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Mon Mar 24 18:08:30 CET 2014    |    MrXY    |    Kommentare (21)    |   Stichworte: 7 (AU), Golf, VW

[bild=14]Kürzlich erreichte mich von Motor-Talk die Frage, ob ich nicht den e-Golf testen möchte. Natürlich wollte ich, denn ich bin bisher noch nie ein Elektroauto gefahren.

Auf nach Berlin, dort hat VW das electrified!-Event am Flughafen Tempelhof veranstaltet - dort warteten die verschiedenen Elektromodelle darauf gefahren zu werden: e-Up!, e-Golf und Golf GTE. Der Fokus lag aber klar auf dem e-Golf und so standen uns ein paar solche zur Verfügung. Zu zweit kurvten wir rund 1,5 Stunden durch den Feierabendverkehr in Berlin.[mehr]

Jetzt denkt ihr vermutlich "oh je, ausgerechnet den Feierabendverkehr habt ihr erwischt, das ist ja die Hölle". Aber die Befürchtung wird sich nicht bestätigen, denn es gäbe keine passendere Umgebung für ein Elektroauto. Dann mal rein ins Auto und schauen, was uns dort erwartet. Auf den ersten Blick sieht alles wie gewohnt aus - Automatikwählhebel, Tacho mit Farbdisplay, Discover Pro, ACC, Spurhalteassistent, Autohold, alles was man vom Golf 7 kennt und erwartet ist da. Ich werde mich in diesem Fahrbericht auf die Besonderheiten des e-Golfs konzentrieren, über den Golf 7 TDI habe ich ja schon einen Bericht geschrieben.
Blaue Akzente (besonders schick die Leuchtstreifen in den Zierleisten) und ein besonders gezeichnetes Tagfahrlicht geben von innen und außen einen Hinweis, dass es sich um einen E-Golf handelt. Auch die Armaturen weichen etwas ab: Ladezustand statt Tankanzeige, Systemstatus statt Kühlwassertemperatur und die Anzeige der Leistungsabgabe bzw. Rekuperation statt dem Drehzahlmesser. Mir persönlich würde Tacho und Ladezustand reichen, die anderen Anzeigen wirken etwas als ob man den Platz füllen musste.

[bild=2]Dann mal los. Nur wie eigentlich? Wählhebel auf D stellen, Gas geben - nichts. Nur die Anzeige "bitte den Motor manuell starten". Na gut, Zündschlüssel in Startposition drehen, Gas geben - nichts. "Wählhebel in Position P oder N bewegen". Also gut, Wählhebel auf P, Zündschlüssel nochmal in Startposition und es tut sich was: eine grüne "Ready"-Anzeige im Kombiinstrument signalisiert, dass der Motor jetzt läuft. Nun, das stimmt wohl auch nicht, wir stehen ja noch. Sagen wir der Motor ist betriebsbereit. Ein Tritt aufs Gas und siehe da - wir fahren los. Das Prozedere ist nicht wirklich intuitiv, da es für ein Elektroauto keinen technischen Grund gibt, warum das Starten in "D" nicht möglich sein sollte. Natürlich muss versehentliches Losfahren verhindert werden, aber ich würde mir hier eine bessere Lösung wünschen.

Fahrkomfort und Fahrgefühl

[bild=7]Wie fühlt sich das Fahren denn an? Erstmal etwas surreal - völlige Stille, auch die minimalen Abrollgeräusche der Leichtlaufreifen ändern daran nichts. Ein kurzer Test mit der Hupe beruhigt mich, mein Gehör ist offenbar noch in Ordnung. Dann mal ab in den Stadtverkehr, das Discover Pro weißt uns den Weg, VW hat eine Strecke vorgeschlagen, wir haben sie noch etwas erweitert.

Das Gefühl ist schwer zu beschreiben, im Prinzip stellt das Fahrverhalten alles bisher dagewesene in den Schatten. Man kann völlig ruckfrei anfahren und anhalten, das gelingt sonst allenfalls einem auf Komfort ausgelegten V8 oder V12 mit sauber abgestimmten Wandlerautomat. Mit einem normalen Golf ist ein derartiger Fahrkomfort im Stop & Go jedenfalls unter keinen Umständen erreichbar. Als Handschalter sowieso nicht und auch das DSG kommt da bei weitem nicht ran.
Vor allem als Fahrer fällt noch ein zweiter Effekt auf: das Gaspedal reagiert völlig verzögerungsfrei. Das funktioniert bei einem Verbrennungsmotor schon aus Prinzip nicht und ist unbeschreiblich genial. Auch ein Go-Kart kann keinen derartigen Fahrspaß bieten.

[bild=9]Jede rote Ampel ist eine Freude, vor allem beim Start in erster Reihe. Da kann man auch ruhig mal den Ampelstart verschlafen, kurz aufs Gas tippen und schwupp ist man vorbei. Quietschende Reifen bekommt man auf der Geraden dabei kaum hin, die Abstimmung kann man als perfekt bezeichnen. Auch das Lückenspringen macht Spaß: ein zweite Reihe-Parker blockiert die rechte Spur? Kein Problem, kurz Gas, links einsortiert und nach dem Hindernis wieder auf die rechte Spur. Wahnsinn.

Allerdings auch äußerst gefährlich - damit meine ich nicht die Unfallgefahr, da könnte allenfalls das völlig lautlose Herangleiten ein Problem sein. Das würde ich aber nicht überbewerten, ich sehe keine Notwendigkeit für künstliche Geräuschgeneratoren. Nein, ich meine vielmehr das Konto in Flensburg: durch die fehlende Geräuschkulisse und die sofortige Beschleunigung verliert man leicht das Gefühl für die Geschwindigkeit und merkt leider nicht selten "hoppla, schon wieder 90".

[bild=10]Eine weitere Sache muss ich noch erklären: mit dem Fahrstufen-Wählhebel kann man zwischen vier verschiedenen Rekuperationsstufen wählen (technisch funktioniert das wie eine manuelle Schaltfunktion bei Automatikgetrieben): in der höchsten Stufe, die in der Stadt sehr angenehm ist, verzögert das Auto beim Loslassen des Gaspedals schon ziemlich stark. Damit kann man viele Ampeln ganz ohne Bremse anfahren. Auf der Autobahn taugt das nicht, dort bietet sich eine geringe Rekuperation an.

Um den Fahrbericht abzurunden möchte ich noch erwähnen, dass der Akku zwischen den Achsen platziert ist - 318 kg im mittleren unteren Bereich des Fahrzeugs. Damit liegt der Schwerpunkt sehr tief, was der Fahrdynamik sehr zu Gute kommt.

Dinge, die mich noch von einem Kauf abhalten würden

[bild=13]Wer noch nicht aufgehört hat zu Lesen wird denken "wow, da hat ja mal jemand eine richtig rosa-rote VW-Brille auf". Da möchte ich widersprechen. Denn obwohl VW mit dem e-Golf nach den Tesla-Modellen das in meinen Augen beste Konzept für ein Elektroauto auf dem Markt hat, würde ich ihn nicht kaufen.

Hoppla, wie kann das nach soviel Lobhudelei denn sein? Zum einen muss man bedenken, dass VW als Standort für das Event nicht zufällig Berlin gewählt hat. So ein Auto gehört in den Stadtverkehr, in den Geschwindigkeitsbereich von 0-80 km/h, in den Stop & Go-Verkehr. Wobei ich meine Stamm-Strecke mit hohem Überlandanteil auch problemlos damit bewältigen könnte, aber mit weniger Fahrspaß.

[bild=15]Mich würden folgende Punkte vom Kauf abhalten:
a) die Kosten. Natürlich ist ein Preis von 34.990 Euro eine Ansage, aber ich sehe diese Fahrzeuge als Zweitwagen um zur Arbeit zu pendeln und in der Stadt herumzufahren. Dafür ist es dann schon wieder relativ teuer und die hohe Ausstattung vielleicht gar nicht nötig. Auf der Haben-Seite steht allerdings die "einfachere" Technik - es wird weder der Endschalldämpfer durchrosten, noch sind Öl- oder Zündkerzenwechsel nötig. Und auch der Bremsverschleiß wird durch die Rekuperation wesentlich niedriger sein.
b) die Haltbarkeit. Der Akku ist unter dem Fahrzeug, da kommt neben hohen Kosten für das Batteriepaket noch enormer Arbeitsaufwand dazu. Zahlen gibt es dafür keine, denn über den Austausch möchte man bei VW nicht reden. Hier bekommt man nur ausweichende Antworten mit der Aussage "der Akku ist für die Lebensdauer des Fahrzeugs ausgelegt, das sind etwa 16 Jahre". Entschuldigung VW, aber das sprengt einfach meine Vorstellungskraft. Man zeige mir ein Handy oder ein Notebook aus dem Jahr 1998, dessen Akku noch mehr als 10% Restkapazität hat, wenn er nicht völlig tot ist (natürlich gibt es technischen Fortschritt, aber für derart revolutionär halte ich ihn im Akku-Bereich bisher nicht). Auch konventionelle Antriebe haben Ausfallrisiken, aber die sind halbwegs bekannt und kalkulierbar. Da weiß man auch, was nach 5 Jahren noch an Restwert zu erwarten ist, beim Elektroauto ist das in meinen Augen nicht vorhersehbar.

Natürlich sind das subjektive Ängste, die teilweise unbegründet sein mögen. Daher seht das bitte als meine persönliche Meinung an, nicht als objektive Aussage.

[bild=6]Die Entwicklung geht aber in die richtige Richtung, das Fahrzeug ist absolut alltagstauglich, bis auf ein um 40l verringertes Kofferraumvolumen gibt es keine Einschränkungen gegenüber den konventionell angetriebenen Gölfen. Für mich würde ein Plugin-Hybrid (der übrigens noch in diesem Jahr mit 50km Reichweite auch im Golf verfügbar sein wird) vermutlich erstmal interessanter sein.

Was braucht er denn eigentlich?
Der Normverbrauch liegt bei 12,7 kWh/100km, bei einem Strompreis von 0,28€/kWh liegt man also bei 3,56€/100km. Zusammen mit den mutmaßlich geringeren Wartungskosten ist das natürlich günstig.

Alle Fotos

[galerie]


Wed Nov 21 14:51:36 CET 2012    |    MrXY    |    Kommentare (5)    |   Stichworte: 7 (AU), Golf, VW

Im Rahmen der Aktion "Der Golf bewegt Deutschland" hatte ich die Möglichkeit etwa 200 Kilometer bzw. 3 Stunden den im Titel genannten Golf zu bewegen. Die Strecke bot einen bunten Mix - von dichtem Stadtverkehr mit Stop & Go über Landstraße bis hin zur unbeschränkten Autobahn war alles dabei. Etwa 2/3 der Strecke wurden Abends zurückgelegt.[mehr]

Antrieb

Der 150 PS-TDI ist für einen Diesel sehr laufruhig und eine souveräne Motorisierung. Im Vergleich zum 105 PS 1.6 TDI den ich im Golf 6 Plus mal gefahren bin geht er um Welten besser. Allerdings fühlt er sich doch etwas träge an, weshalb er keine Spur spritziger wirkt als der 122 PS-TSI. Die 30 PS Mehrleistung machen sich in meinen Augen (subjektiv) nur in einer höheren V-Max bemerkbar (220 am Tacho lassen sich in der Ebene ohne großen Anlauf erreichen). Objektiv zieht er sicher besser durch, aber zumindest ich konnte das subjektiv nicht bestätigen. Das DSG6 fährt sich erstaunlich ähnlich dem DSG7, hier habe ich weder im positiven noch im negativen Sinne einen nennenswerten Unterschied bemerkt. Wenngleich es ein sehr gutes Getriebe ist steht es im Komfort doch deutlich hinter modernen Wandlerautomaten, insbesondere in der Stadt.

Der Komfort der Start/Stopp-Automatik ist okay, aber in Kombination mit dem Autohold gelingt damit kein wirklich sanfter Start. Ich bin kürzlich eine C-Klasse mit 7G-Tronic gefahren, da war das Start/Stop wesentlich besser umgesetzt, nämlich so dass es mit dem Fuß absolut fein steuerbar und überhaupt nicht störend war. Der Beifahrer hat von dem System dort nichts mitbekommen (es war allerdings zugegebenermaßen ein Benziner), beim Golf merkt auch der Beifahrer wenn der Motor an und aus geht.

Der Verbrauch lag nach 150km bei 6,8l/100km, davon etwa 15 km Vollgas auf der Autobahn, die Hälfte der restlichen Zeit 60-110, die andere Hälfte ~ 130. Der TSI dürfte einen bis eineinhalb Liter mehr brauchen, allerdings hätte ich einen etwas niedrigeren Verbrauch erwartet.

Design

Ist okay 😉 Um ehrlich zu sein ist mir der Punkt nicht so wichtig, solange die inneren Werte passen. Daher möchte ich da gar nicht viele Worte darüber verlieren, ist ohnehin ein sehr subjektiver Aspekt. Die Klavierlack-Optik im Innenraum sah nach 5500km des Fahrzeugs nicht mehr so richtig schön aus (viele Fingerabdrücke), im eigenen Auto müsste man sehr pfleglich damit umgehen.

Die LED-Innenbeleuchtung wirkt richtig schick, auch die Ambientebeleuchtung in der Tür macht sich sehr gut.

Bedienung & Komfort

Generell empfand ich die meisten Funktionen als selbsterklärend, ich hatte keine Probleme mich zurechtzufinden - einige Tricks würden sich durch Lesen des Handbuchs aber sicher noch erschließen. Das fast überfrachtete Lenkrad stört mich nicht, aber rechts sind manche Tasten schlecht angeordnet, sodass "Pfeil nach oben" und "Pfeil nach unten" nicht wirklich gut zu drücken sind (man muss aufpassen nicht auf die silberne links/rechts-Wippe zu kommen). Der Tempomat am Lenkrad ist dagegen sehr gut zu bedienen, gerade für das ACC sicher eine bessere Lösung als ein separater Lenkstockhebel.

Beim User-Interface galt offenbar "Evolution statt Revolution", die MFA ist beispielsweise recht ähnlich der des Golf 6, aber etwas intuitiver. Vorteil ist, dass die MFA Plus jetzt eine viel höhere Auflösung hat, sodass sie zwar s/w ist, aber schön scharf. Kein Vergleich zur Augenkrebs-MFA+ des Golf 6. Die Fahrzeugeinstellungen gehen jetzt übers Navi, was ich als sinnvoll empfinde. Außerdem endlich auch während der Fahrt möglich.

Im Bordcomputer gibt es jetzt neben "ab Start" und "Langzeit" noch den Verbrauch und die Strecke ab dem letzten Tanken - angeblich bemerkt das Fahrzeug den Tankvorgang von selbst, sodass kein manueller Eingriff nötig ist. Die Infos lassen sich alternativ auch am Navi anzeigen, wenn einem die MFA zu klein ist.

Die Ergo-Sitze sind gut, wobei ich die Massagefunktion nicht als so angenehm empfinde als dass ich sie bräuchte (immerhin kann man die Intensität einstellen). Allerdings sind die Komfortsitze des Golf Plus in meinen Augen genauso bequem, auch hier kann ich mehrere Stunden völlig entspannt fahren.

Infotainment

Am Navi gibt's kaum etwas auszuzusetzen, der Annäherungssensor ist pfiffig (die Menüleiste wird erst eingeblendet, wenn sich die Hand dem Display nähert), die Bedienung intuitiv und die Animationen hübsch und flüssig. In Listen kann man jetzt auch mit dem rechten Drehknopf scrollen und bestätigen - eine Funktion, die ich beim RNS510 schmerzlich vermisse. Auch die Kartendarstellungen mit 3D-Gebäuden in Städten macht sich gut (wobei man dazu schon sehr nah heranzoomen muss).

Hervorheben möchte ich die Cover-Anzeige und die Möglichkeit Vignetten- und Mautstraßen separat ausschließen zu können. Wenn ich beim RNS510 Mautstraßen vermeiden lasse, führt er mich trotzdem über österreichische Autobahnen. Ebenfalls positiv ist die Radiotext-Darstellung: in der Radio-Ansicht steht das unter dem Sendernamen, sodass alles im Blick ist: Sendername, Radiotext und Stationstasten

Der Sound war erstaunlich gut, die Türen scheinen etwas stabiler als bei den Vorgängern, sodass sattere Bässe möglich sind.

Ein Minus habe ich aber doch gefunden: die Sprachbedienung - in meinen Augen ein großer Rückschritt gegenüber dem RNS510. Das war zwar etwas träge, hat aber fast alles verstanden. Mit dem Discover Pro ist mir kein vernünftiger Dialog gelungen, das ist definitiv nicht Stand der Technik, vor allem wenn man sieht was bei der FSE Premium im Golf 6 möglich ist oder auch beim Ford Sync-System, das zumindest in den USA grandios funktioniert (die deutsche Variante konnte ich noch nicht testen).

Assistenzsysteme

Das ist im Prinzip die größte Neuerung gegenüber dem Golf 6. Generell ist das Fahren mit ACC, Spurhalteassistent, DSG und DLA (Dynamic Light Assist) unglaublich entspannt, weil man sich um nichts kümmern muss.

ACC: ein Feature, das man eigentlich unbedingt haben muss. Es gibt nichts besseres als einen Tempomat, der automatisch auch auf den Abstand achtet. Wenn man einen Vordermann hat braucht man auch bei kompletten Ortsdurchfahrten nichts machen. Selbst in der Stadt funktioniert das System (bis zum Stillstand), solange man noch minimal rollt gibt es auch von selbst wieder Gas (beispielsweise wenn die Ampel gerade auf grün schaltet und man auf die gerade losfahrende Schlange aufschließt). Sobald man mal steht muss man das Gas sonst kurz antippen. Allerdings fährt es da eher defensiv, da der Abstand zum Vordermann nach dem Stillstand erst aufgebaut werden muss. Der Abstand ist in 5 Stufen einstellbar, da ist für jeden was dabei.
Auf der Autobahn muss man rechtzeitig zum Überholen ausscheren, sonst bremst das ACC schon - ich schere normal etwas später aus, aber daran kann man sich gewöhnen.
Nachteil: der Tempomat lässt sich anscheinend nur noch in 10km/h-Schritten justieren, eine Feinjustierung wie im Golf 6 scheint nicht mehr möglich. Vielleicht aber auch eine Fehlbedienung meinerseits?

Spurhalteassistent: funktioniert perfekt, auch bei Nacht (ich glaube aber erst ab 60 km/h). Wenn man die Hände entspannt am Lenkrad hat, hält sich das Auto kaum spürbar in der Spurmitte, vor allem bei Geschwindigkeiten nahe der V-Max ist das äußerst angenehm. Leider muss man ab und zu mal bewusst etwas am Lenkrad "ziehen", sonst fängt man sich einen Alarm ein - das finde ich nicht gut gelöst, hier sollte geprüft werden ob man das Lenkrad sicher im Griff hat und nicht ob man (unnötigerweise) lenkt, nur um zu sagen "hier bin ich". Der Alarm (bitte Lenkung übernehmen) ist relativ schrill und kommt relativ oft - hier sind die Mitfahrer dann wieder wach. Spurwechsel ohne Blinken sind übrigens kein Problem, die Lenkkraft des Assistenten ist gering und kann mühelos ignoriert werden.

Müdigkeitserkennung: macht in meinen Augen in Kombination mit dem Spurhalteassistent keinen Sinn, weil der sowieso warnt wenn man nicht lenkt. Innerorts und auf Straßen ohne Fahrbahnmarkierungen oder bei Schnee (also Situationen, in denen der Spurhalteassistent nicht arbeiten kann) funktioniert es vermutlich, aber das dürften nicht die klassischen Situationen für Sekundenschlaf sein.

Schildererkennung: funktioniert perfekt, auch bei Nacht. Die aktuelle Geschwindigkeitsbegrenzung wird oben in der MFA angezeigt, sodass sie immer im Blick ist. Auch in der Kartenansicht des Navis sieht man die Schilder, dort auch mehrere (z.B. Geschwindigkeitsbegrenzung & Überholverbot).

Dynamic Light Assist: die dynamische Lichteinstellung funktioniert sehr zuverlässig, das heißt der Gegenverkehr und vorausfahrende Fahrzeuge werden sauber ausmaskiert. Leider ist das System sehr träge, wenn kein Fahrzeug mehr im Blick ist - bis man dann mal Fernlicht hat ist mitunter schon das nächste Auto zu sehen. Auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung und eine klare Verbesserung in Situationen in denen man bei konventionellen System das Fernlicht nicht einschalten kann. Aber da werden wir meiner Erwartung nach in einigen Jahren noch wesentlich bessere Systeme sehen.

OPS: das OPS beherrscht jetzt die 360°-Ansicht und zeigt auch Hindernisse neben dem Auto an (dabei messen die Sensoren des Parklenkassistenten den Abstand im Vorbeifahren und die Position wird dann anhand der Fahrzeugbewegung berechnet; sollte ein Objekt neben dem Auto aus dem Boden schießen wird es nicht angezeigt). Mit einem gelben Schweif wird die Fahrtrichtung gemäß des Lenkeinschlags dargestellt. Letzteres ist eher ein optisches Gimmick als wirklich von Nutzen. Rückfahrkamera hatte das Fahrzeug leider nicht, das heißt ich weiß nicht ob dort jetzt auch die Fahrtrichtung angezeigt wird?

Fazit

Alles in allem hatte ich den Eindruck, dass das Auto nicht neu erfunden, sondern behutsam weiterentwickelt wurde (auch wenn es natürlich ein komplett neues Fahrzeug ist). Neues Design, aber trotzdem als Golf zu erkennen. Gerade die Assistenzsysteme sind wirklich super gelungen, den Motor würde ich hingegen nur bei extrem hohen Fahrleistungen wählen - andernfalls dürfte man mit einem TSI besser bedient sein.

Ein Umstand, der VW auszeichnet ist auch dieses Mal wieder gelungen: wenn man wieder zurück in den Vorgänger steigt, hat man dennoch nicht das Gefühl in einem alten Auto zu sitzen.


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