In der Motorsteuerung wird gerechnet: Gaspedalwert -> Soll-Drehmoment -> Soll-Luftfüllung -> Soll-Drosselklappenwinkel -> Soll-Ladedruck -> Soll-Position Wastegate -> Soll-Ansteuerung Turbolader-Wastegate über elektropneumatischen Druckwandler mit einem Tastverhältnis von X %. Das System wartet, was passiert. Der Ladedruck-Istwert gemessen vom Ladedrucksensor vor der Drosselklappe schießt bei Ansteuer-Wert X über den Sollwert hinaus. Der Ladedruck-Regler regelt. Der P-Anteil regelt schnell aus (über die Drosselklappe, das würde man mit einem OBD-Daten-Logger sehen). Es kommt aber aufgrund einer weiter bestehenden Regelabweichung zu immer größeren Werten im I-Anteil, der zwar die Regeldifferenz möglicherweise ausgleichen kann, die dauerhaft hohen Werte (in dem Fall in Richtung Ladedruck bzw. Tastverhältnis am Druckwandler zurücknehmen) bleiben aber bestehen. Ein serienmäßiges System diagnostiziert daher auf: Da stimmt was nicht. Immer zu viel. Es kommt zur Diagnose von "Ladedruck zu hoch" (Überladefehler). Diese Diagnose soll verhindern, dass fehlerhafte Bedingungen in Hardware dazu führen, dass der Lader überdreht oder der Abgasdruck vor der Turbine zu groß wird. Da dieses System aber alles andere als serienmäßig ist, passt die Softwareabstimmung wohl nicht zu den Hardware-Eigenschaften. Einfluss haben hier der Turbolader selbst und das Rohr ohne Kat nach dem Turbolader bzw. generell der Umbau in Bezug auf Ansaug- und Abgaspfad. Wie sieht denn das genau aus? Welches Kit ist hier in Anwendung (Krümmer, Niederdruck-Saugseite vor dem Verdichter, Schubumluftsystem)?
1. Ist sichergestellt, dass der Turbolader korrekt ohne Latenz auch in Richtung weniger Ansteuerung verstellt? Wenn da was hängt, dann ist schlecht.
2. Welche Software-Parameter sind denn da in Benutzung? Welcher Datensatz?
Es wäre keine gute Idee, nur die Fehlermeldung abzuschalten. Das ist das Symptom, nicht die Ursache. Wie sieht es mit Möglichkeiten für eine Messung mit einem Daten-Logger aus? OBD-Logger können normalerweise die hier gelisteten Größen abgreifen. Also wären namentlich folgende Parameter Identifier (PID) interessant:
04 Calculated engine load (Motorlast in %)
06 Short term fuel trim—Bank 1 (Gemischregler)
08 Short term fuel trim—Bank 2 (Gemischregler)
0B Intake manifold absolute pressure (Saugrohrdruck, wenn die Drosselklappe auf 100% steht, dann ist der Saugrohrdruck = Ladedruck)
0C Engine speed (Motordrehzahl)
0E Timing advance (Zündwinkel)
0F Intake air temperature (Ansauglufttemperatur)
11 Throttle position (Drosselklappenstellung)
44 Commanded Air-Fuel Equivalence Ratio (Lambda-Sollwert, Soll-Gemischverhältnis)
49 Accelerator pedal position D (Gaspedalstellung)------------ ab hier nicht mehr hundertprozentig genormt, daher möglicherweise nicht messbar ------------
70 Boost pressure control (Ladedruckregler)
72 Wastegate control (!)
Im ersten Schritt nicht mehr als das auswählen. Je mehr Größen gewählt werden, desto langsamer werden sie abgetastet. Die Datenraten über OBD sind begrenzt. Aus diesen generischen OBD-Größen wird zwar nicht die Ursache unmittelbar erkennbar werden, aber vielleicht sieht man schon mal was...
Noch eine Anmerkung: Die Temperaturen im Abgas und im Kat kann man vergessen, das sind berechnete Größen, die auf Modellen basieren, die im Serienzustand abgestimmt wurden. Es gibt keine Sensoren. Wenn das System so radikal verändert wird, dann stimmen diese Werte schnell nicht mehr. Ebenso bei "Exhaust pressure" und "Turbocharger compressor inlet pressure".
Wenn ein BMW-spezifischer Logger verwendet wird, sind möglicherweise auch Größen wie der Ladedruck selbst, mehr Reglerparameter oder gar die Systemadaptionen messbar, das weiß ich aber nicht.