Hallo,
nachdem nun knappe 2 Jahre später des Gebläse nicht mehr nur bei Erwärmung zwitscherte sondern gar nichts mehr tat, musste es raus. Ich habe den Ausbau damals gescheut, da mir das Risiko mehr zu beschädigen zu hoch war, und lebte mit dem gelegentlichen Zwitschern. Hier nun meine Erfahrungen, eventuell hilft es jemand weiter.
Es kam plötzlich nur noch beim Fahren ein leichter Luftzug aus den Gittern, mehr nicht, also schien das Gebläse komplett zu stehen, Sicherungen waren i.O. Da mein B200 nun auch schon 180 000 km runter hat, wollte ich damit nicht schon wieder in die Werkstatt, also Werkzeug geholt und losgelegt. Zuerst wieder Blende unten rechts um Fußraum und am HSF rechts abgeclipst, die Schrauben am HSF gelöst, etwas herausgezogen, Luftschlauch und Kabel ausgesteckt, dann ganz raus. Teppich mit Dämmung unter "leichter" Gewalteinwirkung umgeschlagen, und erstmal nach Entriegeln (den Riegel gibt es nun nicht mehr, brach gleich ab) und Drehen des Gebläses bei eingeschalteter Klimatronik die Spannung an den zwei Kabeln zum Motor gemessen => 0 V. Erster Gedanke: Super, Steuerelektronik ("Vorwiderstand"😉 defekt. Motorzuleitung ausgesteckt, Zündung aus und wieder ein und nochmal gemessen, 2 - 8 V je nach Gebläsestufe. Gut, folglich erkennt die Steuerung wohl, dass der Motor nicht mehr will und schaltet ab, bevor was abraucht. Also die zwei Kabel (12V/0V und Bus? von der Klimatronik ausgesteckt und die Frage gestellt, wie ich das Gebläse durch das Nadelöhr kriege. Also entsprechend Blausterns Anweisung die 3 Muttern an Steuerungseinheit (SAM) im Fußraum gelöst, oben hinter dem Airbag die zwei Kabelbinder des Kabelbaums aufgezwickt und das ganze Konstrukt (SAM + Kabelbäume) Richtung Beifahrersitz gezogen (WICHTIG: 12 V Zuleitung Gebläse unten links am weißen "Lüftungskasten" ausstecken). Nun 5 Minuten lang versucht, das Gebläse irgendwie mit Drehen und Ziehen da heraus zu bekommen. Immer ungeduldiger und fluchend die Konstrukteure bei Mercedes alles heißend mit "leichter Gewalt" und der Einstellung "Ist ja sowieso defekt und muss raus" das Gebläse dann irgendwie herausbekommen, allerdings mit einem kleinen Bruch im äußeren Lüfterradring.
Das Gebläse war so schwergängig, es ließ sich nur mit zur Hilfenahme der ganzen Hand drehen und lief auch nicht langsam aus. Nicht wie es sein sollte, dass es sich mit einem Finger leicht drehen lässt und nachläuft. Nach Demontieren des oberen Teils des Gebläses mit der Steuerelektronik die Kohlenbürsten geprüft, waren noch i.O. und reichlich vorhanden (obwohl überall der schwarze Abrieb anhaftete, also habe ich die beiden Achslager 2 Stunden lang mit WD40 eingeweicht und dann das Gebläse von Hand hin- und hergedreht. Und siehe da, unter Herausbröseln von schwarzen Verkrustungen lieft das Gebläse immer leichter. Nach weiterem Wiederholen, Säubern und Ölen habe ich das Gebläse ohne Einbau im Auto an die Klimatronik angeschlossen und eingeschaltet, nichts passierte. Doch Elektronik im Eimer???
Trau, schau, wem: Zündung aus, Schlüssel ziehen, Schlüssel rein, Zündung an, Klimatronik an und nach ca. 3 Sekunden begann das Gebläse zu laufen. Noch Schnell den Bruch im Lüfterradring mit Sekundenkleber geklebt, diesmal das Gebläse überraschend schnell ohne viel Kraft rein bekommen (weiss nicht mehr wie, aber es scheint zu gehen), nur über die graue Dämmwolle geärgert, die immer an spitzen Teilen, wie den Wannen der Steckverbinder, hängenbleibt) und per Drehung verriegelt und mit einer zusätzlichen Schraube an einer Öse Richtung Radio zusätzlich gesichert (anscheinend hat der Konstrukteur schon mit dem Abbrechen der Verriegelung gerechnet und die Verschraubung vorgesehen). Vor dem Zusammenbau des ganzen Rests nochmal zuerst langsam Probe laufen lassen, um auszuschließen, dass sich irgendwie die graue Dämmwolle verhakt hat und nun mit reingezogen wird. Es roch nach WD40, aber lief problemlos. Dann auf höchste Stufe geschaltet und schon beim Hochfahren der Drehzahl fing es schlagartig an zu poltern an und das ganze Armaturenbrett vibrierte. Schnell ausgeschaltet und Gebläse wieder ausgebaut (auch wieder recht problemlos!?). Grund des Poltern: Die Klebestelle im Lüfterradring war wieder gebrochen, dadurch bekommt das Lüfterrad bei hohen Drehzahlen eine Unwucht. Also die Bruchstelle nochmal gesäubert und etwas angeraut und das ganze mit 2 Komponenten Epoxyharzkleber geklebt (habe damit bisher schon viele unterschiedliche Materialien bombenfest miteinander verklebt) und über Nacht aushärten lassen. Am nächsten Tag wieder ohne Einbau nur eingesteckt und Probe laufen lassen, dabei Drehzahl per Klimatronik langsam bis ca. 50% erhöht. Bombenfest, läuft ruhig. Drehzahl weiter erhöht, bei ca. 80% machte es plötzlich "Knack" und das Gebläse hatte wieder enorme Unwucht (kaum mit einer Hand zu halten). Wieder abgesteckt und angeschaut => Klebestelle wieder gebrochen. Nach erneuter Demontage des oberen Teils, ist auf dem inneren Ring des Lüfterrad der Aufdruck "PP GFK 20" oder so ähnlich zu sehen. Glasfaserverstärktes Polypropylen, laut Internet"Suuuuuuper zum Kleben"! (Entschuldigt meinen leichten Sarkasmus) Eventuell mit Primer und Sekundenkleber, wie gut das hält: ?. Da PP aber ja ein Thermoplast ist, habe ich unter zur Hilfenahme des abgebrochenen Riegels, welcher auch aus PP ist, die Lötstation mit einer alten Lötspitze so eingestellt, dass das Materiel des Riegels schmilzt, aber nicht verbrennt. So habe ich dann den Bruch um Lüfterrad "geschweißt". Das ganze wieder Probe laufen lassen, alles OK, auch bei Vollgas. Wieder eingebaut (diesmal komischerweise wieder 10 Minuten lang unter Fluchen aber zurückhaltender Kraft, da das Lüfterrad ja empfindlich ist), mit Schraube gesichert, alles Kabel wieder angeschlossen. SAM wieder festgeschraubt, Kabelbaum wieder festgezurrt, Teppich mit Dämmmaterial wieder reingedrückt und so erstmal mit Handschuhfach im Kofferraum eine Woche Probe gefahren. Dann nachdem alles i.O. ist den Rest montiert.
Nun hoffe ich, dass das Gebläse bis zum Lebensende meines B200 durchhält.