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Renault wehrt sich gegen Abgas-Vorwürfe - „Wir sind schockiert, entsetzt und sogar wütend.“

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Hat Renault seit Jahrzehnten bei Abgastests betrogen? Das meldete die Zeitung „Liberation“. Renault wehrt sich nun. Man sei „schockiert, entsetzt und sogar wütend.“

Renault Grand Scénic Renault Grand Scénic Quelle: Renault

Paris - Hat Frankreich nun auch einen Abgas-Skandal? Durchgesickerte Details aus einem Bericht der Pariser Anti-Betrugs-Behörde bringen Renault in Bedrängnis. Die Rede ist von Betrug. Investoren reagierten nervös, der Aktienkurs lag am Freitag sieben Prozent niedriger als am Mittwoch.

Renault sieht sich zu Unrecht in die Ecke gestellt. „Renault verdient keinesfalls die Behandlung, die es seit einigen Stunden erfährt“, sagte Thierry Bolloré, der für Wettbewerbsfähigkeit zuständige Renault-Manager. „Wir sind schockiert, entsetzt und sogar wütend.“ In einem Interview der Zeitung „Le Figaro“ weist er die Vorwürfe kategorisch zurück: „Renault hat nicht geschummelt, hat nicht getäuscht.“

Hintergrund sind Untersuchungen, die Frankreich nach dem VW-Abgasskandal angesetzt hatte. Seit Monaten war bekannt, dass die Pariser Anti-Betrugs-Behörde ihre Erkenntnisse zu Renault-Fahrzeugen an die Justiz übergeben hatte. Seit Januar prüfen Ermittlungsrichter den Verdacht einer Täuschung.

Die Zeitung „Libération“ und weitere französische Medien nannten nun erstmals Details der Vorwürfe. Demnach heißt es in dem Dokument: „Diese Ergebnisse lassen die Installation einer betrügerischen Einrichtung vermuten, um Stickoxid-Emissionen unter den spezifischen Bedingungen der Zulassungstests zu reduzieren und so die ordnungsgemäßen Grenzwerte einzuhalten.“

Insgesamt seien 900.000 Fahrzeuge betroffen. Die Behörde äußerte sich nicht zum Inhalt seines Berichts. Renault gab an, keinen Zugang zu dem Dokument zu haben. Renault-Manager Bolloré sagte, der Autobauer habe keine Betrugs-Software eingesetzt: „Renault-Autos sind niemals mit solchen Systemen ausgestattet worden.“

Höchststrafe: 3,6 Milliarden

Falls die Untersuchungen zu einem anderen Ergebnis kommen, kann in Frankreich eine Strafe von bis zu zehn Prozent des durchschnittlichen Umsatzes der letzten drei Jahre drohen. Der Bericht soll die mögliche Maximalstrafe für Renault auf 3,58 Milliarden Euro beziffern.

Analysten der Großbank Société Générale sahen nach den Enthüllungen aber keine Anhaltspunkte dafür, dass Renault tatsächlich rechtliche Konsequenzen drohen. „Es war lange ein schmutziges kleines Geheimnis der Industrie, dass alle Autobauer mit dem System spielen, und die Behörden haben ihnen weiten Spielraum gegeben“, schrieben sie in einer Studie. „Wir glauben nicht, dass Renault gegen das derzeitige Recht verstoßen hat (...).“

Eine klare Antwort auf die Frage, ob Renault in der Abgasfrage echte Probleme drohen, dürften letztlich nur die Ermittlungen bringen. Und die könnten sich angesichts der technischen Komplexität hinziehen. Manager Bolloré sagte, dass Renault bislang noch gar nicht von den Ermittlungsrichtern kontaktiert worden sei.

 

Quelle: dpa

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