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Blog vonDivineComedy

Sun Oct 27 20:30:11 CET 2013    |    DivineComedy    |    Kommentare (0)

Nach 13 Jahren und 230000 km Golf III TDI Variant ( 110 PS ) entschied ich mich im August 2010 zum Kauf eines Vorführ - Polo 6R mit 70 PS ( 5-Türer, Polen Re-Import, ohne ESP ), gemäß dem Motto "Back to the roots". Wendig, das Platzangebot war ausreichend, wenig Luxus-Zubehör ( außer Klimaanlage ), dafür ein "vollwertiges Ersatzrad" - mehr wollte ich nicht. Das Auto fuhr sich sehr gut, die paralell angebotenen 86PS - Benziner waren deutlich teuerer, aber nicht spritziger. Die Diesel waren mir zu teuer, auch im Unterhalt. Kurzentschlossen kaufte ich den "knurrigen" Dreizylinder-Polo. Kurze Zeit später der erste Verarbeitungsmangel: Ein Ende der Fensterzierleiste an der hinteren Tür (Fahrer-Seite) "verbog" sich nach oben. Die "neue" Ersatzzierleiste zeigte kurze Zeit später den gleichen Effekt! Die Werkstatt fixierte nun das eine Ende der Leiste - Effekt: das andere Ende der Zierleiste "erhob sich". Nach nochmaligen Aufsuchen der Werkstatt wurde das "andere Ende" unkonventionell fixiert.
Mehrere Monate später konnte der Tankdeckel nicht mehr geöffnet werden. Ich stand an der Tanksäule und der Deckel ging nicht mehr auf ( trotz unzähligen Benutzen der Fernbedienung ). Eine Notöffnung ( für den Laien ) ist nicht möglich. Tage später ging der Tankdeckel wieder auf. Die Werkstatt wechselte kurzentschlossen den Stellmotor ( auf Garantie ) aus. Seitdem ein Problem weniger. Wenige Wochen später im ersten Winter war kein Saft mehr in der Batterie. Ursache: die Heckklappe war nicht gut genug geschlossen => die Kofferraumbeleuchtung brannte bis zum Exitus der Batterie. Der VW-Notdienst erweckte den Kleinen wieder.
Diese kleinen Zwischenfälle "zwangen" mich zum Abschluss einer Garantieverlängerung ( auf 5 Jahre ). Eine gute Entscheidung! Im Sommer 2012 fuhren meine Freundin und ich mit dem Polo und zwei Rädern auf dem Dach nach Nordfriesland. 10 km vor dem Ziel blinkte die Kühlwasserleuchte auf und mahnte mich zum Anhalten. Der Kühlwasserbehälter war ziemlich leer. Ich griff zum Bordhandbuch und wollte nach der nächsten VW-Werkstatt Ausschau halten. Es war aber kein Werkstättenverzeichnis enthalten, geschweige eine Notrufnummer. Ich rief meine Heimatwerkstatt an und erkundigte mich dort ( sic! ) nach einer in der Nähe liegenden Vertragswerkstatt. Der Kühlwasserbehälter wurde notdürftig mit Mineralwasser aufgefüllt . Der Polo konnte die 18 km lange Reise zur nächsten VW-Werkstatt in Husum antreten.
Werkstatt-Diagnose: Marder-Biss Kühlwasserschlauch. Der vielgeschmähte Dreizylindermotor hat knappe 750 km mit zuwenig Kühlwasser ohne Zylinderkopfschaden durchgehalten !
Ostern 2013 begaben wir uns kurzentschlossen nach Neuharlingersiel in Ostfriesland. Auf dem Rückweg von Neuharlingersiel ins Fränkische macht es in der Nähe von Jever einen kleinen Ruck und es leuchtete eine gelbe Lampe auf. Der Motor lief noch, nahm aber kein Gas an. Wir rollten beschaulich ins nächste ostfriesische Dorf und stellten den Wagen an der zentralen Dorfbushaltestelle ab. Sonntagmittag in der ostfriesischen Provinz ! 36000 km hatte der Kleine schon auf dem Buckel und schon den ersten Liegenbleiber ( auch meinen in 33 Jahren VW ) . Der ADAC diagnostizierte: Drosselklappenpotentiometer defekt ! Fahrzeug nicht mehr fahrbereit ! Muss abgeschleppt werden !Nach knapp 3 Jahren und 36000 km !! Qualität sieht anders aus Herr Dr. Winterkorn ! Das Fahrzeug wurde nach Wilhelmshafen abgeschleppt , die Heimreise mit einem VW Touran fortgesetzt. Der Polo wurde vom ADAC im Sammeltransport zur heimischen Werkstatt gebracht. Die Reparatur kostete knapp 620 €. Die Garantieverlängerung hatte sich nun schon "gelohnt".
Seit heute lässt sich auf der Beifahrerseite die Gurthöhenverstellung nicht mehr verstellen. Der Kunststoffmechanismus in der B-Säule scheint etwas labil zu sein. Ein Fall für die Garantieverlängerung.
Das Fahren mit dem Polo macht mir trotz der obengenannten Zwischenfälle Spass. Jede Steigung ist "spürbar", nur "Treten auf das Gaspedal" reicht nicht aus ( mangelnde Motorleistung ), es muss geschalten werden und der Verkehr im Auge behalten werden. Das geringe Gewicht auf der Vorderachse erhöht die Handlichkeit, gepaart mit dem knurrigen "Motorsound" macht das Kurven und Kurbeln im Mittelgebirge viel Vergnügen. Die Mischung aus Komfort und Handlichkeit passt, die Fahrzeuggrösse und - breite macht im Stadtverkehr und Parkhaus keine Probleme. Die Fahrzeugform ist zeit- und klassenlos. Der Verbrauch schwankt zwischen 5,1 l und 8,9 l, im Durchschnitt werden ca. 6 - 6,5 l Benzin verbraten, der Ölverbrauch ist sehr gering. Über die Haltbarkeit der Steuerkette und der Zündspulen kann ich bis jetzt keine Aussagen machen. Das Fahrzeugkonzept ist überzeugend, mance Details wirken unausgegoren. Bei den Punkten Lampenwechsel, Wischerblätterwechsel, Tankdeckel, Klimaanlage für Scheibenentfrostung gibt es Verbesserungsbedarf seitens VW.
Von VW erwarte ich:
Zuverlässigkeit wie Toyota oder Mazda
kompetente Werkstätten - keine "Kompetenzzentren" ( Kompetenz kommt von Können )
preiswerte Reparaturen ( Stundensätze > 100 € sind schwer vermittelbar )
innovative, ausgereifte und durchdachte Technik - "ingeniös" nicht "betriebswirtschaftlich" ( Stichwort: Lopez )
Stichwort 70 PS:
Im Zeitalter von Termindruck und Stress sind für viele Zeitgenossen 70 PS unvorstellbar wenig Power. Unter 200 PS geht für viele nichts. Und die gleichen Zeitgenossen (A-,B- und C-Promis ) können im gleichen Atemzug in ihrer knappen Freizeit mit asthmatischen Oldtimern bei 80 Km/h im Schnitt durch die Alpen gondeln, lobend den erholsamen Charakter ihrer Oldtimer. Welch ein Widerspruch! In den 80er Jahren war ich mit einem 44 PS starken VW 1303 auf deutschen Autobahnen unterwegs, ich konnte sogar Lastwägen überholen ( Vmax 125 km/h ! ), 1984 - 1989 fuhr ich einen Golf II Diesel. Kein Problem ! Seit 1989 besitze ich einen unkaputtbaren Audi 80 mit 60 PS und 3+E - Getriebe. Er fährt und wirkt entspannend wie ein Zen-Kloster. 70 PS waren damals spritzig und sind heute verkehrsbehindernd ( "nur für den Stadtverkehr tauglich" ). Welche Arroganz!

Gruss

Dieter


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