Zitat:
Die Handwerkskammern sollten vor Zertifizierung die Betrieblichen als auch technischen Voraussetzungen prüfen.
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Das hätte eigentlich schon immer geschehen müssen. Die Tragik bei der ganzen Angelegenheit ist doch, dass ohne genaue Anleitung und strenge Prüfung der Pfusch vorprogrammiert ist. Je mehr Freiheit möglich ist, desto mehr geht in der Fläche schief.
Zitat:
Der größte Mist wird meiner Ansicht nach mit der ECE-R 115er- Regelung geschafft, die in seiner Ausführung dann doch eher eine 67 R -01
Abnahme erfordert, hier Tür und Tor für Werkstattpfusch offen lässt.
Ursächlich für den angeblichen Mangel der R.115 sind das in der Vergangenheit geringe bzw. schlechte Angebot von Systemen nach R.115 und die mangelhafte Durchführung der GSP. Das einbaufertige Gassystem, einfach im Einbau mit genauen Anleitungen und einem voprogrammierten Steuergerät ist von vielen - insbesondere von Pfuschern, schlechtgeredet worden. Der eigentliche Mangel - nämlich die Werkstatt, die die GSP durchführt, wurde dabei völlig ausgeblendet.
Das Problem liegt nicht an der heranzuziehenden Vorschrift; für ein Gassystem ist und bleibt nun mal R.115 einschlägig. R.67-07 beschreibt nur den mechanischen Teil der Gasanlage (Komponenten und Befestigung). Über das Gesamtsystem und die Abgasbeschaffenheit wird man da nicht viel finden. Es gibt also strenggenommen keine R.67-Anlagen.
Die Umsetzung hat auch gezeigt, dass die Werkstätten nicht mit der Freiheit umgehen können und eine Qualifizierung des Personals auf jeder Ebene (Werkstatt, TÜV und Hersteller) vonnöten ist, um mindestens ausreichende Qualität in den Markt zu bringen. Die Hersteller versteckten sich aber lange Zeit hinter dem Liefern von Komponenten und schoben die Verantwortung (Gewährleistung) auf jeden einzelnen Umrüstbetrieb.
Zitat:
Ob sich ein eingesessener Betrieb, der nicht auf Internet- oder Laufkundschaft angewiesen ist sich zusätzlich einer Organisation stellt ist fraglich, da hier das Erfolgsrezept die Qualität seiner Arbeit ist und nicht ein zusätzliches Aushängeschild.
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"Aushängeschilder" würden möglicherweise für mehr Zulauf sorgen, aber gerade deshalb nicht die Qualität, die mit Zeitaufwand einhergeht, verbessern.
Dieser Argumentation kann ich nicht folgen. Wieso soll der Nachweis der korrekten Arbeit schädlich sein? Gerade Unternehmen, die ihre Prozesse beherrschen, können das Wachstum steuern. Unternehmen, die in diesem Bereich nicht ganz so stark sind, lernen über ein ganzheitliches Auditverfahren. Das ist insgesamt ein Argument für ein Audit, meinen Sie nicht?
Insbesondere, wenn man eine Qualitätsoffensive gegen schwarze Schafe fahren will, muss man sich mit scharfen Waffen rüsten: Man braucht belastbare Beweise, dass die Unternehmen erstens in der Lage sind Qualität zu produzieren und zweitens - noch viel wichtiger - korrekt mit Reklamationen und Fehlern umgehen. Gerade der zweite Punkt ist für Kunden von entscheidender Bedeutung.
Wie gesagt, wir sehen dieses Zertifikat nicht als alleinige Lösung. Eine Bewertung durch Kunden ist eine hervorragende Ergänzung. Beide Ideen schließen sich nicht gegenseitig aus.
@GerhardT2
Ein Audit soll nicht Betrug oder Pfusch verhindern, vielmehr soll es ein Unternehmen befähigen, qualität liefern zu können, die systematischen Fehler aufzeigen und eine Hilfestellung sein.
Nur weil es manchen gelingt, sich Audits zu erschwindeln, bedeutet nicht, dass ein solches Verfahren gänzlich wertlos ist. Eine Analogie: Die bloße Existenz von Falschgeld katapultiert uns nicht zwangsweise zurück in die Tauschwirtschaft. Auch hier sind auditierte Qualitätsprozesse am Werk, um die Fehlerrate möglichst gering zu halten. Selbst wenn Betrügern immer wieder versuchen, Blüten in Umlauf zu bringen.