 206 Millionen Yen). Auch im kommenden Jahr werde er auf Teile seines Gehalts verzichten, laut Reuters auf 25 Prozent.

Ein US-Manager und von Reue keine Spur

In Japan gehört es zur Etikette, dass Firmenchefs die Verantwortung für Fehler in ihrem Unternehmen übernehmen. Das gilt sowohl für Fehler eines einfachen Angestellten bis hin zu einem hohen Manager. In der Regel stattet die Unternehmensleitung auch öffentliche Kondolenzbesuche ab, bei denen die Medien anwesend sind.

In der westlichen Welt undenkbar, selbst für Takata-Mitarbeiter. Als Manager Kevin Kennedy kürzlich vor den US-Kongress trat, war von Reue keine Spur. Im Gegenteil. Der Takata-Mitarbeiter wies den Vorwurf zurück, sein Unternehmen habe die Defekte verschleiert. Er bekräftigte, beim Krisenmanagement alles Erforderliche zu tun.

Der Rückruf von Takata-Airbags beschäftigt die Branche seit Langem. Durch die defekten Airbags kann es zu einer gefährlichen Explosion kommen, bei der Teile der Metallverkleidung durch den Innenraum des Autos geschleudert werden. Mittlerweile werden acht Todesfälle und mehr als 100 Verletzte mit diesem Problem in Zusammenhang gebracht. Das Airbag-Desaster hat zur größten Rückruf-Aktion der US-Geschichte geführt.

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